Über die „Revolution in Krankenhäusern“, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach jüngst angekündigte hatte, kann Franz Klöckner, Geschäftsführer des Medizin-Campus Bodensee (MCB), nur noch müde lächeln. „Lauterbach will 600 Kliniken im Land schließen“, sagt Klöckner, „machen wir uns doch nichts vor, die Gesundheitsversorgung wird sich vor allem auf dem Land verschlechtern.“

Haben die MCB-Kliniken Tettnang und Friedrichshafen also überhaupt eine Zukunft? „Ja!“, sagen Klöckner und Oberbürgermeister Andreas Brand bei einem kurzfristig einberufenen Pressegespräch im Klinikum Friedrichshafen.

Das Problem

Der gesamte Klinikverbund inklusive seiner Medizinischen Versorgungszentren schreibt seit vielen Jahren rote Zahlen. Allein für 2023 wird ein Minus von rund 16,5 Millionen Euro erwartet. Hauptgesellschafterin ist die Stadt Friedrichshafen mit 95,5 Prozent, 4,5 Prozent gehören den Waldburg-Zeil-Kliniken. Ausgeglichen werden die hohen Verluste durch die Zeppelin-Stiftung. „Für 2023 wurden einer Freiwilligenleistung von bis zu 19 Millionen Euro zugestimmt“, erläutert OB Brand, der gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikums Friedrichshafen ist. Ein Gesellschafter, der Defizite in zweistelliger Millionenhöhe ausgleicht – das ist nahezu einzigartig und dauerhaft nicht machbar.

Medizinischer Direktor Professor Jochen Wöhrle, MCB-Geschäftsführer Franz Klöckner, Oberbürgermeister Andreas Brand und Medizinischer ...
Medizinischer Direktor Professor Jochen Wöhrle, MCB-Geschäftsführer Franz Klöckner, Oberbürgermeister Andreas Brand und Medizinischer Direktor Professor Roman Huber (v.l.) suchen bis zum 1. September 2023 ein externes Management. | Bild: Wienrich, Sabine

Das Ziel

„Ziel ist nicht die schwarze Null“, erläutert Brand, „aber die laufenden Ausgaben müssen durch die laufenden Einnahmen gedeckt werden.“ Doch davon sei man – trotz verschiedener Konsolidierungsmaßnahmen, wie dem Programm 7+3, weit entfernt. „Die Zielsetzung, 7 Millionen Euro Aufwand zu reduzieren und um 3 Millionen die Erlöse zu verbessern, wurde zwar erreicht“, so Brand, „doch dann kamen die Krisen und man sieht es im Ergebnis nicht.“ Pandemie, Ukraine-Krieg, Energie-Krise und nun noch die Lauterbachsche Krankenhausreform, die für viel Verunsicherung in der Kliniklandschaft sorge – das erfordere nun kluges Handeln, so der OB. „Wir werden nicht auf Hilfen vom Bund oder den Ländern warten, sondern uns strategisch neu positionieren“.

Der Plan

Dabei will der Aufsichtsrat des Klinikums Friedrichshafen auf ein bewährtes Sanierungsinstrument zurückgreifen: den Managementvertrag. Externe Manager sollen die bisherige Geschäftsführung um Franz Klöckner und die beiden Medizinischen Direktoren Professor Roman Huber und Professor Jochen Wöhrle ergänzen. Allerdings werden sie – anders als reine Berater – auch in die Umsetzungsverantwortung genommen. Heißt: ein professionelles Management-Team, bestehend aus internen und externen Mitgliedern, soll den Weg aus der Krise zeigen.

Brand stellt klar: „Ziel ist keine Privatisierung des Krankenhauses, an den Trägerstrukturen und Gesellschafteranteilen wird sich nichts ändern!“ Deshalb soll der Vertrag auch auf maximal zehn Jahre befristet werden. Die Stadt Friedrichshafen, so ihr Oberbürgermeister, wolle das Klinikum nicht aus der Hand geben, aber konsolidieren. In Frage für die Management-Dienstleistungen kommen verschiedene Klinikbetreiber, unter anderem SRH, Sana, Helios, Asklepios oder auch die Kliniken Oberallgäu. „Auch private Träger sind willkommen“, so Brand.

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Wo sehen die Verantwortlichen Potenzial?

Zum einen geht es also um weitere Einsparungspotenziale, zum Beispiel durch die Neuvergabe von Lieferantenverträgen, externe Dienstleister in der Medizintechnik oder auch einer „nachfrageorientierten Personalbemessung“, etwa in Rand- und Ferienzeiten. Zum anderen aber soll auch die Medizinstrategie neu ausgerichtet werden.

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„Wir wollen den Standort Tettnang auf jeden Fall erhalten, aber wo die Reise hingeht, ist unklar“, sagt Klöckner. Mögliche Ideen seien, eine Fachklinik daraus zu machen oder ein Gesundheitszentrum. „Klar ist, die Krankenhäuser werden alle nicht so bleiben wie sind sind“, so der Geschäftsführer. Primäres Ziel sei es aber, die Gesundheitsleistungen und Gesundheitsvorsorge für die Menschen im Bodenseekreis sicherzustellen – und das sei nur mit beiden Standorten – Tettnang und Friedrichshafen – möglich.

Gibt es eine Fusion mit Ravensburg?

Wäre auch eine Fusion mit den Oberschwabenkliniken (OSK) in Ravensburg denkbar? Schließlich will Landesgesundheitsminister Manne Lucha Ravensburg stärken. „Wir sind zwar für weitere Kooperationen und Zusammenarbeit mit der OSK offen, wollen aber keine gesellschaftlichen Verflechtungen“, stellt Brand fest. Die Tür für weitere Partner stehe aber generell offen.

Ziel der neuen Strategie ist ein ausgeglichenes wirtschaftliches Ergebnis. Doch das erreichen die MCB-Kliniken, hier im Bild das ...
Ziel der neuen Strategie ist ein ausgeglichenes wirtschaftliches Ergebnis. Doch das erreichen die MCB-Kliniken, hier im Bild das Klinikum Friedrichshafen, seit Jahren nicht. | Bild: Wienrich, Sabine

Wie geht es jetzt weiter?

Mitarbeitende und Chefärzte seien bereits informiert worden, jetzt gehe das Thema in die Öffentlichkeit, so Brand. Da eine solche externe Vergabe auch von der Gesellschafterversammlung beschlossen werden muss, beschäftigt sich am Montag, 6. März, der Finanz- und Verwaltungsausschuss des Gemeinderats mit dem Thema. Nach der Vorberatung muss der Gemeinderat am 27. März sein „Ja“ geben, damit die Dienstleistung zum 1. September 2023 ausgeschrieben werden kann. Ein ambitionierter Zeitplan, das sind sich die Verantwortlichen bewusst.

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