Die Autoren des mittlerweile vierten Bandes, den der Museumsverein herausgibt, sind Brigitte Rieger-Benkel, Sybille Kopp und Heinrich Frey. Den Anlass für das Buch lieferte ihnen der 50. Todestag des Malers und Ehrenbürgers Hans Dieter, der am 30. Dezember 1968 starb. Dieter ist denn auch das längste Kapitel des Buchs gewidmet.

Schwerpunkt auf Hans Dieter

Beim Aufarbeiten seiner Biografie nahmen die Autoren auch Dieters Rolle im "Dritten Reich" unter die Lupe. Dieter trat bereits am 1. November 1930 in die NSDAP ein. Große Aufträge habe ihm das in der Folge nicht eingebracht, so Rieger-Benkel. Interessant seien aber die Entnazifizierungsakten, die sie im Stadtarchiv Freiburg einsah. In einem ersten Urteil 1946 war Dieter eine Geldstrafe auferlegt worden, "und er hätte nicht mehr als Selbstständiger arbeiten können". Doch Dieter trieb Leumundszeugen auf, die zu seinen Gunsten sprachen, deren Aussagen Rieger-Benkel aber stark anzweifelt. "Vor allem seine zweite Frau hat eine tolle Geschichte aufgetischt, dass Hans Dieter unerwünschtes Mitglied in der Reichskulturkammer gewesen sei", sagt sie. Das Wiederaufrollen des Verfahrens war erfolgreich, Hans Dieter wurde letztlich nur als "Mitläufer" eingestuft.

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Dieter, der als Zeichenlehrer arbeitete, besuchte nie eine Kunstakademie. Er sei aber nicht nur ein begabter Autodidakt, sondern auch ein guter Vermarkter gewesen. So habe er schon ab den 1920er Jahren neue Druckverfahren, etwa für Postkarten und Plakate, konsequent genutzt. Interessant sei auch, dass der Rat bereits 1953 beschlossen habe, ihm die Ehrenbürgerwürde zu verleihen, dies dann aber erst 1956 geschehen sei.

Manche Überraschung

Die Nachforschungen bargen manche Überraschung. So war der lange verschollene Ehrenbürgerbrief Fritz Mauthners von 1919 dem Museumsverein ganz unverhofft in die Hände gefallen: Er tauchte in der Werkstatt des Bildhauers Josef Ehingers auf, zu dessen Gedenken der Verein vor vier Jahren eine Ausstellung ausrichtete. Mauthner, der jüdischer Herkunft war und unter anderem den Atheismus erforschte, verursachte einen veritablen "Kulturstreit", als er das Kind seines Hausmädchens nottaufte, wie Frey erzählt.

"Jeder Ehrenbürger hat was"

Der katholische Pfarrer empörte sich, der Gemeinderat stimmte darüber ab, ob man Mauthner die Ehrenbürgerschaft wieder aberkennen solle, eine knappe Mehrheit entschied damals jedoch dagegen. Fragt man die Autoren, ob sie einen persönlichen Favoriten haben, schütteln alle den Kopf. "Jeder Ehrenbürger hat was. Jede Zeit hat eigene Kriterien", meint Kopp. Frey nickt und ergänzt: "Mauthners Biografie hat enormes Potenzial." Rieger-Benkel sagt: "Schande hat Meersburg keiner gemacht."

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Seit wann gibt es überhaupt das Phänomen Ehrenbürger? Auch das hat die Historikerin Rieger-Benker recherchiert: Die ersten Ehrenbürger fänden sich in deutschen Großstädten etwa ab 1820.