Eigentlich ist ihr Balkon ihr Paradies. Hier stehen Topfpflanzen und eine gemütliche Couch, von hier sieht sie über die Stadt hinunter auf den See. Jetzt ist dieser Ort aber nicht mehr so paradiesisch. „Es stinkt jetzt hier“, sagt Hasime Pajazitaj. In der Nacht auf Montag brach um etwa 3 Uhr in der Wohnung im Stockwerk unter ihr ein Brand aus. Die Flammen schlugen die Fassade hoch und verkohlten die Unterseite ihres Balkons und die Hauswand.
Der Ruß setzte sich auf ihre Couch und anderen Gegenstände ab. Wenn Pajazitaj nun ihren Finger über die Couchlehne zieht, ist er schwarz.
In der Mietwohnung lebt sie seit rund 20 Jahren mit ihrem Mann. Ihr Sohn und seine Frau wohnen auf dem gleichen Stockwerk. In der Nacht habe ihr Sohn etwas Verdächtiges gerochen, berichtet Pajazitaj. Er habe sein Fenster geöffnet und noch mehr Qualm von der Wohnung unter ihnen wahrgenommen, berichtet sie. Anschließend habe er den Notruf gewählt. Gemeinsam hätten sie das Gebäude verlassen. Vorher habe dessen Frau, Flora Pajazitaj, bei den Nachbarn auf ihrem Stockwerk geklopft und diese aufgeweckt.
Vor den Flammen gewarnt
Unter den geweckten Personen war auch Konstanze Schwäble. Sie wohnt seit rund 25 Jahren in ihrer Eigentumswohnung. Wie auch andere Bewohner des Hauses, die am Dienstag vor dem Haus anzutreffen sind, steht sie noch immer unter Schock. „Ich habe heute Nacht kaum geschlafen, es ist schwer, das alles zu verarbeiten“, sagt die 77-Jährige mit Tränen in den Augen. Wenn sie von den Ereignissen erzählt, denkt sie vor allem an den Moment, als Flora Pajazitaj bei ihr an der Tür klopfte und sie vor den Flammen warnte.
Sie habe sich nur eine Jacke genommen und schnellstmöglich das Gebäude verlassen, sagt Konstanze Schwäble. Nachdem die Bewohner vor dem Gebäude versammelt waren, gingen die Evakuierten gemeinsam zum Parkplatz des Norma-Supermarkts gegenüber, berichtet sie. Dort errichteten die Helfer Zelte und versorgten die Bewohner mit Heißgetränken.
Warme Brezeln für die Evakuierten
Zu dieser Uhrzeit, gegen 4.45 Uhr, war Karin Krämer in ihrem Supermarkt bereits im Dienst. „Ich war verwundert, was da draußen los war“, sagt die Filialleiterin des Supermarkts zu dem nächtlichen Aufgebot vor der Tür. Sie sei nach draußen gegangen und habe den Betroffenen angeboten, sie mit Lebensmitteln aus dem Supermarkt zu verpflegen. Schließlich habe sie 60 Brezeln im Ofen aufgewärmt. Am Tag nach dem Brand seien Bewohner bereits zu ihr gekommen und hätten sich für ihre Hilfe bedankt. Für Krämer sei dies aber nicht der Rede wert. „Ich bin froh, dass nichts Schlimmeres passiert ist.“ Um 6 Uhr konnten die Bewohner wieder in ihre Wohnungen zurückkehren.
Dankbar für Einsatz der Rettungskräfte
Froh, dass nichts Schlimmeres passiert ist – dieses Fazit ziehen auch die Pajazitajs und Konstanze Schwäble. „Wir hatten Glück im Unglück“, sagt Schwäble. So sieht es auch Flora Pajazitaj. Für die 33-Jährige sei die Nacht noch immer nicht ganz verarbeitet. Sie sei für diese Woche noch von ihrer Arbeit freigestellt. Hasime Pajazitaj ist vor allem dankbar, dass die Rettungskräfte zügig vor Ort waren. „Das war prima, dass sie so schnell kamen“, sagt sie.

Wie es nun mit den Brandschäden an ihrem Balkon und ihrer Wohnung weitergeht, weiß Pajazitaj noch nicht. Auf ihre Balkoncouch wolle sie sich aktuell nicht setzen. „Alles voller Ruß“, sagt sie. Wegen des anhaltenden Geruchs hat sie ihre Fenster durchgehend geöffnet und Duftkerzen angezündet. Einige Gardinen habe sie bereits abgenommen und weggeworfen.