Herr Panzer, die Gemeinde Hilzingen feiert in diesem Jahr 500 Jahre Bauernkrieg. Können Sie das historische Ereignis zusammenfassen?

Bereits vor über 500 Jahren fand in Hilzingen die Kirchweih statt. Damals wie heute lockte sie Menschen aus der ganzen Region. Während des Bauernkriegs (1524 bis 1525) spielte Hilzingen eine zentrale geschichtliche Rolle. Die Bauern haben sich gegen hohe Steuern und soziale Ungerechtigkeit aufgelehnt. Dazu versammelten sie sich und schlossen sich zu einem „bewaffneten Haufen“ zusammen. Sie zogen von Hilzingen nach Riedheim, um weitere Mitstreiter für ihren Kampf zu vereinen. Statt eines bewaffneten Kampfes unterschrieben sie in Riedheim einen Vertrag, der ihnen zusicherte, ihr Anliegen vor dem Stockacher Rechtstag verhandeln zu lassen. Dann, endlich vor Gericht, hörte man ihnen nicht einmal zu. Somit führte ihr Unmut über die soziale Gerechtigkeit unweigerlich in einen handfesten Kampf.

Und? Hatten die Bauern eine Chance?

Nein, letztendlich wurde der Bauernkrieg niedergeschlagen, und der Aufstand brutal unterdrückt. Die Bauernführer wurden hingerichtet oder schwer bestraft. Dennoch hinterließ der Bauernkrieg gesellschaftlich einen bleibenden Eindruck und trug langfristig zur Veränderung der sozialen und politischen Verhältnisse bei.

Zu diesem Ereignis gibt es eine Dauerausstellung im Hilzinger Museum.

Ja, und diese Dauerausstellung ist ein kleines wissenschaftliches Juwel, weil sie von einem äußerst kompetenten Historiker, Dr. Casimir Bumiller, entwickelt wurde. Es gibt kaum eine bessere Möglichkeit, sich über die Hintergründe dieser Zeit zu informieren und die Geschehnisse im Hegau in all ihren Facetten zu begreifen.

Gibt es überhaupt noch zeitgenössische Ausstellungsstücke?

Die sind rar, aber es gibt Reproduktionen sowie historische Grafiken und kurze Zusammenfassungen zu Geld, Macht und Religion.

Eigentlich sind Sie Unternehmensberater, wie ist man auf Sie als Leiter des Arbeitskreises gekommen?

Ich habe ein privates, historisches Interesse und war deshalb im Museum. Dort habe ich Fachgespräche mit ehrenamtlichen Mitarbeitern des Museums geführt. Es war klar, dass man für die Leitung des Arbeitskreises jemanden braucht, der ein historisches Wissen mit Projektmanagement und Erfahrung im Marketing verbindet, und ich bringe diese Voraussetzung mit.

Was ist Ihr Antrieb?

Der ist die Freude, mit den Hilzinger Bürgern in einem Klima der Begeisterung und des Engagements ein relevantes historisches Thema lebendig zu machen. Das empfinde ich als enorm motivierend.

Wie binden Sie die Schulen mit ein?

Ich habe Gespräche geführt und bei beiden Hilzinger Schulen Interesse wecken können. Eine davon will den Bauernkrieg innerhalb der Projekttage behandeln.

Können Sie schon etwas über einzelne Veranstaltungspunkte verraten?

Richtig los geht es am 20. Juni mit der Eröffnung einer Wanderausstellung, in der wir die Persönlichkeiten des Bauernkrieges vorstellen. Zudem gibt es einen Eröffnungsvortrag von Dr. Bumiller. Es wird auch ein Playmobil-Spiel-Modell vorgestellt, das die Hilzinger Kirchweih im Jahre 1524 gerade für Kinder sehr erlebbar darstellt. Des Weiteren gibt es eine wissenschaftliche Vortragsreihe und ein Theaterstück ist in Planung. Am 6. Oktober wird es einen großen historischen Zug geben, der von Hilzingen nach Riedheim führt. Dort werden wir die Verhandlung der Bauern mit der Gesandtschaft der Überlinger als Bürgertheater zeigen. Der kreative Kopf ist hier Manuela Trapani – auch eine Hilzingerin.

Das Wappen des Hegauer Haufens wird immer wieder sehr präsent sein. Was stellt es dar?

Es zeigt eine Waage, die im Ungleichgewicht ist. Die Waage ist das Symbol für die Gerechtigkeit und das zentrale Anliegen der Bauern. Es ging ihnen nicht nur um das Geld, sondern vordergründig um die Gerechtigkeit, um Bürgerrechte, um Menschenrechte – konkret um die gesellschaftliche Teilhabe. Diese Worte darf ein Historiker wohl so nicht sagen, aber ich darf das (lacht). Und das ist mir wichtig. Die Menschen waren klug, besonnen und unerhört tapfer. Aber sie waren letztendlich militärisch unterlegen.

Der Hegau reichte ganz früher einmal bis in die Schweiz, nach Schaffhausen. Insofern ist das Ereignis auch überregional interessant. Wie werden Sie die einzelnen Events publizieren?

Wir werden in verschiedenen Medien in Erscheinung treten, aber vor allem haben wir eigens für dieses geschichtsträchtige Ereignis eine Homepage erstellt, auf der wir Hintergründe erklären und alle Veranstaltungen und Termine ankündigen. Wir haben die Website gemeinsam mit der Stadt Aach auf den Weg gebracht. Jede Stadt und jede Gemeinde im Hegau dürfen ihre eigene kleine Geschichte selbst erzählen – das geht in großen historischen Abhandlungen oft unter. Diese Seite wird kontinuierlich gepflegt und es lohnt sich, immer mal wieder darauf zu schauen.

Auch wenn der Bauernkrieg sich im gesamten Hegau abspielte, spielt Hilzingen eine zentrale Rolle.

Ja, Hilzingen ist der Anfang und das Ende, weil vieles bei der Hilzinger Kirchweih begann und auch dort, neun Monate später, mit der Schlacht bei Hilzingen endete. Insofern ist das ein historischer Boden und wir freuen uns und sind stolz darauf, dass wir diese Geschichte in diesem Jahr erzählen dürfen.

Fragen: Nicola Reimer