Jörg-Peter Rau, Benjamin Brumm, Philipp Zieger und dpa

Stück um Stück wird klarer, wie viele Menschen am Sonntagmorgen durch Schüsse aus der Waffe von Rozaba S. verletzt wurden. Die Staatsanwaltschaft geht inzwischen von fünf Personen aus, die von Projektilen getroffen wurden. Neben dem Polizeibeamten, dem offenbar nur sein hochmoderner Helm das Leben rettete, sind zwei Türsteher unter den Opfern. Einer von ihnen erlitt sechs Einschüsse, sagte Christian Sieve, der Geschäftsführer der Betreibergesellschaft.



Bestätigt ist auch, dass eine Frau eine Verletzung erlitt. Während der Leitende Oberstaatsanwalt Johannes Georg Roth Auskünfte zu Ort, Art und Schwere der Verletzungen mit Blick auf die Persönlichkeitsrechte der namenlosen Opfer verweigert, wurde die Frau nach Informationen des SÜDKURIER am Gesäß verletzt. Roth bestätigte aber, dass sich bis Dienstagabend noch ein fünftes Opfer gemeldet habe. Es handle sich um einen irischen Staatsbürger, der vom Grey zunächst nach Hause gefahren sei. Die Schussverletzung habe er erst später wahrgenommen.

Als Verletzte gelten in den weiteren Ermittlungen auch Betroffene, die bei der Flucht aus dem Grey gestürzt waren, sich an Splittern schnitten oder durch das Erlebnis der brutalen Gewalt seelische Verwundungen davongetragen hatten. Die Polizei hält es für möglich, dass auch in den nächsten Tagen noch Personen zu den Ermittlern kommen und entsprechende ärztliche Bescheinigungen vorlegen. Keine weiteren Auskünfte gab es zunächst zum Zustand des verletzten Polizeibeamten. Die Operation am Montag hatte er nach SÜDKURIER-Informationen gut überstanden. Keine Angaben macht die Staatsanwaltschaft dazu, wie die Polizei in dem Schusswechsel agierte. Wie oft und auf welche Körperteile von Rozaba S. die Polizei schoss, sei ein Teil des laufenden Ermittlungsverfahrens, so Roth.

Unterdessen wächst die Kritik an der Wiedereröffnung der Diskothek am Freitagabend. Während vor allem die Türsteher den Übergang in den Alltag als Teil des Geschäfts erachten, wundern sich immer mehr Angestellte des Service- und Bar-Bereichs über die Entscheidung der Stuttgarter Betreibergesellschaft KNEG. Viele der Angestellten des Grey fühlen sich nicht in der Lage, die Disko fünf Tage nach der Gewalttat erneut zu betreten.

Der bei der Schießerei getötete Türsteher Ramazan Ö. wird heute in Konstanz beigesetzt. Zur Teilnahme hat auch ein bekanntes Schweizer Mitglied der Rocker-Gruppierung Hell’s Angels aufgerufen. Der städtische Friedhof rechnet mit zahlreichen Teilnehmern, wie eine Sprecherin sagte. Bei der Polizei wird die Veranstaltung aufmerksam verfolgt: „Wir beobachten das und werden je nach Erkenntnissen Einsatzmaßnahmen treffen“, sagte ein Sprecher.