Der Aufsichtsrat des Automobilzulieferers ZF hat Holger Klein zum neuen Vorstandsvorsitzenden berufen. Klein tritt damit zum Jahreswechsel 2022/2023 in die Fußstapfen von Wolf-Henning Scheider, der im März seinen Rückzug von der Unternehmensspitze angekündigt hatte – „auf eigenen Wunsch“ und aus privaten Gründen, wie der 60-Jährige dem SÜDKURIER damals erklärt hatte.

Mit Holger Klein als Scheiders Nachfolger erhält ZF einen Chef mit Stallgeruch: Der 52-jährige Wirtschaftsingenieur kam 2014 von der Unternehmensberatungsfirma McKinsey zum Zuliefer-Konzern mit Sitz in Friedrichshafen. Seit 2018 ist er Mitglied des ZF-Vorstands und leitet von Shanghai aus die Regionen Asien-Pazifik und Indien. Zudem verantwortet er die Geschäfte der ZF-Sparten Pkw-Fahrwerktechnik sowie Aftermarket und ist verantwortlich für die weltweite Produktion. Zuvor hatte Klein von 2015 an die Integration des übernommenen US-Konzerns TRW Automotive geleitet.

Das ZF-Werk 1 in der Friedrichshafener Löwentalstraße.
Das ZF-Werk 1 in der Friedrichshafener Löwentalstraße. | Bild: Mario Wössner

„Ich denke, sie hätten keinen besseren finden können“, sagt Ferdinand Dudenhöffer dem SÜDKURIER kurz nach Bekanntwerden von Holger Kleins Berufung. Dudenhöffer ist Direktor des privaten Mobilitätsforschungsinstituts Center Automotive Research (CAR) in Duisburg. Der designierte neue ZF-Chef Klein habe unter anderem das China-Geschäft bei ZF vorangebracht und besitze ausgezeichnete analytische Fähigkeiten, so Auto-Experte Dudenhöffer.

Wolf-Henning Scheider tritt aus privaten Gründen als Vorstandsvorsitzender der ZF Friedrichshafen AG zurück.
Wolf-Henning Scheider tritt aus privaten Gründen als Vorstandsvorsitzender der ZF Friedrichshafen AG zurück. | Bild: Felix Kästle/dpa

Andreas Brand, Oberbürgermeister von Friedrichshafen, sagt als Vertreter der Zeppelin-Stiftung: „ZF befindet sich in einem nie dagewesenen, dynamischen Transformationsprozess. Die Wahl von Dr. Holger Klein zum neuen Vorstandsvorsitzenden ist dabei ein sehr gutes und wichtiges Signal nach innen wie nach außen.“ Die Zeppelin-Stiftung hält laut Unternehmensangaben 93,8 Prozent der Anteile an ZF.

Neben dem aktuellen Vorstandschef Wolf-Henning Scheider werden noch weitere Spitzenmanager zum Jahreswechsel ihre Tätigkeit bei ZF beenden, wie das Unternehmen bekannt gab. Es sind dies Finanzvorstand Konstantin Sauer und Wilhelm Rehm, im Vorstand verantwortlich für Nutzfahrzeug- und Industrietechnik.

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Als Nachfolger für den 63-jährigen Rehm steht bereits Peter Laier fest. Der 54-jährige Ingenieur leitete bis 2021 die Nutzfahrzeugsparte bei Knorr-Bremse. Wer Nachfolger des ZF-Finanzchefs und stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Sauer wird, ist noch nicht bekannt. Der Aufsichtsrat werde darüber aber „zeitnah“ entscheiden, so das Unternehmen.

Der 62-jährige Wirtschaftsingenieur und Betriebswirtschaftler Sauer kam 1990 zu ZF, übernahm 2000 die Leitung des Regionalbereichs Südamerika und wurde zehn Jahre später Finanzvorstand des Konzerns.

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