Gregor Gysi war schon da, der Sportjournalist Marcel Reif und auch die Soziologin Eva Illouz: Immer wieder gibt es an der Zeppelin-Universität interessante Veranstaltungen, zu der auch die Öffentlichkeit geladen ist. Allerdings: Teils ist es gar nicht so leicht, sich im Dickicht des akademischen Kalenders zu orientieren. Der SÜDKURIER gibt daher einen Überblick – und schaut gleichzeitig darauf, was grundsätzlich im Jahr 2023 an der ZU ansteht.

Medien, Krieg und innerer Frieden

Aktuell läuft die zehnteilige Ringvorlesung zum Jahresthema „Being Wrong“. Konkret verbirgt sich dahinter eine Veranstaltungsreihe, die sich der Frage widmet, ob sich die Gesellschaft – ob nun Individuen oder Gruppen – sich überhaupt auf dem richtigen Kurs befindet. Am 14. März etwa befasst sich daher der französische Professor Pierre Cassou-Noguès mit der Frage, wie soziale Medien als verzerrender Filter der Realität fungieren – etwa mit Blick auf Umweltkatastrophen.

Ausschnitte aus dem Film „Pranayama Organ“ werden in der Ausstellung am Fallenbrunnen zu sehen sein.
Ausschnitte aus dem Film „Pranayama Organ“ werden in der Ausstellung am Fallenbrunnen zu sehen sein. | Bild: Pranayama Organ (still), 2021. Fiona Banner aka The Vanity Press

Kurz darauf, am 17. März, öffnet im Ausstellungsraum Whitebox am Fallenbrunnen die Kunstausstellung „Fiona Banner aka The Vanity Press“. Sie nähert sich einer ganzen Reihe von Fragestellungen mit Bezug auf Kriegsgerät an: Wie sieht ein Blick auf sie ohne Heldenperspektive aus? Und warum werden sie überhaupt nach Tieren und Naturphänomenen benannt? Zu sehen sein werden ein Sitzsack in Form eines Flugzeugflügels und auch das Video „Pranayama Organ“, in dem zwei aufblasbare lebensgroße Kampfflugzeug-Attrappen zu Protagonisten werden. Die Vernissage ist um 18 Uhr, ab 20.30 Uhr beantwortet die Künstlerin Fragen zu ihrem Werk.

In der Folgewoche, Dienstag, 21. März, stellt Professor Klaus Mühlhahn das chinesische Konzept der Selbstprüfung vor. Dieses wurde laut einer Ankündigung vom Konfuzianismus, Buddhismus und Daoismus propagiert und als Mittel gesehen, Tugend zu pflegen, Erleuchtung zu erreichen und moralisch falsches Verhalten zu vermeiden. Durch die Selbstprüfung wollten Individuen in China sich selbst verbessern und inneren Frieden finden. Diese und weitere Vorlesungen finden ebenfalls im Projektraum Whitebox im Fallenbrunnen statt.

Beim Seekult-Festival, einer studentischen Initiative, war im vergangenen Jahr der kleine Veranstaltungsraum am Buchhornplatz in ...
Beim Seekult-Festival, einer studentischen Initiative, war im vergangenen Jahr der kleine Veranstaltungsraum am Buchhornplatz in Friedrichshafen gut gefüllt. | Bild: Lena Reiner (Archiv)

Schwer planbar: Studentische Veranstaltungen

Regelmäßig organisieren auch die Studierenden der Zeppelin-Universität Veranstaltungen, die für die Öffentlichkeit zugänglich sind – etwa das Seekult-Festival im vergangenen Jahr. Allerdings ergeben sich laut Michael Scheyer, Sprecher der Universität, Veranstaltungen teils kurzfristig. Er empfiehlt daher: „Schauen sie regelmäßig in unseren Veranstaltungskalender.“ Sollte mal ein Event exklusiv für Studierende sein, sei dies in der jeweiligen Ankündigung vermerkt.

Studium Generale und Bürgeruni

Auch ein Studium Generale soll ab kommenden Herbstsemester wieder für die Öffentlichkeit angeboten werden. Einen Arbeitstitel gibt es bereits: „Menschliche Entscheidungen in einer digitalisierten Welt“. Ende März soll das volle Programm stehen, ab September starten die Vorlesungen. Vier sind für das Wintersemester geplant, vier für das Sommersemester. Mit dem Zeppelin-Museum soll es dabei eine inhaltliche Kooperation zur Blockchain-Technologie geben, mit der etwa Krypto-Währungen gespeichert werden.

ZU-Gastprofessor Marcel Tyrell und Studentin Luisa Haller stellten vergangenen November Marcel Reif (Mitte) mal nette und mal kritische ...
ZU-Gastprofessor Marcel Tyrell und Studentin Luisa Haller stellten vergangenen November Marcel Reif (Mitte) mal nette und mal kritische Fragen. | Bild: Lena Reiner (Archiv)

Sprecher Michael Scheyer kündigt zudem an: „Auch die Bürger-Uni, zu der auch Sportjournalist Marcel Reif im vergangenen Jahr gekommen ist, soll wiederbelebt werden.“ Ziel sei es erneut, prominente und illustre Menschen nach Friedrichshafen zu holen, damit Bürgerinnen und Bürger sie persönlich erleben können. Scheyer: „Noch kann die ZU keine Namen nennen, aber die Vorbereitungen laufen im Hintergrund.“ Die nächsten Gäste sollen bald bekannt werden. Start könnte im April oder im Mai sein, Termine sind aber noch nicht fix.

Entscheid über Promotionsrecht

Auch intern steht 2023 Wichtiges für die ZU an: Sie muss sich erneut um das Promotionsrecht bewerben. Im Jahr 2018 verlängerte der Wissenschaftsrat die Akkreditierung bis Sommer 2023, später wurde die Frist auf das folgende Jahr wegen Corona verlängert. Die Verantwortlichen wollen nun bis 15. März diesen Jahres den Antrag auf Reakkreditierung abgeben.

In Summe muss die Universität 38 Professuren vorweisen, aktuell stehen sie bei 31 besetzten Stellen. Präsident Mühlhahn ist allerdings überzeugt, dass rechtzeitig – das bedeutet bis zum Abschluss des Verfahrens – weitere fünf Professoren sowie sowie zwei Jungprofessoren verpflichtet werden können. Mühlhahn: „Die Neuzugänge befassen sich mit Digitalisierung, Künstlicher Intelligenz sowie Virtueller Realität.“ In Form von Vorlesungen und Veranstaltungen sollen auch die Bodensee-Bewohner von den neuen Experten profitieren.