Meersburg Architekt Jonas Neusch, der am Tag 100 nach der Wiedereröffnung zufällig für einen Kontrollbesuch anwesend ist, sagt: „So ein Großprojekt ist nie wirklich abgeschlossen.“ Nacharbeiten fielen bei jedem Großprojekt an. Deshalb komme er immer wieder, um zu schauen und zu kontrollieren. Es müssten noch ein paar kleinere Mängel abgearbeitet werden. „Eine Tür schließt nicht richtig und es muss noch mal nachgestrichen werden“, nennt er Beispiele. Zudem stecke die Hälfte des Umbaus im Technikkeller, da müsse nachjustiert werden. Thermeleiter Fabian Dalmer nennt auch die Brandmeldeanlage, die schon kurz vor der Eröffnung gezickt habe. Ansonsten wurden Kleinigkeiten verbessert, die auch oft von Badegästen angeregt wurden. „Fehlende Kleiderhaken oder Wanduhren haben die Gäste uns gemeldet“, erzählt Dalmer. „Wir haben da schnell Feedback bekommen.“ Er sei auch froh um solche Rückmeldungen. „Da können wir schnell und gut reagieren“, sagt der Geschäftsführer. Und der Gast sei beim nächsten Besuch erfreut, wenn seine Anregung aufgenommen wurde. „Wir waren zum Stichtag am Schluss wie ein ICE unterwegs“, sagt er bildlich, „es gab keine Zeit für ausgiebige Probeläufe.“
Anfang August war die Therme für zwei Revisionstage nochmals geschlossen. „Wir haben die beiden Tage genutzt, um Dinge, die auffällig waren, auszumerzen“, erklärt der Thermeleiter. Die Poolsauna, die bei der Eröffnung noch fehlte, sei nun da, die Elektroarbeiten wurden abgeschlossen und im neu angebauten Ruhebereich der Sauna wurden Gardinen angebracht. Auch im Gartenbereich vom Bade- zum Saunabereich wurde ein Sichtschutz errichtet. „Einzig der Eisbrunnen fehlt immer noch“, bedauert Dalmer.
Rund 49.000 Besucher wurden seit der Wiedereröffnung gezählt. „Das sind zehn Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2023“, berichtet er. Damit seien die Planzahlen erfüllt. „Wir sind positiv gestartet“, freut sich der Thermechef und das trotz der heißen Wochen im Juli, wo naturgemäß weniger Gäste in die Sauna gehen. An verregneten Sommertagen seien bis zu 1000 Gäste in die Therme gekommen. Ab 450 Gästen, die gleichzeitig im Bad sind, werde ein Einlassstopp verhängt. „Das hatten wir an vier oder fünf Tagen in diesem Sommer“, erzählt Dalmer. Neusch ergänzt: „Und das sogar unter der Woche.“
Trotz Wegfalls des Kinder- und Erlebnisbeckens sei das Publikum gemischt gewesen, berichtet der Thermeleiter. Singles und Familien, Jung und Alt. Die neue Textilsauna werde sehr gut angenommen und die Neuausrichtung zum Therme-Spa gefalle den Besuchern. Die Umwandlung des Gastrobereichs zur reinen Getränkebar ohne Speisen sei ein häufig genannter Kritikpunkt. „Es war uns von Anfang der Planungen an bewusst, dass diese Änderungen eine große Umstellung bedeuten“, erklärt Dalmer. Doch genau wie bei der Erhöhung der Preise herrsche Akzeptanz.
Leichte Sorgen bereitet ihm noch die Personalstärke. „Es sind noch nicht alle Stellen besetzt.“ Etwa ein Drittel des Stammpersonals sei wieder gekommen, 50 neue Stellen konnten besetzt werden, sodass im Sommer mit Freibadbetrieb 85 Arbeitsplätze besetzt sind. Für Badeaufsicht und Reinigung seien sie so teils auf externe Firmen angewiesen, was einen erhöhten Kostenfaktor bedeute. Einer der neuen Mitarbeiter ist der Fachangestellte für Bäderbetriebe, Torsten Kortum. Der 23-jährige Salemer ist zufrieden mit seiner ersten Stelle nach dem Ausbildungsbetrieb. „Als Schichtleiter bin ich für vieles zuständig“, sagt er, während er vom Steg aus das Außenbecken beaufsichtigt. Am meisten Spaß machen ihm die Saunaaufgüsse. „Da habe ich Kundenkontakt, kann mit den Gästen kommunizieren und Späße machen.“ Klar kenne er andere Thermen, jede habe Vor- und Nachteile. „Wir haben zwar kein Kinderbecken, aber dafür sind wir für Erwachsene ganz weit vorn in der Umgebung.“
Das Fotoshooting im Garten weckte das Interesse von Badegast Nicole Wagner und ihrem Mann. Im Gespräch erzählte sie, dass sie schon vor der Sanierung Stammgast gewesen sei. Während der Schließzeit sei die Langenargenerin in den Thermen in Überlingen und Lindau gewesen. Nun sei sie froh, wieder nach Meersburg kommen zu können. Umbau und Neuausrichtung gefielen ihr sehr gut. Doch die passionierte Saunagängerin hat ebenfalls Kritik an der Umgestaltung der Gastronomie. „Nun muss ich mich immer anziehen, um essen gehen zu können.“