Eine Woche lang mit dem Fahrrad im Kreis fahren – wer macht das schon freiwillig? Raphael „Rapha“ Weiß und Sebastian „Basti“ Kogel aus Tettnang tun genau das: Jeden Tag schwingen sich die beiden auf ihre Räder und fahren den etwa acht Kilometer langen Weg rund um den Schliersee in Oberbayern. Seit Montag campen sie dort und treten kräftig in die Pedale – und das mit einem klaren Ziel: bis Freitag, 19. September, so viele Runden wie möglich zu schaffen.
Damit wollen Kogel und Weiß nicht irgendeinen Rekord brechen, sondern Spenden für einen guten Zweck sammeln. Unter dem Motto „Seewoche“ verbringen die beiden Freunde schon zum dritten Mal eine Woche lang mit ihren Rädern an einem deutschen See. In den vergangenen Jahren ging es rund um den Bodensee und den Chiemsee. „Bisher lag der Fokus immer auf der Strecke“, sagt Kogel, mit 37 Jahren der Ältere der beiden. „Wir hatten immer einen Start- und Zielpunkt“, ergänzt der 31-jährige Raphael Weiß.

Kostüme, Rückwärtsfahren und lautes Singen gehören dazu
Dieses Mal läuft das Ganze ein wenig anders: Die beiden Männer bleiben am Schliersee. Die Woche über dürfen sie auf dem Campingplatz kostenfrei stehen und fahren von dort aus ihre Runden um den See. Auf die Frage, ob das nicht irgendwann langweilig wird, antworten beide mit einem klaren „Nö“.

Denn während sie auf dem Drahtesel sitzen, erledigen sie verschiedene teils skurrile Aufgaben: Mal müssen sie eine Runde in einem lustigen Kostüm fahren, mal zwei Minuten rückwärts radeln oder eine halbe Stunde lang laut singen. Die Ideen kommen aus der Social-Media-Community – und als Beweis wird jede Challenge gefilmt und online gestellt.
Von der Schnapsidee zur Tradition
Die Idee ist ihnen 2021 während der Corona-Pandemie gekommen. „Das war wortwörtlich eine Schnapsidee“, erzählt Kogel. „Wir hatten Bock, irgendwas Lustiges, aber gleichzeitig auch Sinnvolles zu machen.“ Die beiden kennen sich schon seit vielen Jahren über den Fußball, zum damaligen Zeitpunkt haben sie auf der gleichen Station der Diakonie Pfingstweid in Tettnang gearbeitet.
Mittlerweile ist daraus fast eine Tradition geworden: Alle zwei Jahre nehmen sie dafür Urlaub und verbringen ihre gemeinsame „Seewoche“. Schon Monate vorher gehen sie auf Sponsorensuche in der Region – sei es für Geld- oder für Sachspenden. Unterstützung gibt es reichlich: Getränke von der Brauerei Meckatzer, Fleisch und Wurst von der Metzgerei Gössl, Most von der Seemost Kellerei und vieles mehr.
Noch ist kein Muskelkater zu spüren
Viele weitere Sponsoren haben ihre Geldspenden schon zugesagt. In den ersten Jahren kamen 4400 beziehungsweise 3500 Euro zusammen. Wie viel es dieses Jahr wird, wissen Weiß und Kogel erst am Ende der Woche. „Vom Gefühl her wird es dieses Mal mehr“, sagt Raphi.
Die sportliche Vorbereitung auf das Fahrradfahren fällt – zumindest bei Kogel – eher spärlich aus. „Ich nehme es mir jedes Mal vor, aber dann vergess‘ ich es doch wieder“, sagt er und lacht. Weiß hingegen fährt ohnehin in seinem Alltag viel Fahrrad. Von Muskelkater ist bei beiden noch keine Rede.
Milch melken bis Nacktbaden – die kuriosesten Aufgaben
Zwischen fünf bis acht Runden am Tag sind die beiden bisher um den See gefahren. Die nächsten Tage steht noch einiges bevor. Doch es sind eher die Aufgaben, die bisher Schwierigkeiten bereiten. „Ich soll einen Liter Milch von einer Ziege oder Kuh melken“, sagt Raphael Weiß und lacht. „Das ist gar nicht so einfach.“

Die meisten Aufgaben haben die beiden bisher erfolgreich erledigt – wie eine Runde Nacktbaden im See oder zehn fremde Menschen umarmen und sagen: „Schön, dass es dich gibt.“ Denn der Spaß soll bei der Spendenaktion auch nicht zu kurz kommen.