Jacqueline Weiss

Still ruht der Steißlinger See. Herbstlaub schwappt im dunkelgrünen Wasser ans Ufer. Kaum ein Spaziergänger verirrt sich an diesem Novembertag in das Freibad, in dem im Sommer die Badegäste Handtuch an Handtuch liegen. Das Thermometer zeigt vier Grad Außentemperatur.

Mark Koitka, Adam Nowak und Birgit Becher schälen sich aus ihren Daunenjacken und langen Hosen und stehen bald in Badehose oder Badeanzug da. Die drei sind Eisschwimmer, die sich unter anderem im Steißlinger See ans kalte Wasser gewöhnen. Acht Grad Wassertemperatur hat Adam Nowak kurz vorher gemessen. Für die Handvoll Zuschauer ist es unvorstellbar, jetzt ins Wasser zu steigen. "Eisschwimmen beginnt eigentlich ab einer Temperatur von unter fünf Grad", erklärt Mark Koitka. Er und seine Mitstreiter trainieren an den Wochenenden hauptsächlich im Bodensee für den "Lake Constance Eisman" am 11. Februar in Bodman-Ludwigshafen, das erste Eisschwimmen am Bodensee. Es wird von Aqua Lung GmbH in Singen veranstaltet, dem Arbeitgeber von Koitka und Nowak.

Ausgerüstet mit Badekappe, Schwimmbrille, Ohrenstöpseln und Rettungsboje waten die drei Schwimmer ins Wasser. "Das ist eine rein mentale Geschichte", erklärt Mark Koitka. Man dürfe nicht ins Hecheln kommen, wenn der Körper ins eisige Wasser eintauche. Das Schöne am Eisschwimmen, sei das Gefühl danach. "Man fühlt sich gut, der ganze Körper kribbelt", erklärt Koitka. Dann kraulen sie hintereinander los, ganz gemächlich, einmal rund um den See. Eine gute halbe Stunde sind sie unterwegs. Ein Grüppchen Freunde und Bekannte schaut vom Steg aus zu. Ein ungewöhnliches Bild vor herbstlicher Kulisse.

Enten fliegen auf, ein Komoran flüchtet. Sie hatten den See bis jetzt für sich allein. Dann steigen die Schwimmer krebsrot, sichtlich erschöpft, aber glücklich wieder aus dem Wasser. "Ich fühle mich ganz toll, wie neugeboren", sagt Birgit Becher, die kaum sprechen kann, weil ihr das Gesicht teilweise eingefroren ist. Sie ist extra aus Fürth zum Training gekommen und übernachtet bei einer Freundin in Gottmadingen. Die deutschen Eisschwimmer sind keine große Gemeinde, man kennt sich und jeder ist willkommen. Bei Wettkämpfen stünde nach dem Schwimmen oft ein großer Waschzuber mit heißem Wasser oder eine Sauna zum Aufwärmen bereit, berichtet Becher. Das gibt es am Steißlinger See nicht. Die Schwimmer schlüpfen schnell in die zurechtgelegten Kleider und dann beginnt das große Zittern. Eine natürliche Reaktion. "Der Körper zittert sich warm", erklärt Birgit Becher. Jetzt schnell heim und unter die heiße Dusche.

Lake Constance Eisman

Beim ersten Eisschwimmen im Bodensee am 11. Februar in Bodman-Ludwigshafen kann über die drei Distanzen 50 Meter, 200 Meter und 1000 Meter geschwommen werden. Die Schwimmer dürfen nur mit Badehose, Badekappe, Ohrstöpsle antreten. Eine Schwimmboje, die an der Hüfte befestigt wird, ist Pflicht. Die DLRG begleitet den Wettkampf. Das Eisschwimmen wird von der Aqua Lung GmbH in Singen, einem Hersteller von Wassersportprodukten, veranstaltet. Schwimmer können sich ab jetzt unter www.abavent.de/anmeldeservice/eisman2017 anmelden.

Ein Video zum Training gibt es hier: