Vor Ihnen liegt ein Sommer voller Open-Air-Konzerte. Wie geht es Ihnen mit Hinblick auf die anstehende Tour?

Mir geht es soweit ganz gut. Es ist viel Arbeit gerade, man ist leicht im Stress. Aber ich bin guter Dinge, die Hallentour im April ist gut gelaufen. Ich hatte auch ein bisschen Luft und nun geht es schon Richtung Open Airs. Allerdings finde ich es gerade ziemlich frech vom Mai, dass es hier oben in Hamburg gefühlt noch nicht einen Sonnenstrahl gab. Aber ich gehe mal stark davon aus, dass das Wetter die Kurve bekommt und in Markdorf ist dann der Sommerstart.

Ihre Open-Air-Tour beginnt am 20. Mai in Markdorf. Wie unterscheiden sich die Konzerte draußen von der Hallentour?

Es gibt schon Unterschiede, vor allem was den Sound und die Lichtshow anbelangt. Wenn man im Mai um 20 Uhr auf der Bühne steht, ist es noch hell und man muss keine große Lichtshow machen, da hat man in der Halle natürlich einen größeren Spielraum. Aber was die Open Airs auszeichnet, ist eine ganz andere Atmosphäre, das hat den Charakter eines Familienfestes oder Grillfestes. Menschen stehen draußen zusammen, singen, hören Musik, trinken Bier – im Einklang mit der Natur – das macht die Open Airs attraktiv.

Auf dem Marktplatz finden vom 17. bis 20. Mai vier Konzerte statt. Am Mittwoch spielt Melissa Naschweng, am Donnerstag Querbeat, am ...
Auf dem Marktplatz finden vom 17. bis 20. Mai vier Konzerte statt. Am Mittwoch spielt Melissa Naschweng, am Donnerstag Querbeat, am Freitag Hubert von Goisern und am Samstag Johannes Oerding. | Bild: Mona Lippisch

Worauf dürfen sich die Besucher bei Ihrem Konzert freuen?

Ich gehe davon aus, dass die meisten schon auf einem Konzert von mir waren, ich habe ja bereits öfters in der Bodensee-Region gespielt. Die Besucher bekommen das, wofür ich bekannt bin. Ich bin ein Live-Musiker durch und durch. Das ist das, für was ich angetreten bin und meine Jungs natürlich auch. Wir werden zwei, drei Stunden 100 Prozent geben – von Anfang bis Ende. Es wird mal schnell, mal langsam, mal laut, mal leise. Wir decken auch alle Gefühlswelten ab. Man kann lachen, aber auch mal die Augen zumachen und ein Tränchen verdrücken. Die Menschen sollen nach dem Konzert nach Hause gehen und sagen, dass hat er heute nur für uns gespielt. Das ist mein Ziel, dass jedes Konzert ein eigenes und ein individuelles ist.

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Was sind besondere Momente für Sie auf der Bühne?

Es gibt unterschiedliche Momente. Das kann ein Song sein, der mich sehr bewegt und schwer fällt, zu singen. Ich freue mich sehr auf die spontanen Momente, wo das Publikum entscheidet, was passiert. Da suche ich mir zum Beispiel ein Schild aus und ich weiß nicht, wem du dahinter begegnest. Wenn ich auf Tuchfühlung gehe, dann muss ich schnell reagieren können. Wenn jemand seinen Hochzeitstag hat und sich ein Lied wünscht, dass nicht von mir ist, dann kriegen ich und meine Jungs das trotzdem hin und spielen es. Wenn ich auf die Bühne komme, ist das schon ein krasser Moment. Wenn ich am Ende zufrieden gehe und die Leute Zugabe rufen, ist das eine schöne Klammer.

Johannes Oerding geht bei seinen Konzerten gerne auf Tuchfühlung mit den Fans, hier bei einem Konzert in Radolfzell im September 2022.
Johannes Oerding geht bei seinen Konzerten gerne auf Tuchfühlung mit den Fans, hier bei einem Konzert in Radolfzell im September 2022. | Bild: Becker, Georg

Sie haben als Kind viele Urlaube auf der Höri verbracht. Haben Sie irgendeinen Bezug zu Markdorf?

In Markdorf direkt war ich noch nicht. Der nächste Ort, in dem wir mal gespielt haben, war vor ein paar Jahren in Meersburg. Aber ist nicht Salem in der Nähe? Da war ich als Kind immer auf dem Affenberg. Das war toll.

Haben Sie am Konzerttag auch Zeit, sich was von Markdorf anzuschauen?

Wenn wir nach Markdorf kommen, werden wir am Vorabend mit dem Nightliner losfahren und über Nacht anreisen. Ich denke, wir fahren so rund zehn Stunden. Wenn wir dann aufwachen, haben wir als Band Zeit uns die Gegend anzuschauen, während die Crew alles aufbauen muss. Manchmal haben wir auch danach einen Tag frei, aber in diesem Fall muss ich direkt wieder zu einem weiteren Konzert in den Norden.

Johannes Oerding freut sich nach seiner Hallentour auf die Open-Air-Konzerte und verspricht „100 Prozent“ zu geben.
Johannes Oerding freut sich nach seiner Hallentour auf die Open-Air-Konzerte und verspricht „100 Prozent“ zu geben. | Bild: Thomas Leidig

Gerade läuft die zehnte Staffel „Sing meinen Song“, die Sie erneut als Gastgeber präsentieren. Was war Ihr persönlicher Höhepunkt?

Als Gastgeber wird es für mich immer entspannter, weil ich gelernt habe, was ich vorbereiten muss und was ich weglassen kann. Da bin ich gelassener geworden. Was sich nicht geändert hat, ist die Situation, wenn ich singen muss. Ich versuche immer mein Bestes für diese eine Person zu geben. Ich erinnere mich gut an meine eigene Sendung. Man sitzt da und bekommt mehrere Stunden sein Leben, sein Schaffen, seine Geschichte erzählt, aufgezeigt und besungen. Das ist jedes Mal ein absolutes Highlight, weil wieder Songs ausgesucht werden, die man gar nicht mehr auf dem Schirm hat. Mir tut das gut, weil ich abseits von Sing meinen Song nicht über mein Erreichtes nachdenke und einfach immer weiter mache.

Johannes Oerding (Dritter von links) ist Gastgeber der zehnten Staffel „Sing meinen Song“ mit Nico Santos, Montez, Lea, Alli ...
Johannes Oerding (Dritter von links) ist Gastgeber der zehnten Staffel „Sing meinen Song“ mit Nico Santos, Montez, Lea, Alli Neumann, Clueso und Stefanie Kloß, die derzeit auf Vox und RTL+ zu sehen ist. | Bild: RTL/Markus Hertrich

Sie sind in einem Dorf groß geworden, leben seit über 20 Jahren aber in Hamburg. Könnten Sie sich vorstellen, irgendwann wieder aufs Land zu ziehen?

Vorstellen kann ich es mir nicht, das ist noch zu weit weg. Solange ich Songs schreiben möchte, in denen sich die Menschen wieder finden, muss ich alles abdecken. Da muss ich in der Stadt sein, da muss ich Menschen kommen und gehen sehen, da muss ich unterwegs sein, in der Hotellobby sitzen, beobachten, Gespräche mitbekommen, Gefühle aufsaugen und die Atmosphäre einfangen.

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Plan A ist ein sehr persönliches Album mit vielen kleinen zwischenmenschlichen Geschichten. Wie kam es dazu?

Da würde ich Corona die Schuld geben. Wir waren die meiste Zeit für uns selber oder mit dem engsten Kreis zusammen. Wir sind nicht groß gereist, waren viel zuhause. Da entstehen andere zwischenmenschlichere Gedanken, weil man mehr gesprochen, mehr aufgeschrieben hat. Geplant war das Album so nicht. Ich wollte schauen, was ich erlebe und auch mal was Politisches schreiben. Aber in dem Fall haben mich die Songs selber überrascht. Da hatte ich 20 Lieder auf dem Zettel, die sich hauptsächlich um Einer- und Zweierbeziehungen gedreht haben. Für die einen ist es eher ein kleines Album, aber es ist mit der Lupe sehr groß rangeholt.

Wie geht es nach der Open Air-Tour weiter?

Der aktuelle Plan ist, dass ich tatsächlich mal eine Pause mache. Nach den Open Airs wird es Zeit, was anderes zu sehen und zu hören. Ich werde versuchen, mich etwas rar zu machen und mir die Zeit nehmen, mich daran zu erfreuen, was ich bis dato alles geschafft habe.