Groß ist derzeit das Leid vieler Tiere im Tierheim Überlingen, die unter schwierigen Verhältnissen in ungewohnten Provisorien leben. Pflege- und Pensionstiere können nicht aufgenommen werden und die Notaufnahme ist auf ein Minimum beschränkt.

Doch nicht nur das: Auch die ehrenamtlichen Mitarbeitenden des Tierschutzvereins, dem Grundstück und Haus gehören, arbeiten schon seit Wochen unter schwersten Bedingungen. Denn ein Wasserschaden im Neubau macht ihnen allen seit Anfang des Jahres zu schaffen. Und jetzt ist noch ein defektes Dach hinzugekommen.

Zwar übernimmt die Gebäudeversicherung einen großen Teil des sechsstelligen Schadens, aber nicht alles. Deswegen fehlt es den Tierschützern weiterhin an Geld. „Bei uns geht es immer noch drunter und drüber“, sagt Tierheimleiterin Indra von Gersdorff.

Tierheimleiterin Indra von Gersdorff zeigt auf eine durch Wasser zerstörte Stelle im Tierheim.
Tierheimleiterin Indra von Gersdorff zeigt auf eine durch Wasser zerstörte Stelle im Tierheim. | Bild: Holger Kleinstück
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Wasserschaden Anfang des Jahres

Im vor 20 Jahren errichteten Neubau, in dem die Hunde untergebracht werden, war es zu einem Wasserschaden gekommen. Zurückzuführen ist er auf einen versteckten Mangel beim damaligen Bau. Es war seinerzeit vergessen worden, ein Abwasserrohr anzuschließen.

Nichtstaatliche Einrichtung ist auf Spenden angewiesen

Volle 20 Jahre lang floss das Abwasser in die Zwischenwände und die Bodenplatte. Der Neubau, in dem sich neben den Hundezellen auch Küche, Waschraum und Nebenräume befinden, muss daher derzeit bis auf die Grundmauern komplett entkernt werden. Das dauert wohl bis Jahresende. Nachdem mittlerweile die Trocknung der Räume erfolgt ist, soll diesen Monat ein Zimmermann die beschädigten Holzbalken und Wandteile austauschen.

Tierschutzvereinsvorsitzende Caroline Meer (links) und Tierheimleiterin Indra von Gersdorff mit dem Husky Sandy.
Tierschutzvereinsvorsitzende Caroline Meer (links) und Tierheimleiterin Indra von Gersdorff mit dem Husky Sandy. | Bild: Holger Kleinstück

Vor allem die Hunde sind betroffen

Für die Tiere stellt der Schaden einen Rieseneinschnitt im Alltag dar – insbesondere für die Hunde. Die 24 Katzen, für die das Tierheim gegenwärtig die Heimat ist, sind von dem Schaden weniger betroffen.

An einen normalen Betrieb ist gegenwärtig im Tierheim überhaupt nicht zu denken. So gibt es derzeit keine sonntäglichen Führungen, die einmal im Monat stattfanden, neue Pflege- beziehungsweise Pensionstiere können nicht aufgenommen werden und Besuche sind nur eingeschränkt möglich.

Der Wellensittich Paule, hier auf der Schulter von Tierheimleiterin Irma von Gersdorff, wurde von einem aufmerksamen Radfahrer ins ...
Der Wellensittich Paule, hier auf der Schulter von Tierheimleiterin Irma von Gersdorff, wurde von einem aufmerksamen Radfahrer ins Tierheim gebracht. Entweder vor Stress oder weil er von einem anderen Vogel gerupft wurde, hat er seine Federn verloren. Mit Vitaminen und Aufbaufutter wird er derzeit liebevoll gepäppelt. | Bild: Holger Kleinstück

„Wir sind extrem zurückhaltend, ein Tier aufzunehmen“, erläutert von Gersdorff. Das ist der Tatsache geschuldet, dass das Heim verpflichtet ist, ein Gehege für Fundtiere vorzuhalten. „Und das wird zurzeit eifrig genutzt, denn wir bekommen derzeit viele Hunde als Fundtiere.“

Was für ein Blick: Die beiden rund sechs Wochen alten Kätzchen Torpedo (links) und Mars.
Was für ein Blick: Die beiden rund sechs Wochen alten Kätzchen Torpedo (links) und Mars. | Bild: Holger Kleinstück

Kleine Katzen meistens krank

Aber auch „extrem viele“ verwilderte Mutterkatzen mit ihrem Nachwuchs werden dem Tierheim gemeldet. Während die Mütter eingefangen, kastriert und dann wieder in die Freiheit entlassen werden, muss der Nachwuchs gesund gepflegt werden, nachdem dieser unter nicht einfachen Bedingungen von ihren Müttern getrennt worden ist. „Die kleinen Kitten sind in 99,9 Prozent der Fälle richtig krank“, sagt von Gersdorff. „Die kommen dann später natürlich auch in die Vermittlung“.

Susanne Danegger füttert Charly „bigfoot“. Die Flaschenaufzucht solcher Katzenbabies ohne Mutter macht zwar viel Freude, ist ...
Susanne Danegger füttert Charly „bigfoot“. Die Flaschenaufzucht solcher Katzenbabies ohne Mutter macht zwar viel Freude, ist aber auch nahezu ein Fulltimejob und nicht ganz einfach. | Bild: Holger Kleinstück

Weiterer Schaden durch begrüntes Dach

Oberndrein belastet das Team seit wenigen Wochen zusätzlich ein Dachschaden. „Der kostet uns nochmal so rund 15.000 Euro“, erläutert Tierheimleiterin Caroline Meer. Entstanden ist er durch eine Begrünung auf dem Dach. „Da haben sich Bäumchen und Sträucher gebildet, und deren Wuzeln sind durchs Dach durch.“ Zuvor war das nicht bemerkt worden, sondern erst, als vor kurzem an der Decke Wasserflecken aufgetreten sind.

Jetzt ist auch noch ein Wasserschaden an der Decke hinzugekommen.
Jetzt ist auch noch ein Wasserschaden an der Decke hinzugekommen. | Bild: Holger Kleinstück
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Versicherung zahlt nicht alles

„Auf diesem Schaden bleiben wir total sitzen, da übernimmt die Versicherung leider gar nichts“, erläutert Meer. „Von daher sind wir leider auf zusätzliche Spenden angewiesen.“ Insgesamt beläuft sich der Schaden auf derzeit nicht ganz 250.000 Euro.“

Auch die Kaninchen Schlumpi (links) und Stella haben ein Zuhause im Tierheim gefunden.
Auch die Kaninchen Schlumpi (links) und Stella haben ein Zuhause im Tierheim gefunden. | Bild: Holger Kleinstück
Zurzeit vorübergehend im Tierheim: Die Wasserschildkröte „Morla“.
Zurzeit vorübergehend im Tierheim: Die Wasserschildkröte „Morla“. | Bild: Holger Kleinstück

Die Versicherung zahle alles, was die Folgen des Wasserschadens durch den Pfusch am Bau anbelangt, so Meer. „Was nicht zu den Folgen gehört, müssen wir selber tragen.“ Wie hoch die Summe letztlich ist, wissen die Mitarbeitenden des Heimes erst Ende des Jahres, „wenn die einzelnen Bauabschnitten fertig sind“, so Caroline Meer. Sie spricht von rund 30.000 Euro, die noch aufgebracht werden müssen.

Ungeachtet der Situation freuen sich Caroline Meer, Vorsitzende des Tierschutzvereins (links), und Tierheimleiterin Irma von Gersdorff ...
Ungeachtet der Situation freuen sich Caroline Meer, Vorsitzende des Tierschutzvereins (links), und Tierheimleiterin Irma von Gersdorff auf das Sommerfest des Tierheimes am kommenden Samstag, 8. Juli ab 10 Uhr. | Bild: Holger Kleinstück

Sommerfest am Samstag, 8. Juli

Wie es im Tierheim derzeit aussieht, lässt sich beim Sommerfest am kommenden Samstag, 8. Juli, 10 bis 16 Uhr, erfahren. Neben Führungen wartet auf die Besucher Getränken und kleinen Speisen, Kindertheater sowie Infostände der Tierrettung Südbaden, der Tiertafel Hegau Bodensee, der Wildtierhilfe BW und der Igelhilfe Ahausen. Einen kostenlosen Shuttleservice gibt es vom Busbahnhof.