Von der mecklenburgischen Seenplatte hat es ihn nun ganz in den Süden verschlagen. In seinem bisherigen Leben hat Michael Weber viel mit seinen Händen gearbeitet. „Mir gefällt es auf dem Land“, sagt Weber, der auf einem Bauernhof mit rund 1200 Schafen auf 800 Hektar aufgewachsen ist.

„Und der Hegau erinnert mich an meine Heimat. Nur war es dort nicht ganz so hügelig“, erinnert er sich mit einem Schmunzeln an seine Kindheit im Nordosten. Und freut sich zugleich darüber, dass seine Kinder nun auch auf dem Land aufwachsen werden.

Vom Dachdecker zum Abiturienten

Praktisch ging es für den Bauernsohn nach der Schule weiter: Er lernte den Beruf des Dachdeckers und arbeitete als Geselle. Auf dem zweiten Bildungsweg machte er das Abitur nach. „Nebenher habe ich immer mit den Händen gearbeitet, da ich alles selber finanziert habe“, erläutert er. Vorwiegend war er in dieser Zeit als Dachdecker tätig. Aber er arbeitete auch in einem Lebensmitteldiscounter.

Nach dem Abitur studierte Weber zunächst Architektur. Bald merkte er, dass das nicht sein Weg ist. „Mir ist klar geworden, dass ich mehr mit Menschen und meinem Glauben arbeiten möchte“, betont er. Also begann er an der Berliner Humboldt Universität mit dem Theologie-Studium. In dieser Zeit lernte er seine heutige Ehefrau Lisa Lachnit kennen. Wegen ihr ist er nach Heidelberg gezogen. Dort hat er sein Studium fortgesetzt. Der Schlager treffe auf ihn zu, erläutert er: „Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren.“

Vom Norden in den Süden

In Heidelberg ging Weber wieder einer praktischen – und abenteuerlichen – Arbeit nach. Er arbeitete als Industriekletterer. Er montierte Windräder, reparierte Fassaden und reinigte Fenster. „Ich bin schon schwindelfrei“, erklärte er. „Aber bei solchen Höhen wurde es mir auch mulmig.“ Weber erinnert sich dabei daran, wie er an der Fassade der großen Bundesbank in Frankfurt arbeitete.

Als evangelischer Pfarrer in Hilzingen und Tengen wird er für Menschen aus 15 Ortschaften tätig sein. Auch die weiten Fahrtstrecken, die auf ihn zukommen werden, sieht er nicht als Problem, sondern eher pragmatisch. „Man kann ja auch mehrere Dinge bei Fahrten sinnvoll miteinander erledigen.“ Auf die ökumenische Zusammenarbeit freut er sich. „Wir können als Christen vieles gemeinsam feiern – und dennoch unser eigenes Profil als katholische und evangelische Kirche behalten.“

Lieblingsbild ist der Weg

Das Lieblingsfach von Pfarrer Weber innerhalb der Theologie war – wen wundert‘s – die „Praktische Theologie“. Sein Herz schlage für die Gemeindearbeit, so der Pfarrer. Webers Lieblingsbild für den Glauben ist der Weg: „Ich bringe alles mit, was ich auf meinem Weg bisher gefunden habe. Andere Menschen tun das auch. Und wir gehen ein Stück Weg gemeinsam.“

Ab Oktober ist der Familienvater zudem auch privat praktisch gefordert. Da kommt nämlich sein zweites Kind zur Welt.