Für den 63-jährigen Extremkletterer ist es eine Rückkehr zu Freunden: Hans Kammerlander, langjähriger Weggefährte von Reinhold Messner und Bezwinger von zwölf der 14 Achttausender der Erde, kommt am Samstag, 29. Februar, nach Markdorf, um dort seinen Multivision-Vortrag „Manaslu – Der Geisterberg“ zu halten.
Viele Freunde in Markdorf
Die Gehrenbergstadt ist dem Südtiroler nicht unbekannt, ganz im Gegenteil: Zu der Stadt und ihren Menschen hat der Ausnahmekletterer und -skifahrer ein ganz besonderes Verhältnis. „Ich war schon oft in Markdorf und habe dort auch Freunde“, berichtet Kammerlander im Gespräch mit dem SÜDKURIER: „Durch meine langjährige Freundschaft zu Manfred Faden vom Ski-Klub Markdorf kenne ich inzwischen schon viele Markdorfer und freue mich jedes Mal auf eine Rückkehr.“ Als junger Mann sei er zum ersten Mal in Markdorf gewesen. „Als ich noch nicht so bekannt war“, schmunzelt Kammerlander. „Aus dieser Zeit habe ich heute noch viele Kontakte und Freunde“, sagt der weitgereiste Kletterer und schiebt gleich noch ein Lob hinterher: „Markdorf ist eine Ortschaft, in der es sehr kollegial hergeht, anders als in den großen Städten, wo es oft nicht so offen und herzlich ist.“
Tragödie am Schicksalsberg
Wenn er Ende Februar nach Markdorf kommt, bringt er die Geschichte jenes Gipfels mit, der sein Leben geprägt hat wie kein anderer. Am Manaslu, dem achthöchsten Himalayariesen, hatte er Anfang der 90er zwei seiner besten Freunde verloren. Fast hätte der Berg ihn bezwungen – und seine Leidenschaft für die höchsten Gipfel der Welt. Doch Kammerlander kehrte nach Jahren der Trauerverarbeitung zurück in die Berge. Und davon, vom schwierigen Weg zurück ins Leben und in die Welt der Bergriesen, erzählt er in Markdorf.

Den Menschen Mut machen
„Der Manaslu ist mein Schicksalsberg. An ihm habe ich die größten Rückschläge meines Lebens erfahren und er hat mich so viele Jahre begleitet, egal wo ich war“, berichtet Kammerlander. Von den schmerzlichen Erfahrungen, die ihn am Ende aber weitergebracht hatten, möchte der Südtiroler erzählen. „Wenn ein Schicksal zuschlägt, ist es keine Lösung, aufzugeben, sondern gerade dann muss man den Blick nach vorne richten“, sagt er. Heute könne er sagen, gestärkt aus den Schicksalsschlägen herausgegangen zu sein. „Diese Geschichte ist mir wichtig und die möchte ich den Leuten mit auf den Weg geben, dass sie mit schönen Eindrücken und ermutigt nach Hause gehen können“, sagt er. In seinem Vortrag gehe es „um die tiefsten Löcher und die glänzendsten Momente des Lebens“. Berichten wird er auch von seinen Hilfsprojekten für 26 Schulen in Nepal, von den Menschen und der Kultur.

Manfred Faden erinnert sich
Und Manfred Faden? Der freut sich „riesig“, seinen Freund wiederzusehen. Er selbst kennt Kammerlander seit den 80ern, als er ihn mit seiner Schulklasse bei einem Vortrag in Sand in Taufers erlebt hatte. Spontan habe er ihn gefragt, ob er nicht auch einmal nach Markdorf kommen wolle, erinnert er sich. 13 Mal sei Kammerlander dann bis heute zurückgekehrt. Zwischendrin, in den 90ern, war Faden selbst mit dem Kletterer in den Dolomiten: Auf Klettertagen mit Jugendlichen in schwierigen Lebenslagen, die er für das Landratsamt betreute. Kammerlander war damals einer ihrer Bergführer.
Der Bergsteiger und sein Vortrag
- Hans Kammerlander (63) ist ein Extrembergsteiger aus Südtirol. Bekannt wurde Kammerlander in den 80ern, als er gemeinsam mit Reinhold Messner sieben Achttausender bestieg. 1990 gelang ihm als erstem Menschen die Skiabfahrt vom Nanga Parbat, 1996 gar die vom Mount Everest. Am Manaslu, dem achthöchsten Himalayagipfel, erlebte der Südtiroler eine persönliche Tragödie: Als Leiter einer Expedition von jungen Alpinisten verlor er an dem Berg im Mai 1991 zwei seiner besten Freunde. Einer stürzte in die Tiefe, der andere wurde vor seinen Augen vom Blitz getroffen. Kammerlander brauchte Jahre, um diesen Schmerz zu überwinden und in die Berge zurückzukehren.
- Der Vortrag: „Manaslu – Der Geisterberg“ ist die Vortragsversion des Kinofilms „Manaslu – Berg der Seelen“ (2018), für den er im Herbst 2017 von einem Filmteam auf dem Weg zu dem Himalayagipfel begleitet wurde. In dem Vortrag erzähle er alles, was in den zwei Stunden Film keinen Raum gefunden habe, sagt Kammerlander. Die kleinen Geschichten, große Emotionen und Begebenheiten hinter den Kulissen. Filmsequenzen und Bilder gehen fließend ineinander über, das Geschehen auf der Großbildleinwand wird untermalt von Musik und von Kammerlanders Worten. Der Vortrag dauert rund 75 Minuten. Am 29. Februar in der Stadthalle, Beginn 20 Uhr, Saalöffnung 19 Uhr, Karten im Vorverkauf bei Intersport Raither zu 15 Euro, ermäßigt 12 Euro.