Nur etwa 20 Prozent der Jungstörche sind noch am Leben: Die Brut des Frühjahrs 2024 ist großteils erfroren. Parkleiter Roland Hilgartner geht davon aus, dass rund 80 Prozent der Tiere, die in den Horsten am Hof des Affenbergs geschlüpft sind, am Erfrierungstod gestorben sind. Er schätzt, dass in den umliegenden Horsten die Bilanz genauso schlecht aussieht. „Wenn nicht sogar noch schlechter“, wie er sagt. Zuletzt gab es 2016 im nasskalten Frühling einen vergleichbaren Ausfall.
180 Brutpaare im Team des Affenbergs
Das Storchen-Team des Affenbergs betreut am Hof 50 Storchenpaare, in den umliegenden Gemeinden weitere etwa 130 Paare. Im Durchschnitt beträgt ihr Gelege vier bis sechs Eier, wovon zwei schlüpfen und die ersten Wochen überstehen. Im Idealfall lernen sie bald zu fliegen, bevor sie etwa im August eigenständig, ohne Begleitung der Altvögel, den Zug gen Süden antreten.
Für viele der mittlerweile etwa vier Wochen alten Küken war es im Dauerregen zu kalt. Problematisch ist genau dieses Alter, wie der promovierte Biologe beschreibt. Einerseits ist ihr Gefieder noch nicht so ausgeprägt, dass es den Regen zuverlässig abweisen könnte. Andererseits sind die Küken schon so groß, dass sie nicht mehr unter die wärmenden Fittiche ihrer Eltern schlüpfen und dort „gehudert“ werden können, wie der Fachmann sagt.
Wenn die Brut sehr früh ausfällt, stellen sich die Störche laut Hilgartner darauf ein und legen ein zweites Mal. Dafür wäre es jetzt aber zu spät. In einigen Fällen werfen die Störche den toten Nachwuchs aus dem Horst und widmen sich umso intensiver den Überlebenden. Er habe auch schon beobachtet, dass sehr junge Küken nach ihrem Tod den Geschwistern zum Fraß gegeben werden.
Liebestreu im neuen Horst
Sofern eine Brut komplett ausfällt, so Hilgartner, „lässt sich für uns Biologen ein interessanter Vorgang beobachten: Die Störche bauen einen Kompensationshorst“. Das hat den Hintergrund, dass aus Sicht der Störche der alte Horst dem Selbsterhaltungstrieb nicht diente. Und so ist derzeit auf dem Hofgebäude des Affenbergs zu beobachten, wie direkt neben dem bisherigen Horst ein neuer entsteht. Im nächsten Jahr wiederum könne dann beobachtet werden, so Hilgartner, dass sich viele Paare neu bilden. Denn die Störche werden nach dem miesen Frühling 2024 im Frühling 2025 einen neuen Horst besetzen, an dem sie dann auf einen Zufallspartner stoßen. Wenn es dort dann mit dem Nachwuchs wieder klappt, bleiben die Störche diesem Horst in den nächsten Jahren, und somit auch ihrem dortigen Partner, treu.