An ihre ersten Eindrücke an Bord eines Flugzeugs kann sich Heike Nachtigall kaum noch erinnern. Denn damals war sie gerade einmal drei Jahre alt. Auf dem Schoß ihres Papas, der ein leidenschaftlicher Flieger war, erkundete sie das Innenleben einer alten Cessna. „Mir wurde immer wieder erzählt, dass ich als Kind sehr fasziniert war und gar nicht mehr aus dem Flugzeug herauswollte“, sagt Nachtigall und lächelt.
„Es war ein total aufregender und spannender Moment“
Ganz genau erinnern kann sich die 51-Jährige dagegen an ihren ersten Alleinflug mit dem Segelflugzeug. „Es war ein total aufregender und spannender Moment. Ich saß im Flugzeug und alles hing auf einmal von meinem Können ab“, erzählt Nachtigall. „Es war so viel schöner als mit dem Fluglehrer. Alleine war alles ruhig, ich selbst hoch konzentriert. Ein unbeschreibliches Gefühl.“

Wenn Nachtigall über ihren ersten Alleinflug spricht, erzählt sie von „dem einschneidenden“ Erlebnis in ihrer Fliegerlaufbahn. Doch wie kam sie überhaupt zu einem Flugschein? 2012 zog die 51-Jährige aus beruflichen Gründen an den Bodensee, genauer nach Meckenbeuren.
Hobbyflieger neben Luftschiffen und Linienflugzeugen
Im selben Zug erkundigte sich Nachtigall nach einer Möglichkeit, den Flugschein zu machen. So wurde sie auf den Häfler Luftsportclub (LSC) aufmerksam. „Ich fand es von Anfang an spannend, wie viel an diesem internationalen Flughafen los ist, an dem der LSC untergebracht ist. Dort fliegen die Hobbyflieger direkt neben den Zeppelinen und Linienflugzeugen.“
Knapp zwei Jahre, nachdem Heike Nachtigall dem Verein beigetreten war, hatte sie den Flugschein für das Segelflugzeug in der Tasche. „Im Verein hatte ich gute Möglichkeiten, die Flugausbildung schnell zu absolvieren, denn wir haben dort eigene Fluglehrer und der Ausbildungsstart ist jederzeit möglich“, erzählt sie.

Dass die leidenschaftliche Fliegerin überhaupt zwei Jahre für den Flugschein brauchte, lag nach ihren Erzählungen daran, dass das Segelfliegen eine sehr zeitintensive Angelegenheit sei. Außerdem brauche es stets ein Team, das hinter einem steht – man könne nicht einfach alleine mit seinem Fluglehrer loslegen.
„Segelfliegen ist ein Teamsport“
„Segelfliegen findet in einer Gemeinschaft statt, es ist ein Teamsport. Ohne Helfer geht nichts“, sagt die Fliegerin. Deswegen findet der Segelflugbetrieb im Verein hauptsächlich an den Wochenenden im Sommerhalbjahr statt.

Doch das Segelfliegen alleine war Nachtigall nicht genug. Vor vier Jahren fasste sie den Entschluss, zusätzlich noch den Motorflugschein zu machen. „Als ich das erste Mal wieder in einer Cessna saß, wollte ich gar nicht mehr aussteigen. Es war quasi die selbe Situation wie damals mit drei Jahren“, erzählt die 51-Jährige und schmunzelt.

Seit August darf sie sich offiziell Motorfliegerin nennen, sie hat den Flugschein erfolgreich absolviert. „Jetzt habe ich quasi alle Möglichkeiten“, sagt Nachtigall, die außerdem seit etwa 30 Jahren regelmäßig mit dem Gleitschirm unterwegs ist.
Je nach Bedingung komme nun eine andere Art des Fliegens für die Frau zum Einsatz. „Wenn die Thermik toll ist, dann nehme ich natürlich das Segelflugzeug. Wenn ich im Urlaub bin oder beim Wandern, dann habe ich stets meinen Gleitschirm dabei und wenn ich abends nach der Arbeit abschalten möchte, dann gönne ich mir einen Kurzurlaub für die Seele, indem ich mit dem Motorflugzeug fliege.“

Motorflugschein kostet etwa 10 000 Euro
Nachtigall weiß, dass ihr Hobby nicht für jedermann erschwinglich ist. „Es ist nicht billig“, betont sie. Umso glücklicher sei sie deswegen, dass sie im Luftsportclub nicht auf ein eigenes Flugzeug angewiesen ist, sondern die Maschinen des Vereins nutzen darf.

Dennoch kostet gerade der Flugschein viel Geld. Etwa 10 000 Euro habe Nachtigall gezahlt. Der Preis variiert im Verein je nach Anzahl der Flugstunden und dem Modell des Fliegers.
„Es ist eine Faszination. Ein Zusammenfügen ganz vieler Glücksmomente.“Heike Nachtigall, Fliegerin
Doch aus Sicht der 51-Jährigen ist das Fliegen jeden Euro wert: „Es ist eine Faszination. Ein Zusammenfügen ganz vieler Glücksmomente. Wer einmal selbst geflogen ist, der ist infiziert und kann nicht mehr damit aufhören.“