Ob Ferrari, Aston Martin oder Porsche-Karosserie: Die Zollbeamten am Grenzübergang nahe Lindau haben zuletzt viele schnelle Autos zu Gesicht bekommen. Mehrmals stoppten sie Personen, die Sportwagen ohne die Abgabe von Zollgebühren nach Deutschland eingeführt hatten. Die Besitzer mussten mehrere tausend Euro nachzahlen, gegen sie wird nun in Strafverfahren ermittelt. Die Fahrzeuge stammten aus der Schweiz und sollten meist nach Osteuropa gebracht werden. Hagen Kohlmann vom Hauptzollamt Ulm erklärt, was hinter den Vorfällen steckt.
Werden hier aktuell besonders viele Sportwagen geschmuggelt?
Der Zoll beobachtet bereits seit Jahren, dass Personen Autos von der Schweiz aus über Vorarlberg ohne Anmeldung nach Deutschland bringen, erklärt Pressesprecher Kohlmann. Bis zum jetzigen Zeitpunkt des aktuellen Jahres haben die Beamten acht unverzollte Autos entdeckt. Das sind fast so viele wie im vergangenen Jahr: 2022 gab es zehn Fälle. Im Jahr 2021 dokumentierte der Zoll drei und 2020 sechs Fälle.
Was ist über die mutmaßlichen Schmuggler bekannt?
Es handele sich dabei um Privatpersonen, die auch mal im Auftrag von Händlern Autos lieferten. Die Käufer arbeiteten häufig im Dienstleistungssektor in der Schweiz und transportierten die erworbenen Fahrzeuge in ihre Heimatländer. „Hinweise auf organisierte Strukturen liegen uns nicht vor“, sagt Kohlmann.
Wo werden die Autos hingebracht?
Oft haben die Autos Länder wie Rumänien, Bulgarien, Ungarn oder Polen als Ziel, so der Sprecher. „Die Fahrtstrecke ist insofern logisch.“
Woher wissen Beamte, dass es keine gestohlenen Autos sind?
Das können die Grenzpolizisten oft nicht genau feststellen, aber: „Haben wir Hinweise auf einen Diebstahl, informieren wir die Polizei“, so Kohlmann. Hellhörig würden sie bereits bei gefälschten Verkaufsrechnungen für die Autos oder wenn Besitzer gar keine Rechnung vorweisen können.
Warum ausgerechnet dieser Grenzübergang?
„Die Fahrzeuge kommen aus der Schweiz über Österreich nach Deutschland“, sagt Kohlmann. Auf der Route über Vorarlberg gebe es keine großen Grenzzollstellen. Manche Wageninhaber fuhren zudem spät abends oder nachts über die Grenzen, außerhalb der Öffnungszeiten der österreichischen Zolls. Die mögliche Folge: Mehr Kontrollen für die deutschen Zollbeamten.
Warum hat Vorarlberg keine großen Zollstellen?
Zwischen der Schweiz und Vorarlberg gibt es keinen Autobahngrenzübergang wie bei Lindau. Stattdessen seien dort kleinere Grenzübergänge, die für den Pendlerverkehr zwischen der Schweiz, Liechtenstein und Österreich vorgesehen sind, erklärt Stefan Trittner, Sprecher des österreichischen Finanzministeriums. Zollbeamte kontrollierten hier Einfuhren an der Grenze und im Hinterland. Durch diese Vielzahl an Übergänge komme es aber nicht zu weniger Kontrollen, betont er. „Unterstützt werden diese Einheiten bei gemeinsamen Einsätzen auch durch die österreichische Polizei. Darüber hinaus erfolgt die Überwachung der Grenze zusätzlich mit Videokameras.“
Wie hoch ist die Dunkelziffer geschmuggelter Autos?
Dazu kann Pressesprecher Kohlmann nichts sagen. „Wir wissen nur, was wir feststellen.“ Die Zollbeamten seien täglich auf den Transitrouten unterwegs, „insofern ist von regelmäßigen Kontrollen auszugehen“, sagt er. Diese seien aber nur stichprobenartig und meist im Gebiet hinter dem Grenzübergang.