Es bleibe einem nichts anderes übrig, erklärt die 12-jährige Senasi, sie muss in die Schule gehen. Beziehungsweise mit dem Bus fahren, wenn der Schulweg etwas weiter ist. In der Schule mache sie sich keine Sorgen, erklärt die Gymnasiastin. Dort werde auf Hygiene geachtet, aber auch darauf, dass die Schüler den in der Corona-Pandemie gebotenen Abstand einhalten.

Schüler finden in den Bussen oft keinen Sitzplatz
Ganz anders sei das, wenn sie im Bus sitze. Sofern sie überhaupt einen Sitzplatz findet. Oftmals heißt es, im Gang stehen. Das sei so eng wie in der sprichwörtlichen Sardinen-Dose, bestätigen Senasis Mitschüler in der 7 d des Gymnasiums am Markdorfer Bildungszentrum (BZM).

Sorgen wegen des vermeintlich größeren Infektionsrisikos in drangvoll engen Bussen machen sich unterdessen auch Eltern. Zum Beispiel die von Ronja. „Morgens bringt mich mein Vater zur Schule“, erklärt die Zwölfjährige.

Eltern haben Angst, dass sich die Kinder im Bus anstecken
„Aus Angst, dass sich ihre Kindern in den vollgestopften Bussen mit dem Corona-Virus anstecken könnten“, so erklärt Anita Fauser vom Elternbeiratsvorstand des Gymnasiums, „haben sich bereits vor den Sommerferien besorgte Eltern bei uns gemeldet.“
Auf offene Ohren sei der Elternbeirat bei der Schulleitung gestoßen. Schulleitungen und Elternbeirat hätten sich schon vor Monaten an das Landratsamt gewandt. Der Kreis ist zuständig für die Schülerbeförderung. Die Bitte um zusätzliche Busse wurde indes abschlägig beschieden, so Fauser.
Land stellt zehn Millionen für zusätzliche Busfahrten in Aussicht
Unterdessen hat sich die Situation verändert. Das baden-württembergische Ministerium für Verkehr stellte einen Zuschuss von zehn Millionen für zusätzliche Busfahrten in Aussicht. Der Elternbeirat reagierte prompt. „Wir haben bei den Eltern der Schüler am Gymnasium eine Anfrage gestartet, wann welche Busse überfüllt fahren“, sagt Anita Fauser. Die Ergebnisse dieser Befragung erhielt das Busunternehmen Wegis in Bermatingen-Ahausen – außerdem auch Vorschläge für Zusatzfahrten.
Dass gezählt wird, habe der Kreis auch vom Bermatinger Busunternehmen verlangt, erklärt Gymnasialdirektorin Diana Amann. Mehr noch, auch die BZM-Schulen mussten ermitteln, wie viele ihrer Schüler den Bus benutzen. Keine leichte Aufgabe, so die Rektorin. „Wer weiß denn heute schon, welche Schüler im Herbst bei nass-kaltem Herbst vom Fahrrad auf den Bus umsteigen?“

Derzeitiger Stand der Zählung ist, dass an fünf Wochentagen rund 500 Schüler mit dem Bus fahren. Es sei übrigens falsch, von Schulbussen zu sprechen, erklärt Amann. Zumal die Schüler in eigens auf die Unterrichtszeiten abgestimmten Linienbussen transportiert werden – zusammen mit „ganz normalen Fahrgästen“.
Lob für Busunternehmen Wegis
Viel Lob kommt seitens der Schulleitungen für das Busunternehmen Wegis. Das habe nach dem Lockdown, zwischen dem Ende der Pfingst- und dem Beginn der Sommerferien zusätzliche Busse eingesetzt, damit die Schüler sich morgens und mittags verteilten – und besser Abstand halten konnten.
Diana Amann betont ihr Verständnis für die Busfahrer. „Die befinden sich schon in einer Zwickmühle.“ Dass sie die Türen schließen, um die Fahrgäste nicht noch enger zusammenrücken lassen zu müssen, sei nachvollziehbar. Auch wenn die Stehen-Gelassenen buchstäblich das Nachsehen haben.

„Die Situation ist brenzlig“, erklärt Christian Wegis. Der Geschäftsführer von Omnibus Wegis beschreibt die Lage nach dem Ende der Ferien als „angespannt“. Man sei bemüht, „schnellstmöglich Abhilfe zu schaffen“. Derzeit werde noch gezählt. Erst danach könne entschieden werden, auf welchen Strecken Verstärkungsbusse zum Einsatz kommen.
Kreissprecher Robert Schwarz warnt vor allzu großen Hoffnungen
Der Sprecher des Landratsamtes, Robert Schwarz, warnt vor allzu großen Hoffnungen. „Bei näherem Hinsehen kann niemand ernsthaft erwarten, dass sämtliche Fahrten verdoppelt werden. Das ist schon praktisch nicht realistisch.“ So viele Fahrzeuge und Fahrer seien nicht verfügbar.
Eine klare Absage seitens des Kreises hatte es bereits vor den Sommerferien gegeben. Auf die Anfrage aus dem BZM, ob zur Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts im September mehr Busse eingesetzt werden könnten, kam als Antwort, es mangele an Fahrzeugen und an Personal, erklärt Diana Amann.
Warum reagiert das Land erst jetzt?
Bei den Schulleiterinnen tönt allerdings Skepsis an. Hätte Wegis doch nach den Pfingstferien auch Zusatzbusse bereitgestellt. Amann und Veronika Elflein vermuten, dass die regionalen Busunternehmen sehr wohl hinreichend Kapazität frei hätten. Und Realschulrektorin Elflein fragt: „Warum reagiert das Land erst jetzt“? Dass sich „die Kinder wie die Sardinen quetschen“ – nach den Ferien, wenn sie wieder alle zur ersten Stunde kommen sollen – war absehbar.

Für die Alternative, den gestaffelten Unterrichtsbeginn, hätte es mehr Busse gebraucht. Aber die waren laut Landratsamt nicht zu bekommen. Nun sei es zu spät. Die Stundenpläne stehen, können unmöglich neu erstellt werden.
Trotzdem hat Elflein viel Verständnis für die Sorgen der Eltern. „In der Schule haben wir es in der Hand, für Abstand zu sorgen.“ Der Einfluss auf dem Schulweg sei dagegen nur begrenzt. „Aber wir bleiben dran“, verspricht die Rektorin.