Dass ausgerechnet der beliebte Bio-Supermarkt mit angeschlossenem Bistro die Corona-Krise nicht überlebt, trifft nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch viele Stammkunden hart. Kurz nachdem die beiden Betreiber Birghitta Miglietta und Michael Ganster am Dienstagnachmittag auf ihrer Facebook-Seite die Schließung bekannt gaben, kamen dutzende Reaktionen. „Ich bin so traurig. Bitte lassen Sie mich wissen, wo ihr Küchenchef künftig arbeitet, damit ich meine Lieblings-Quiche wiederfinde“, schreibt eine Frau. „Wir fassen es kaum! Was für ein Verlust! Sie werden uns sehr fehlen“ eine andere.
Es wird deutlich: Mit „Bio am See“ schließt nicht bloß irgendein beliebiger Supermarkt, sondern eine Institution, die ökologisch-nachhaltiges Denken und Konsumieren in Friedrichshafen in den vergangenen drei Jahrzehnten stark geprägt hat.

Hohe Verluste durch die Schließungen
Doch was ist passiert, dass ausgerechnet dieser beliebte Laden mitten in der Innenstadt die Corona-Krise nicht überlebt? „Bio am See“ besteht aus zwei Betrieben: dem Bistro mit Mittagsangebot, das Michael Ganster leitet, und dem Supermarkt, den Birghitta Miglietta führt. Während das Bistro seit März coronabedingt geschlossen hat – und seither ein wichtiger Teil des Umsatzes wegfällt – blieb der Supermarkt weiter offen. Doch auch hier ging der Umsatz laut Medienberichten zurück, denn die Nebenkäufe der Mittagstischkunden fielen weg. Zudem habe es Verhandlungen mit einem Investor gegeben, die sich aber zerschlagen hätten. Nun haben elf Mitarbeiter ihren Job verloren. Der SÜDKURIER konnte die beiden Betreiber am Mittwoch nicht für eine Stellungnahme erreichen.
Ladensterben in der Innenstadt geht weiter
Schinacher, Saupp Moden, K&L Ruppert – seit Beginn der Corona-Krise schlossen bereits einige Läden ihre Türen für immer oder wechselten aufgrund von Insolvenzverfahren den Besitzer. Das Ladensterben ist in Friedrichshafen bereits seit vielen Jahren ein großes Thema, da es immer wieder zu langen Leerständen von Geschäftsräumen kommt, insbesondere in der Innenstadt.

Was jetzt mit der großen Ladenfläche von „Bio am See“ im Erdgeschoss des Metz-Quartiers – quasi dem Vorzeigeprojekt der Innenstadt – passiert, ist noch unklar. Zunächst wird dort alles ausgeräumt und verkauft. Schließlich hat nun der Insolvenzverwalter das Sagen – und muss versuchen, verschiedene Gläubiger auszuzahlen.