Fischzuchtbecken statt Strandbad! Zerstörung! Frevel an Bäumen! Bei einer städtischen Infoveranstaltung am Donnerstagabend entzündete sich eine aufgeregte Debatte. Stein des Anstoßes: Das Ufer des Häfler Strandbads soll renaturiert werden. Den Plänen zufolge müssen die alten Sitzstufen am Wasser, die Hafenanlage und die Ufermauern weichen. Das Areal wird abgeflacht und begrünt. Doch das trifft offensichtlich nicht den Geschmack einiger Stammgäste.

Insgesamt waren gut 50 Personen bei der Infoveranstaltung anwesend.
Insgesamt waren gut 50 Personen bei der Infoveranstaltung anwesend. | Bild: Benjamin Schmidt

Pläne im Februar verabschiedet

Eigentlich sind die geplanten Baumaßnahmen schon beschlossene Sache. Im Februar 2023 votierten die Mitglieder des Häfler Gemeinderats für das etwa zwei Millionen teure Projekt, das im Winter und Frühling 2024 umgesetzt werden soll. Unstrittig ist dabei die Notwendigkeit einer Sanierung. Die beliebte Badeanlage weise einige gravierende Mängel auf, ist in der Beschlussbegründung des Rats zu lesen. Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: Die im Wassergesetz verankerte Forderung nach mehr Naturnähe legt den Abbruch der bisherigen Befestigung nahe. Oder wie es Klaus Ruff vom Landratsamt vor Ort formulierte: „Dort, wo man renaturieren kann, muss man auch.“

Auf dieser Übersichtskarte ist der Steg des Strandbads zu sehen, von dem bislang Stufen wegführen. Der Bereich – sowie weitere ...
Auf dieser Übersichtskarte ist der Steg des Strandbads zu sehen, von dem bislang Stufen wegführen. Der Bereich – sowie weitere Teile im Norden – sollen renaturiert werden. | Bild: 365° freiraum + umwelt

Um zu verstehen, woran sich die Gemüter nun genau erhitzen, hilft ein Blick auf die vorliegenden Pläne. Diese sehen vor, dass die bestehende Anlage aus Beton ersetzt werden soll. Darunter auch Stufen in Wasser. Künftig sollen Terrassen sowie Stufen aus Naturstein auf ein natürliches Kiesufer führen. Werner Mayer, Segler und Badegast, monierte: „Bei starkem Westwind sammelt sich am Ufer der Dreck!“ Auch wenn der Bodensee wieder zurückweiche, blieben Unrat, manchmal Fisch und sonstiges Schwemmgut, liegen. Andere Anwesende teilten seine Sorge. Renate Gauß vom Städtischen Bauamt betonte, dass dies eben der Unterschied zwischen einem Strand- und einem Freibad sei.

Betonstufen: Den Strandbad-Stammgästen ist besonders dieser Teil des bisherigen Bads wichtig.
Betonstufen: Den Strandbad-Stammgästen ist besonders dieser Teil des bisherigen Bads wichtig. | Bild: Benjamin Schmidt

Sorge um Treppen und Bäume

Doch nicht nur das Naturufer sehen die Badegäste kritisch: Auch das Verschwinden der Betonstufen an sich macht einigen von ihnen Sorgen, schließlich seien die Treppen als Aufenthaltsort sehr beliebt. Zudem wurde auf den einfachen Einstieg mit Hilfe der Handläufe hingewiesen. Dritter und letzter Kritikpunkt der Anwesenden: Bislang ist hier vorgesehen, Bäume in der Nähe des Strandbad-Kiosks zu verpflanzen. Betreiber Stephan Vogt sorgte sich bei der Infoveranstaltung darum, dass wichtige Schattenspender für seine Gäste verschwinden könnten.

Mit etwas Glück bleiben die Bäume nahe des Kiosks dort, wo sie sind.
Mit etwas Glück bleiben die Bäume nahe des Kiosks dort, wo sie sind. | Bild: Benjamin Schmidt

Projektplaner Christian Seng aus Überlingen hörte den Kritikern aufmerksam zu und bemühte sich, auf alle Fragen und Einwände einzugehen. „Wir wollen Ihnen keine Stufen wegnehmen“, versprach er den Anwesenden. Auch die Befürchtung, dass es zu wenige Handläufe für Menschen mit Gehbehinderung geben könnte, nahm er auf. Auch Renate Gauß vom Stadtbauamt versprach den Kritikern: „Wir nehmen ihre Anregungen ernst.“ Zuzuhören und dann nichts zu tun, sei nicht ihre Auffassung einer solchen Veranstaltung.

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Verwaltung: Spielräume sollen genutzt werden

Was könnte sich also noch ändern? Sicher dürfte sein, dass am grundsätzlichen Gemeinderatsbeschluss nicht mehr gerüttelt wird. Allerdings signalisierten sowohl Seng als auch Gauß, dass ins bestehende Konzept noch weitere Sitzgelegenheiten eingeplant werden könnten. Auch einen Schutz der Bäume sowie weitere Handläufe, um ins Wasser zu gelangen, stellten sie in Aussicht. Auch Stadtsprecherin Andrea Kreuzer schrieb tags darauf auf Anfrage: „Die gesetzlichen Vorgaben für die Uferrenaturierung geben nur wenig Spielraum für diese Maßnahmen. Soweit diese vorhanden sind, werden wir diese nutzen.“