Am Ende gab es keine Diskussion. Mit großer Mehrheit beschloss der Gemeinderat am Montagabend, sich um die Ausrichtung einer Landesgartenschau ab 2037 zu bewerben. Dagegen sprachen sich nur drei Stadträte aus, ohne dass Regine Ankermann (Grüne) sowie Nicole Bittner (ÖDP) und Joachim Krüger (parteilos) ihre Entscheidung begründeten. Einige Stadträte der CDU-Fraktion enthielten sich der Stimme.
Erste Gespräche gab es schon
Damit war der gemeinsame Antrag von Netzwerk, SPD/Linke, Freie Wähler und FDP erfolgreich. Mit dem Vorstoß ist der Wunsch verknüpft, die Stadtentwicklung anzukurbeln. Ein Anliegen, das auch im Rathaus getragen wird. „Das kann etwas werden“, erklärte Oberbürgermeister Andreas Brand in der Sitzung. Erste Gespräche informeller Art habe es 2023 im dafür zuständigen Landwirtschaftsministerium bereits gegeben. „Ich freue mich, dass da ein paar Dinge zusammenlaufen.“

Dabei geht es weder der Verwaltung noch dem Gemeinderat um eine Blümchenschau. Mit der Initiative wäre „mittel- bis langfristig eine klare städtebauliche Zielsetzung und Priorisierung verbunden“. Mit anderen Worten: Es geht um Ideen, wie das Stadtbild nachhaltig, freilich auch grün aufgewertet werden kann. Nicht zuletzt will Friedrichshafen bis zum Jahr 2040 klimaneutral sein. Auf diesem Weg könne eine Landesgartenschau „ein wichtiger Meilenstein sein“. Was letztlich im Bewerbungskonzept steht, soll mit der Bürgerschaft entwickelt werden.
Wie schwierig es ist, bei langwierigen Projekten am Ball zu bleiben, zeigt der Hintere Hafen. Das Filetstück direkt am Bodensee liegt im Großen und Ganzen als Parkplatz brach. Dabei steht das Areal bereits länger als zehn Jahre im Fokus der Stadtentwicklung. Erst im Oktober 2023 hat die Stadt das Sanierungsgebiet per Ratsbeschluss aufgegeben. Seit 2016 standen 1,4 Millionen Euro an Fördergeldern des Landes zur Verfügung, um die Flächen zu entwickeln und aufzuwerten – ohne Erfolg.
Jetzt gibt es einen neuen Anlauf, den „kommunalpolitischen Dauerbrenner“ anzupacken. Einstimmig beschloss der Rat ebenfalls am Montagabend, einen Masterplan aufzulegen. Der soll nicht nur den Hinteren Hafen in den Blick nehmen, sondern auch die ebenfalls seit Jahren geplante Erweiterung des Zeppelin-Museums und den Romanshorner Platz als Verkehrsknoten.
Gartenschau und Hinteren Hafen verknüpfen
Was hat das mit der Landesgartenschau zu tun? Heinz Tautkus hat schon eine Idee. Beides könne man doch zusammen denken, schlug er vor. Friedrichshafen als Industriestadt, der Bodensee und die Natur: In der Kombination sieht zumindest der SPD-Stadtrat nicht nur eine optische Verbindung zwischen Hafen-Areal und Landesgartenschau. Mit der Bewerbung muss die Stadt ohnehin möglichst zusammenhängende Grün- und Freiflächen von mindestens 10 bis 15 Hektar vorweisen.
Doch was mit dem Areal am Hinteren Hafen wird, hängt nach wie vor stark von den Grundstückseigentümern ab. Über gut ein Drittel der Fläche verfügt die Stadt nicht, wobei die Bodenseeschiffsbetriebe als Eigner der Werft den größten Einfluss auf künftige Planungen haben.

Ob ein Masterplan das richtige Instrument ist, um den Hinteren Hafen aus dem Dornröschenschlaf zu wecken? Da äußerte CDU-Fraktionschef Achim Brotzer Zweifel. Das Gebiet aufs Abstellgleis zu schieben, gehe gar nicht. Aber dieses „Sorgenkind der Stadtentwicklung“ jetzt mit weiteren Projekten zu verknüpfen und damit die Komplexität noch zu erhöhen, hält er für schwierig. „Wir sollten dieselben Fehler nicht noch einmal machen“, verwies Brotzer auf die Erfahrungen zur Neugestaltung des Uferparks. Trotzdem stimmte die CDU dem Masterplan erstmal zu, neugierig, „was die Verwaltung präsentieren wird“.
Wo bauen, wo nicht?
Dieser Plan soll ein „ordentliches städtebauliches Konzept“ aufzeigen, erklärte Stefanie Fritz, Chefin des Stadtplanungsamts. Mit anderen Worten: Rathaus und Gemeinderat formulieren Leitplanken, auf welchen Flächen wie intensiv gebaut werden darf und welche Flächen frei und grün bleiben. Einen Wunsch brachte Oberbürgermeister Andreas Brand bereits zum Ausdruck: Am Hinteren Hafen sollte sich nicht wiederholen, was auf dem Kressbronner Werftgelände passiert ist.