Überlingen Das Bild ist pure Dynamik. Da wirbelt etwas umeinander, trifft sich in der Mitte und strebt kraftvoll wieder nach außen. „BlauHimmel“ hat die Künstlerin Margarete Gmelin aus Immenstaad ihr Bild genannt. Zu sehen ist es in der Jubiläumsausstellung „Über den See“ des Internationalen Bodensee-Clubs (IBC). Die Basis für dieses Werk, eine Architekturfotografie mit strengen Linien und klaren Formen, also ein Sinnbild für Statik, steht dazu im Gegensatz.

Ihre Arbeitsweise, die diesen tosenden Himmel hervorbringt, wo sich gerade die Naturgewalten austoben, bezeichnet Margarete Gmelin als „FotoSynthese“. Diese Collagetechnik hat sie über längere Zeit entwickelt und immer mehr verfeinert. Dabei zerlegt sie Fotos mit feinen Schnitten und arrangiert die Streifen neu. Sie dreht die filigranen Elemente, reiht sie in neuem Kontext aneinander oder fächert massive Strukturen zu leichten wolkenähnlichen Gebilden auf.

„Faszinierend im Arbeitsprozess waren sowohl die Farbtöne als auch die dynamische Aufweichung der strengen Struktur in fließende Formen, die mit der darunterliegenden Zeichnung einen fast dreidimensionalen Eindruck erzeugen“, beschreibt Margaret Gmelin die Entstehung des Bildes.

Die Künstlerin begann ihren kreativen Werdegang als Bildhauerin. Das Rüstzeug dafür bekam sie in der Bildhauerhalle in Bonn. Später entwickelte sie ihre eigene Technik, bei der sie Fotos, oft auch von Pflanzen oder Früchten, zur Grundlage ihrer Collagen macht. Mal betont sie die Formen, mal löst sie sie beinahe auf oder verwebt, oft im Wortsinn, Motive zu neuen fantastischen Gebilden. Diese Arbeitsweise lässt sich bei genauem Betrachten von „BlauHimmel“ nachvollziehen. Die sehr exakt geschnittenen und neu zusammengefügten Streifen liegen teils in mehreren Schichten übereinander. Darunter tragen und ergänzen fein gezeichnete Linien die Komposition.

Margarete Gmelin ist seit 2023 ausstellungsberechtigtes Mitglied des IBC. Das bei der Jubiläumsausstellung gezeigte Bild hat einen Bezug zum Verein, denn es entstand im vergangenen Jahr anlässlich eines Gemeinschaftsprojekts. In der Gunzoburg arbeiteten einen Monat lang IBC-Künstler in wöchentlich wechselnden Konstellationen mehr oder weniger eng zusammen. Eine Woche lang waren dabei die Fotokünstler Bette Bayer und Christian Scheel mit Margarete Gmelin ein Team. Die drei steuerten Arbeiten aus ihrem Portfolio bei, aus denen jeder für sich mit den persönlichen Techniken etwas Neues kreierte.

„Die ‚FotoSynthesen‘ sind rein manuell gearbeitet“, erläutert Margarete Gmelin. Sie wolle den Betrachter einladen, wahrzunehmen, das Zusammenwirken verschiedener Strukturen zu entdecken und auch „neu-gierig“ zu machen. Diese dabei gemachten Erfahrungen und Vorstellungen könne jeder in seinen Alltag mitnehmen, sowie die Erkenntnis, „dass ungeahnte, undenkbare Entwicklungen zu einem neuen Ganzen jederzeit möglich sind“, so Gmelin.