Es brauchte Generationen bis aus Feinden Partner wurden und aus einer Soldaten-Garnison eine Wiege der Freundschaft. Vor mehr als 40 Jahren löste sich in Radolfzell die französische "Caserne Vauban" mit dessen dritten Infanterie-Regiment Piemont auf. Im Foyer der ehemaligen Kaserne und des Radolfzeller Innovationszentrum (RIZ) übergab Roland Dost als Ehrenpräsident des Deutsch-Französischen-Clubs (DFC) eine Vitrine mit Erinnerungsstücken aus der Besatzungszeit und den Anfängen des Clubs der Öffentlichkeit.
Roland Dost erlebte den Einmarsch der französischen Truppen in Radolfzell als kleiner Junge und vom Portal der evangelischen Kirche. "Ich gebe zu, ich hatte Angst", erinnert sich der Träger der Bundesverdienstmedaille. Zum ersten Mal sah er Menschen mit schwarzer Hautfarbe, die in roten Uniformkutten in die Stadt einmarschierten. Auch später hatte er noch ein beklemmendes Gefühl, wenn ihm französische Soldaten in der Stadt begegneten.
Das aus Feinden Freunde werden konnten, ist mitunter ein Verdienst des Deutsch-Französischen-Clubs und dem Engagement seiner Mitglieder. Die freundschaftliche Begegnung von Besetzern und Besetzten ließen die Ressentiments auflösen und die Angst in Vertrauen wandeln. Dost betrachtet nun Jahrzehnte später die Kaserne als Wiege der deutsch-französischen Freundschaft. Mit 20 Jahren gründete Roland Dost den deutsch-französischen Freundeskreis (DFF) und organisierte mit Wehrpflichtigen der Garnison und dem Stadtjugendring gemeinsame Veranstaltungen. Dost leitete die Jugendorganisation des DFC, baute Kontakte junger Bürger zu den Soldaten des Regiments auf und pflegte Jahrzehnte lang freundschaftliche Beziehungen.
Am allerletzten Tag der Besatzung schloss er gemeinsam mit dem Kommandanten die Tore der Garnison. Mit dessen Erlaubnis entfernte er als Souvenir die Türschilder bis hin zum Toilettenschild, die in der Vitrine neben Orden, Ausweisen, Bildern, Büchern und einer Zigaretten einen Platz zur Erinnerung fanden.