Viele kannten bislang nur seine Erfolge: Innerhalb von 24 Stunden auf alle vier Grate des Matterhorns. Als Erster und Einziger ohne Sauerstoff, dafür auf Skiern vom Mount Everest abgefahren. 50 Erstbegehungen, 13 von 14 Achttausendern bestiegen. Die Liste ließe sich fortsetzten. Dass aber die Erfolgsserie von Hans Kammerlanders Vorträgen in Markdorf ihre Anfänge nahm, das wissen die wenigsten der rund 400 Besucher, die am Samstagabend zum Vortrag „Manaslu – der Berg der Geister“ in die Stadthalle gekommen waren.

Das könnte Sie auch interessieren

Markdorf stand am Anfang seiner Vortragskarriere

„Einer seiner ersten Vorträge hatte Hans Kammerlander tatsächlich hier“, erinnert sich Manfred Faden vom Ski-Klub Markdorf an die Zeit ihres Kennenlernens. Aus der langjährigen Freundschaft sind bis heute rund 40 gegenseitige Besuche und 13 weitere Vorträge in der Gehrenbergstadt gefolgt. „Mittlerweile ist der Hans ein alter Bekannter von Markdorf„, lacht Faden.

Moderiert durch Manfred Faden (links), konnten die rund 400 Besucher im Anschluss an den Vortrag von Hans Kammerlander ihre Fragen an ...
Moderiert durch Manfred Faden (links), konnten die rund 400 Besucher im Anschluss an den Vortrag von Hans Kammerlander ihre Fragen an den Alpinisten richten. | Bild: Helga Stützenberger

Ein Bergbauernbub aus dem Ahrntal

Aber was ist der Bergsteiger Hans Kammerlander für ein Mensch? Davon konnten sich die Besucher bei seiner großartigen Multivisionsshow selbst ein Bild machen. Aufgewachsen als Bergbauernbub im Südtiroler Ahrntal, verbrachte er seine ganze Kindheit in den Bergen. „Keine Wand war mir zu steil, kein Fels zu schroff“, sagt Kammerlander. Den letzten Rest der Kindheit konnte er sich, wie er sagt, in seiner Heimat bewahren. Bis zu seiner Begegnung mit Reinhold Meßner und dem Ziel, die höchsten Berge der Welt zu besteigen. Noch nie in einem Flugzeug gesessen, geschweige denn, je die Südtiroler Heimat verlassen zu haben, vertraute Kammerlander auf Eines: „Meßmer wird schon auf mich aufpassen.“

Das könnte Sie auch interessieren

Fast wäre Kammerlander am Manaslu zerbrochen

Bis ein Berg sein ganzes Leben veränderte: Der Manaslu, achthöchster Himalayariese. Zwei seiner besten Freunde hatte er auf dieser Tour verloren, und fast wäre er an diesem Berg zerbrochen. Aber Kammerlander ist zurückgekehrt. „Ich bin wegen den Bergen in dieses Land gefahren und zu den Freunden zurückgekehrt“, spannt er den Bogen von seiner Leidenschaft als Alpinist zu seiner Empathie für die Menschen, die in diesem Land leben.

Herzlich, authentisch und bodenständig: So trat Hans Kammerlander auch vor den vielen Bergbegeisterten auf, die sich am Büchertisch auf ...
Herzlich, authentisch und bodenständig: So trat Hans Kammerlander auch vor den vielen Bergbegeisterten auf, die sich am Büchertisch auf ein Schwätzchen einfanden und sich seine Bücher signieren ließen. | Bild: Helga Stützenberger

Liebenswürdig und herzlich kommt er in der Stadthalle rüber

Dabei scheint Hans Kammerlander stets der einfache Südtiroler geblieben zu sein. Unglaublich liebenswürdig und herzlich kommt er in der Stadthalle rüber, bodenständig, authentisch, und immer noch der Bergbauernbub. Am Ende, so sagt er, hätte er doch seinen Frieden mit dem Berg geschlossen. Und vielleicht, so verrät er in Markdorf, würde er noch einmal an den Manaslu zurückkehren und einen neuen Versuch starten, sein Haupt zu bezwingen.

Beste Freunde seit fast 40 Jahren: Hans Kammerlander (links) und der Markdorfer Manfred Faden.
Beste Freunde seit fast 40 Jahren: Hans Kammerlander (links) und der Markdorfer Manfred Faden. | Bild: Helga Stützenberger

Markdorfer sind in der Fragerunde wissbegierig

Ob er Angst hätte vor dem Tod oder was die größte Schwierigkeit auf über 8000 Metern sei? Ob ein Bergsteiger auf dieser Höhe schon mal ins Schwitzen gerate und ob man überhaupt noch Augen für die Schönheit hätte? Diesen Fragen der Zuschauer stand Kammerlander im Anschluss an seinen Vortrag Rede und Antwort. „Schwitzen ist auf 8000 Metern das kleinste Übel!“, lacht der Alpinist. „Und alles, was über 8500 ist, hat mit Schönheit nichts mehr zu tun.“

Das könnte Sie auch interessieren

Wie geht man auf über 8000 Metern aufs Klo?

So zerbrechlich und sensibel er bisweilen bei seinen dramatischen Schilderungen erscheint, so humorvoll erweist er sich im nächsten Augenblick. Am Ende noch eine Frage aus dem Publikum, die tatsächlich bei einer Höhe von über 8000 Metern und bei Temperaturen von bis zu Minus 50 Grad von existenzieller Bedeutung ist: „Was ist mit den menschlichen Bedürfnissen?“ Oder salopp gefragt: Wie macht ein Alpinist Pipi und wo geht ein Alpinist aufs Klo? Gute Frage! Ein paar Kniffs verrät Kammerlander aber auch: „Da kannst du nicht einfach rausgehen vors Zelt und in Ruhe die Zeitung mitnehmen.“