Markdorf Marianne Haberbosch-Licciardi und Klaus Spatzier stehen am Rand der Aula. Die Realschulrektorin und ihr Stellvertreter beobachten, wie sich die Stuhlreihen in dem riesigen Saal allmählich füllen. Mit Müttern, mit Vätern und kleineren Geschwistern jener Fünftklässler, deren erster Schultag an der Realschule am Bildungszentrum Markdorf (BZM) gleich beginnen wird. Das mit einer feierlichen Begrüßung, der zunächst ein Auftritt der Schulchor-AG vorausgeht. „Lieder“ heißt der Song. In dem es an einer Stelle „willkommen im Dschungel“ heißt. Um wilde Tiere und andere Gefahren geht es eigentlich weniger in dem Lied von Adel Tawil – stattdessen um den Halt, den die Musik schenkt. Darum kommt, nachdem die letzten Takte verklungen sind, auch prompt die Einladung zum Mitsingen in der Chor-AG, „egal ob du ein Superstar werden willst oder einfach nur Spaß am Singen hast“, wendet sich eine der jungen Sängerinnen an ihre neuen Mitschüler.
94 sind es zu Beginn dieses Schuljahres. Das hat die Schulleiterin Haberbosch-Licciardi vorhin erklärt. Mädchen und Jungen, die aus Markdorf, aus Bermatingen, Oberteuringen, Kluftern, Salem, sogar aus Immenstaad und Fischbach kommen. Damit hat die BZM-Realschule nun 850 Schüler insgesamt, die von 67 Lehrern unterrichtet werden, wie Konrektor Spatzier erläuterte. Alle Stellen seien besetzt. Ob diese 100 Prozent jedoch auch auf Dauer ausreichen, das zeige sich erst im weiteren Verlauf des Schuljahrs. Wenn die ein oder andere Lehrkraft ausfällt. In jedem Falle aber, so gibt sich Spatzier zuversichtlich, „werden wir auch dieses Schuljahr wieder stemmen“.
Nein, aufgeregt sei er nicht, erklärt Michael Krämer. Es sei ja schon die zweite Einschulung, an der er teilnehme. „Auch unsere Tochter geht seit zwei Jahren hier auf die Realschule.“ Durchaus keinen Grund, aufgeregt zu sein, hätten auch die Kinder – „trotz des neuen Lebensabschnitts, trotz der vielen Neuerungen“, beruhigte Schulleiterin Haberbosch-Licciardi die vor ihr sitzenden Fünftklässler und deren Eltern. „Bei uns geht es nicht immer nur um gute Noten – bei uns wird auch das Miteinander großgeschrieben.“ Im Schulalltag sei Platz für Spaß, ebenso für Pausen – „denn auch die sind wichtig“.
Vier fünfte Klassen mit insgesamt 121 Schülern starten am Gymnasium ins neue Schuljahr. Damit sind die Anmeldezahlen gleich geblieben im Vergleich zum Vorjahr, erklärte Diana Amann, die Direktorin des Gymnasiums am Bildungszentrum. Doch sei solche Konstanz keineswegs an allen Gymnasien in der Region zu beobachten. Seitdem beim Übergang außer dem Elternwunsch auch der Kompass-4-Test und die Empfehlung der Grundschul-Gesamtlehrerkonferenz ins Gewicht fallen, sinken die Anmeldezahlen fürs Gymnasium – im Bodenseekreis um immerhin 1,8 Prozent. Während der Zulauf zu Gemeinschaftsschulen deutlich ansteigt – um 8,3 Prozent.
Beispielsweise bei Talia (elf Jahre) war der Wechsel auf ein Gymnasium keine Frage. Alles hat dafür gesprochen. Offen blieb nur: auf welches Gymnasium? „Wir haben uns vier Gymnasien angeschaut“, erklärt Sabrina Markgraf, Talias Mutter, „und uns schließlich für Markdorf entschieden.“ Der Schulweg habe dabei eine Rolle gespielt, vor allem aber der positive Gesamteindruck der Schule.
Alles neu, alles anders, alles erst einmal recht unübersichtlich und sehr viel größer als in der alten Grundschule – das war der Eindruck, auf den Ulrich Hund zu sprechen kam, bevor der katholische Pfarrer gemeinsam mit seiner evangelischen Amtskollegin Kristina Wagner den Schülern den Segen erteilte. An die Geschichte Abrahams, des Stammvaters für Juden, Christen und Muslime, anknüpfend, versicherten die beiden Geistlichen den Fünftklässlern den höheren Beistand auf all ihren weiteren Wegen. Die Wege durchs tatsächlich weitläufige Bildungszentrum zumindest weisen den neuen Schülern noch einige Tage die sie begleitenden Paten. Gleichfalls ältere Schüler waren es auch, die allen Neuen ein Wegweiser-Heft, einen Schulplaner sowie eine symbolische Fünf aus Brezelteig überreichten.