Lukas Biermayer ist noch ganz neu in Markdorf. „Eine Kleinstadt wie so viele“, sagt er. Auf die Frage, ob er auch schon einen ersten Eindruck von den Menschen habe, gibt sich der 33-Jährige zurückhaltend. „Ich komme selbst aus einer Weingegend“, antwortet er schließlich. In Weinanbau-Regionen seien die Leute gerne etwas offener als woanders. Offenbar mag er nicht vorschnell verallgemeinern – schon gar nicht gegenüber der Presse. Schließlich sagt er dann aber doch, dass er sehr freundlich empfangen worden sei in Markdorf.
Lukas Biermayer ist seit vier Wochen Vikar in der Seelsorgeeinheit. Er folgt auf Simon Dreher, mit dem er zusammen vor drei Jahren im Freiburger Münster von Erzbischof Stephan Burger zum Priester geweiht worden ist. Seine ersten Vikariatsjahre verbrachte Biermayer anschließend in Offenburg.
Bei ihm sei es eine reine Vertrauenssache. In der Krise habe die Kirche auch schon vor sieben, acht Jahren gesteckt – als er, damals noch Zivildienstleistender – sich fürs Priesteramt entschieden hatte. „Natürlich hat es mich geschockt, als ich von den Missbrauchs-Skandalen erfahren habe.“ Abbringen konnte ihn das aber nicht von seinem Entschluss.
Dafür habe er in und mit der Kirche einfach zu viele positive Erfahrungen gemacht. Zu prägend war für ihn die Begegnungen als Ministrant, überhaupt als Jugendlicher und junger Erwachsener. „Vielleicht habe ich deshalb nicht mein Vertrauen in die Sache Jesu verloren.“ Selbst dann nicht, wenn in der Öffentlichkeit beinahe nur noch Kritik an der Institution Kirche laut wird.
Feiern von Gottesdiensten
Zu Lukas Biermayers Aufgaben wird in der Markdorfer Seelsorgeeinheit das Feiern von Gottesdiensten gehören. Daneben wird der junge Priester trauen, taufen, beerdigen, Kranke besuchen, Religion in der Schule unterrichten – kurz alle seelsorgerischen Tätigkeiten ausfüllen. Hinzu kommt der Bereich Öffentlichkeitsarbeit, die Kommunikation über die Presse, vor allem aber die sozialen Medien. Und Vikar Biermayer wird noch das Amt des Jugendseelsorgers im Dekanat Linzgau übernehmen. Die Dekanatsjugendseelsorge lag schon im Ortenaukreis in seinen Händen.
Nach seiner Zukunft gefragt, muss der Vikar lächeln. „Wenn alles gut geht, bekomme ich in zwei Jahren eine Pfarrstelle angeboten“, oder die Aufgabe eines kooperierenden Seelsorgers. Schließlich reformiert die Kirche ihre Struktur derzeit gründlich – zumindest im Erzbistum Freiburg.
Schrecken können solche Aussichten Lukas Biermayer aber nicht. „Zur Not arbeite ich tagsüber in der Imbissbude – und bin anschließend Seelsorger.“ Wie verschlungen die Wege des Herren mitunter sein können, das weiß er spätestens seit seinem Studienjahr in Schweden. Katholiken seien fast gar nicht anzutreffen. „Da fahren die Leute schon mal eine Stunde lang im Auto, um einen Gottesdienst zu besuchen.“