Davon träumt Roland Hilgartner, seit er auf Bäume im Urwald klettert: Der Direktor am Affenberg in Salem weiß, dass Affen in luftiger Höhe ihr größtes Talent entwickeln. Wenn sie in den Baumwipfeln von Ast zu Ästchen springen, geschieht dies in einer tänzerischen Leichtigkeit, die uns tapsige Menschen nur staunen lässt.

Jetzt aber selbst in luftiger Höhe sitzen und die Turnübungen der Affen auf Augenhöhe beobachten? Ja, das soll über einen Baumpfad, einen Treewalk, künftig für die Besucher des Affenbergs möglich sein.

Video von einem Besuch auf unfertigem Baumpfad

Die Bauarbeiten sind momentan im vollen Gange. Die Affen unternahmen schon erste Erkundungstouren, wie Fotofallen zeigen. Nun wurde auch der SÜDKURIER – bei aller Vorsicht – auf die ersten Schritte überm Abgrund mitgenommen.

Den Affen ganz nah - wir nehmen Sie mit zur Baustelle vom Treewalk am Affenberg in Salem Video: Hilser, Stefan

Tatsächlich spielt sich das Leben der Berberaffen zu bestimmten Jahreszeiten vorwiegend in den Baumwipfeln ab – nicht entlang der Besucherpfade. Im Frühling, so Hilgartner, schätzen die Affen die frischen Buchenblättern. Im Herbst pflücken sie die reifen Bucheckern. Davon bekamen die Besucher am Boden bislang nicht so viel mit. Das soll sich aber bald ändern.

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Der Baumpfad öffnet Mitte September, kündigt der Parkleiter an. Entwickelt von der Firma Cambium aus Leutkirch im Allgäu, werden derzeit Plattformen, Hängebrücken, Treppen und Netze als mobiles Bauwerk mit flexiblen Bändern und mit Stahlseilen an den Stämmen der alten Buchen befestigt.

Die Affen halten Abstand zu den Arbeitern der Firma Cambium. Noch. Doch überwinden sie ihre Skepsis immer mehr, stellt Cambium-Inhaber Simon Cassier fest, und meint belustigt: „Die Affen kommen immer näher.“

Roland Hilgartner, Direktor am Affenberg Salem, steht auf einem noch nicht fertig gebauten Baumpfad.
Roland Hilgartner, Direktor am Affenberg Salem, steht auf einem noch nicht fertig gebauten Baumpfad. | Bild: Hilser, Stefan

Nebeneinander von Mensch und Tier

Hilgartner ist sich sicher, dass die Affen den Baumpfad genauso annehmen werden. Es herrsche dann dort ein friedliches Nebeneinander von Mensch und Affe, so wie entlang der normalen Besucherpfade. Seit coronabedingt kein Popcorn mehr ausgegeben wird, so die Freude Hilgartners, nehme die Beobachtungsgabe der Besucher zu. Statt die Hand mit Popcorn hinzuhalten, öffneten sie ihre Augen und studieren das natürliche Verhalten der Primaten. Aus Besuchern Forscher zu machen, das ist der Traum des Parkleiters.

Am Affenberg wird aktuell ein Baumpfad gebaut. Bevor Besucher hier mit Affen auf Augenhöhe zwischen den Buchen klettern dürfen, müssen ...
Am Affenberg wird aktuell ein Baumpfad gebaut. Bevor Besucher hier mit Affen auf Augenhöhe zwischen den Buchen klettern dürfen, müssen noch Netze und andere Sicherheitsvorkehrungen montiert werden. | Bild: Hilser, Stefan

Das Projekt hat für den Biologen Hilgartner noch einen weiteres Ziel, nämlich den Besuchern auf anschauliche Weise das Thema Artenvielfalt aufzuzeigen. Beim Wald am Affenberg handle es sich um einen „exklusiven Wald“, der auf Natürlichkeit, und nicht auf forstwirtschaftlichen Profit hin, angelegt ist. „Bei uns dürfen die Bäume stehen bleiben, bis sie umfallen.“ Auf die Sicherheit der Besucher werde natürlich geachtet. Doch Totholz bleibt liegen – und fördert neues Leben.