Besonders talentierte Kicker haben Glück: Fallen sie beim Probetraining des SC Markdorf positiv auf, haben sie die Chance, besonders gefördert zu werden. Nach seinem Amtsantritt vor zwei Jahren hatte Jugendkoordinator Ewald Schmid mit einer zusätzlichen Trainingseinheit für besonders begabte Kicker den Grundstein für das Förderzentrum Gehrenbergtalente gelegt. „Jetzt, nach so langer Vorbereitungszeit, freuen wir uns, dass wir endlich richtig loslegen können“, sagt Andreas Bauer vom Orgateam des Förderzentrums.
Zwei A-Lizenz-Trainer fordern und fördern
Und das mit geballter Kraft und aufgrund der wachsenden Zahl an Spielern mit einem weiteren Trainer: Daniel Schmid, der auch das Bezirksligateam der ersten Mannschaft seit der Winterpause trainiert, bringt sich neben seinem Vater Ewald Schmid in der Talentschmiede ein. Beide sind UEFA-A-Lizenz-Inhaber.
Rund eineinhalb Stunden fließt der Schweiß beim Dribbeln und Laufen, beim Pässe üben und Austricksen. Die Trainer weisen zurecht, loben, machen auf Fehler aufmerksam. Wer das blaue Trikot mit dem neonroten tauschen darf, ist glücklich: Er hat es vom „normalen“ Spieler zum Talent geschafft – und endlich dürfen die Kinder und Jugendlichen nach dem Ende der coronabedingten Maßnahmen auch wieder gemeinsam kicken.
Endlich wieder Training auf dem Fußballplatz
Während der Pandemie war das nicht oder nur eingeschränkt möglich. Die Maßnahmen der Landesregierung und dementsprechend des Südbadischen Fußballverbandes hatten Begegnungen untersagt, bei denen Spieler sich gegenseitig hätten anstecken können. Deshalb fand das Fußballtraining online statt.

Das und die Live-Trainingseinheiten zeigten raschen Erfolg. „Fleiß und Ehrgeiz haben sich ausgezahlt. Durch das konsequente Training in den Jugendmannschaften, gepaart mit dem wöchentlichen Fördertraining, haben sich die Jungs toll entwickelt“, so Ewald Schmid. Zwei Spieler wurden zum Probetraining beim VfB Stuttgart eingeladen.

Hier bleibe man in Verbindung mit dem Verein, denn die Zehnjährigen seien noch zu jung für kontinuierliches Training in Stuttgart, so Thomas Engel, der zweite Organisator. Für drei Spieler ging es zum DFB-Fördertraining nach Stockach. „Das sind tolle Rückmeldungen für uns“, sagt Ewald Schmid, während er gezielt einen Jungen verfolgt und beobachtet, wieviele „Roll Overs“ er macht. „Zu wenig“, befindet er und spornt ihn an.
Die Jugendlichen zeigen schon einen ausgeprägten Willen
Die zweite Gruppe betreut Daniel Schmid. Auch hier wechseln Kommandos mit Aufrufen, Tipps, Zurechtweisungen. „Andribbeln, jetzt 30 Sekunden hohes Tempo, mehr Übersteiger, Roll Over, Zidane. Jetzt streichelt den Ball, jetzt jonglieren. Gut so, Männer!“

„Wir haben seit Anfang des Jahres unglaubliche Erfolge gesehen, das ist der Wahnsinn“, schwärmt Thomas Engel, der das auf die „Top-Trainer, kleine Gruppen und den Willen der jungen Spieler“ im Alter von neun bis 13 Jahren zurückführt.
Viele der Jungs wollen später mal Profis werden
In der Tat, der ist ausgeprägt. Die drei Befragten sind alles Bayern München-Fans und wollen später mal als Profis kicken. Salvatore Tavella ist 13 und hat mit neun Jahren mit dem Fußball begonnen. „Ich möchte besser werden und weiterkommen und das als Beruf machen und professionell spielen“, begründet er die Teilnahme am Fördertraining.

Cristiano Ronaldo ist sein Vorbild, „weil der so viele Tricks kann und schnell ist im Flügel und im Sturm.“ Auch Salvatore ist Stürmer. Das Warmlaufen findet er ein bissle anstrengend, aber sonst mache alles sehr viel Spaß, meint er. „Die Trainer sind wie Freunde, man kann auch privat mit ihnen reden.“ Und was sagt er zum herausfordernden Training? „Wenn man wirklich was erreichen will, kommt man an die Grenzen, aber ich komme damit klar“, sagt der Bayern München- und Real Madrid-Fan.
Trainer seien „streng genug und manchmal nett“
Seit er fünf ist, kickt auch Jakob Engel beim SCM. Er ist nicht durch seinen Vater zum Fußball gekommen, sondern umgekehrt. „Das Fördertraining macht Spaß. Hier wird was verlangt und manchmal ist es sehr anstrengend, aber es geht. Jonglieren mag ich am meisten, den Ball mit dem Fuß oder auf dem Fuß halten, aber die ganze Zeit rennen ist nicht so meins“, meint der Zehnjährige.

Aber der FC Bayern und der VfB Stuttgart sind seins, und sein Lieblingskicker Joshua Kimmich. Die Trainer beim SCM findet er gut, „weil man viel bei ihnen lernt, weil sie streng genug sind, aber doch manchmal nett“. Später will Jakob mal Fußballer werden, am liebsten bei Bayern München. Sportlich ist er ohnehin: Er schwimmt, hat aber wegen des Fußballs das Turnen aufgegeben.

Weil er besser werden will, trägt Florian Bauer jetzt das neonrote Trikot. Auch er hat ein klares Ziel vor Augen: Bundesliagspieler will der Zwölfjährige werden. Wenn er sich nicht in der Schulpause beim Fußball verausgabt, findet der zentrale Mittelfeldspieler das Training auf dem Sportplatzrasen nicht zu anstrengend. Seine Favoriten sind neben dem FC Bayern auch das Team Paris St. Germain. Sein Vorbild ist Kylian Mbappé, der Pariser Wunderstürmer beeindruckt ihn wegen seiner Schnelligkeit „und weil er gut ist im Dibbeln“.
Die Entscheidung fällt beim Probetraining
Weiter geht‘s: Mit Adleraugen beobachten die Trainer ihre Schützlinge, fordern sie zwischendurch zum Trinken auf, und schauen bei den Blaugekleideten, die das Probetraining durchlaufen, ob sie besonderes Talent und den nötigen Biss fürs Fördertraining und das neonrote Trikot mitbringen. „Wir unterscheiden je nach Alter, wie ihre Ballfertigkeit, ihre Spielübersicht und ihre Dynamik ist“, sagt Trainer Daniel Schmid und spurtet wieder zu seinen Jungs.
Übrigens müssen die nicht dem SCM angehören, sie können beispielsweise auch aus Kluftern oder Oberteuringen kommen. „Jeder kann bei uns mitmachen, er muss bei uns nur das Probetraining bestehen“, so Thomas Engel.