Susanne Gehrmann-Röhm

Groß war das Interesse am Dorfgespräch zur geplanten Flüchtlingsunterkunft an der Hilzinger Straße. Rund 120 Bürger, darunter viele direkte Anwohner aus dem Gebiet Heilsberg, erfuhren von Bürgermeister Michael Klinger, warum die Gemeinde den Standort so kurzfristig gewählt hat. Einige Leute äußerten ihren Unmut recht drastisch.

In der letzten Sitzung vor der Sommerpause hatte der Gemeinderat mit großer Mehrheit entschieden, eine weitere Flüchtlingsunterkunft nicht am Kornblumenweg zu bauen, sondern auf einem Grundstück am Ortsausgang an der Hilzinger Straße. "Wir wollen die Unterbringung lieber dezentral haben", hatte Bürgermeister Michael Klinger in der Sitzung begründet. Hauptgrund für die schnelle Entscheidung war der schon zugesagte Zuschuss in Höhe von 380 000 Euro, der nun in der Hilzinger Straße eingesetzt werden kann. Das Gebäude wird 1,6 Millionen Euro kosten, davon 200 000 Euro für das Grundstück. Zur neuen Standortwahl sagte Klinger, der Gemeinderat habe immer wieder gesagt, dass man keine Ghettobildung möchte. Deshalb sei man von einem zweiten Gebäude am Kornblumenweg abgekommen. Der Baubeginn für das Haus an der Hilzinger Straße soll im Herbst 2018 sein.

"Natürlich ist eine Flüchtlingsunterkunft in der Nähe nicht das, was wir uns wünschen", sagte Ingeborg Göger, die in der Nähe wohnt. Sie ist aber der Meinung, dass die Transparenz bezüglich des Vorhabens da ist und fand es befremdlich, dass Gegner des Projektes Briefe im Gebiet Heilsberg verteilt haben, ohne einen Absender anzugeben. Andrea Buchholz stellte die Frage in die Runde, wer denn überhaupt schon Kontakt zu Flüchtlingen habe? "Wieso gibt es solche Vorurteile?" Man könne unter den Flüchtlingen auch Freunde finden, sagte sie.

Peter Waldschütz, auch der Verfasser des Briefes, stellte sich vehement gegen das Vorhaben. Er ist der Meinung, der Gemeinderatsbeschluss vom 25. Juli sei fragwürdig, da die Unterkunft im Kornblumenweg geplant war. "Ich bin strikt dagegen, und wenn dort gebaut wird, wird es bald eine Bürgerinitiative geben", kündigte er an. Einige Bürger hätten sich ein Dorfgespräch vor der Gemeinderatsentscheidung gewünscht und fühlen sich jetzt vor vollendete Tatsachen gestellt. "Die Flüchtlingsproblematik ist ein sensibles Thema. Deshalb wäre es vorteilhaft gewesen, wenn man vorher mit den Anliegern gesprochen hätte", sagte Hans-Dieter Steiert. Roland Fahr brach jedoch eine Lanze für den Gemeinderat. "Fakt ist, dass wir Flüchtlinge aufnehmen müssen und eine dezentrale Lösung finde ich in Ordnung. Außerdem kann jeder an den öffentlichen Sitzungen teilnehmen", so Fahr.

Bis heute leben in Gottmadingen 200 Flüchtlinge in Anschlussunterbringungen. Sie werden von der Flüchtlingshilfe betreut. Und es werden weitere kommen, sagt Klinger. Um die Menschen unterzubringen, habe die Gemeinde nicht nur das Haus im Kornblumenweg gebaut, sondern auch Wohnungen gemietet, zudem schufen Wohnungsbaugesellschaft und Kirchengemeinden Platz.

Suche nach Wohnungen

Wer eine Wohnung für Flüchtlinge zur Verfügung stellen kann: Die Mietverträge schließt die Gemeinde ab und garantiert pünktliche Mietzahlung. Verschiedene Gottmadinger haben bereits Wohnraum zur Verfügung gestellt und durchweg gute Erfahrungen gemacht. Die Flüchtlinge werden von Helferkreis BiG (Bürgerhilfe in Gottmadingen), AWO und Gemeinde betreut. Ansprechpartner: Flüchtlingsbeauftragter Martin Rauwolf, Telefon (0 77 31) 90 82 72, E-Mail: hauptamt@gottmadingen.de oder die BiG, Ulrike Konrad, (0 77 31) 79 69 12, big.gottmadingen@gmx.de