Der See lag noch im dichten Morgennebel, als Dekanin Regine Klusmann beim letzten ökumenischen Gottesdienst das große Gemeinschaftsgefühl beschrieb, das im Verlauf der Landesgartenschau in der Stadt entstanden sei. Am späten Nachmittag hatte die Sonne die ganze Szenerie um die Seebühne noch einmal in ein warmes Licht getaucht, ehe Verantwortliche, Helfer und Freunde das Gelände in einem Umzug Richtung Innenstadt verließen.

Auf der prall gefüllten Hofstatt schließlich wurde dieses neue pinke Wir-Gefühl in einer friedlichen rosa Armee vor bengalischer Beleuchtung einmal mehr augenfällig, ehe ein spürbar erleichterter OB Jan Zeitler an der Seite von Gerlinde Kretschmann und den LGS-Geschäftsführern Roland Leitner und Edith Heppeler zum Freibier einlud. Die Gartenschau war Geschichte und ließ eine eindrucksvolle Stimmung zurück, die man sonst allenfalls von der Überlinger Fastnacht kennt.


Am 171. und somit letzten Tag der Landesgartenschau hatten sie sie hergeben müssen: die Landesgartenschaufahne. Oberbürgermeister Jan Zeitler erinnerte noch mal an den ersten Spatenstich im Uferpark 2016, an die Platanen, die unter Bürgerprotest für die Landesgartenschau (LGS) fielen. Es sollte nicht die einzige Kritik bleiben. Zeitler gab sich am Sonntag bei der Fahnenübergabe aber überzeugt, dass die Überlinger die LGS am Ende als eigenes Projekt angenommen hätten. Sonst wäre sie nicht solch ein großer Erfolg geworden, versicherte Zeitler.

Diesen Erfolg machte er wie bei der Abschlussfeier am Tag zuvor unter anderem an den Ehrenamtlichen fest. Mit 452 Ehrenamtlichen habe man sich sympathisch präsentiert. Dieses Ehrenamt und die durch die LGS neu erschlossenen Räume sollen bleiben. Der Helferkreis werde sich auch in Zukunft um das Gelände kümmern, sagte der Oberbürgermeister. Im nächsten Frühjahr möchte Zeitler mit den Helfern bei einem „Frühstück in pink“ starten: „Das ist hiermit versprochen.“
„Überlingen wird Schwung mitnehmen“
Zeitler: „Überlingen wird den Schwung der LGS mit in die nächsten Jahre nehmen.“ Manfred Lucha, Minister für Soziales, Gesundheit und Integration, sprach er seinen Dank für die Unterstützung des Landes Baden-Württemberg aus – vor allem bei der Verschiebung der LGS von 2020 auf 2021. Anstatt Minister Winfried Kretschmann nahm dessen Ehefrau Gerlinde Kretschmann an dem Festakt teil.
So konnte die Stadt Überlingen die Landesgartenschaufahne schließlich ein Jahr länger behalten als geplant. Zeitler trennte sich nach eigenen Angaben schweren Herzens davon. Joachim Schuster, Bürgermeister von Neuenburg am Rhein, Ort der Landesgartenschau 2022, wünschte der OB ein ebenso tolles „Sommerfest“ und „natürlich gar keine Einschränkungen durch die Pandemie“.
Minister lobt „badische Gelassenheit“
Minister Manfred Lucha sagte: „Gartenschauen sind deshalb so wichtig, weil sie Impulse über ihre Zeit hinaus geben.“ Bleibende Werte würden geschaffen, im Kleinen und Großen Verantwortung für den Planeten übernommen. Den Überlingern attestierte er angesichts des herausfordernden Umgangs mit der LGS während der Pandemie „badische Gelassenheit“. Der Bodensee? Für Manfred Lucha ein Geschenk.

„Es ist schon Wehmut dabei“, sagte LGS-Geschäftsführer Roland Leitner, als er zum letzten Mal die Seebühne verließ. Da hat es OB Jan Zeitler gut, dem das Moderatoren-Trio Beate Braun, Heidrun Dett und Marga Lenski in bester Frauenkaffee-Hochform eine Gartenschaufahnen-Miniatur als künftiges Trostpflaster für den Schreibtisch überreichte.

Zuvor hatten sie in einem Schnelldurchlauf die häufigsten Fragen der Besucher („Wo sind wir eigentlich jetzt?“) und ihre persönlichen Empfehlungen für den Rundweg noch einmal wie im Schlaf rekapituliert: „Rosenobelgärten rein, Rosenobelgärten raus, Abstecher zum Museumsgarten, dann Menzinger Gärten oben rein, unten raus, zur Promenade....“ Das Ganze gehe natürlich auch umgekehrt.
Nächste LGS unter Stichwort „Stadt-Land-Fluss“
Dass auch sie Fastnacht können, bewiesen die Landesgartenschau-Nachfolger aus Neuenburg mit ihren Masken auf der Bühne. Ziel des eigenen Projektes sei es, unter dem Stichwort „Stadt-Land-Fluss“ die durch die Rheinbegradigung verlustig gegangene Verbindung zum Wasser wieder herzustellen, wie Bürgermeister Joachim Schuster erklärte. Damit würden die 13 000 Bürger wieder echte „Rheinheimische“. Als Vorab-Präsent überreichte Schuster Sozialminister Manfred Lucha das passende Mannschaftsshirt – „natürlich in der passenden Farbe“.

Spannend verspricht in Neuenburg auch die internationale Beteiligung aus Frankreich und der Schweiz zu werden. Mancher Zuhörer dachte, was die drei Moderatorinnen am Ende in kurzer Worte fassten: „Mir kommet!“
