Herr Rey, wie ist die Saison bei der Schweizerischen Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein gelaufen?
Wir hatten einen sehr erfreulichen Start. Bis Ende Mai lagen die Passagierfrequenzen 15 Prozent über dem Vergleichszeitraum im Vor-Corona-Jahr 2019. Der niedrige Wasserstand, weswegen wir zwischen Diessenhofen und Stein am Rhein nicht fahren können, hat zu einem Rückgang der Passagierzahlen geführt. Dann kamen noch die hohen Temperaturen dazu, bei denen ältere Leute lieber in der kühlen Wohnung bleiben und Familien ins Bad gehen. Das verursachte nochmals einen Passagierrückgang.
Wie wirkt sich das Niedrigwasser aus?
Wir können alle Landestellen bedienen. Der Fahrplan zwischen Kreuzlingen und Stein am Rhein läuft im regulären Betrieb. Zwischen Schaffhausen und Diessenhofen verkehren täglich vier bis fünf Rundkurse zu gewohnten Abfahrtszeiten ab Schaffhausen.

Haben die Leute nach Corona Nachholbedarf für eine Auszeit auf dem Rhein?
Das haben wir bereits an den Feiertagen im Frühjahr gemerkt, als wir fast doppelt so viele Passagiere auf unseren Schiffen begrüßen konnten als im Jahr 2019. Wir sind auch überzeugt, dass ein angenehmer Herbst nochmals viele Passagiere bringen wird.
Wie hoch ist der Umsatz?
Per Ende August gehen wir von einem Umsatzrückgang von etwa 18 Prozent aus. Hinzu kommen jedoch noch Mehrkosten für den teureren Diesel und den unvorteilhaften Euro-Wechselkurs. Die Passagierzahlen liegen knapp 80 Prozent über dem Vergleichszeitraum von 2020, und 16 Prozent über 2021.

Wie gleicht die URh diese Verluste aus?
Über Gewinne in den Folgejahren, die durch attraktive Ausflüge und neue Angebote erwirtschaftet werden sollen. Zudem wird der neue Partner für die Bordgastronomie mit besonderen Leckereien die Fahrt auf Untersee und Rhein zusätzlich bereichern.
Werden die Ticket-Preise erhöht?
Weil wir Halbtax- und Generalabonnemente akzeptieren und aus dem Einnahmentopf dieser Abos Entgelte erhalten, können wir nicht eigenhändig die Preise erhöhen. Wir haben in der entsprechenden Kommission für kommendes Jahr aber einen Antrag gestellt.

Besteht Hoffnung, dass der Abschnitt Diessenhofen-Stein am Rhein bald wieder befahren werden kann?
Dieser Starkregen hat uns genügend Wasser gebracht, um nicht weitere Einschränkungen umsetzen zu müssen. Für einen durchgehenden Betrieb müsste der Pegel nochmals dauerhaft um mindestens 20 Zentimeter steigen. Davon gehen wir nicht aus und werden wir bis Ende der Saison den Niedrigwasser-Fahrplan beibehalten müssen.
Zu Firma und Person
Remo Reys Herz schlägt für den Tourismus. Seinen ersten Lohn verdiente er mit Soft-Ice-Verkauf an Genfersee-Touristen. Rucksack-Reisen durch Nord-, Mittel- und Südamerika öffneten ihm den Horizont. Jetzt entdeckt er mit seiner Familie die Schweiz und Europa. Über zehn Jahre verantwortete Rey die touristische Vermarktung von Stadt und Region Winterthur. Als Direktor der traditionsreichen Schifffahrt auf Untersee und Rhein ist er heute noch näher am Tagestourismus.
Die Flotte der Schweizerischen Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein umfasst die Schiffe MS Schaffhausen, MS Thurgau, MS Arenenberg, MS Munot, MS Stein am Rhein und MS Konstanz. Auf der 50 Kilometer langen Kursstrecke werden 18 Landestellen angefahren. Im letzten Jahr betreuten 29 Mitarbeitende rund 275.000 Fahrgäste und sorgten für einen Unternehmenserfolg von rund 300.000 Franken. (thg)