Hexenturm und Touristinformation werden saniert. Das hat der Markdorfer Gemeinderat nun beschlossen. Wie Sebastian Schmäh, Restaurator, Zimmermeister und Inhaber des gleichnamigen Zimmerei-Unternehmens in Meersburg, im Gremium darlegte, befinden sich beide Gebäude in einem schlechten Zustand. Im Hexenturm dringt Wasser ins Innere und beschädigt die Fassade. Noch verheerender fiel das Bild aus, das sich aus der Schadenskartierung der Touristinformation ergeben hat.
Wasserschäden und lose Mauerbereiche
Beim Rokoko-Gebäude der Touristinfo an der Marktstraße haben sich an der Westfassade die Gefache, das sind die Zwischenräume zwischen den Holzbalken, zum Teil in der Balkenkonstruktion des Fachwerks gelockert. Gefahr drohe auch vom Dach, wo sich ebenfalls große Feuchtstellen gebildet haben. Hier galt es schon sichernd einzuschreiten. Zimmermeister Schmäh geht davon aus, dass auch das Fachwerk selbst Schaden genommen hat. Denn es sei in er Vergangenheit mit einer dicken Schicht aus Acryllack und Silikon versiegelt worden. „Dass ist ganz weit weg von jeder Atmungsaktivität“, erläuterte Schmäh.

Bei den Fenstern der Touristinformation riet der Restaurator zur Reparatur. Die sei möglich und außerdem auch preiswerter als ein Austausch. Zu etlichen Wortmeldungen seitens der Stadträte führte ein anderer Vorschlag Schmähs. Er empfahl, das Sichtfachwerk des historischen Gebäudes durch eine Putzfassade zu ersetzen. So habe der Rokoko-Bau auch ursprünglich ausgesehen. Das heutige Fachwerk-Gepräge sei erst sehr viel später gekommen, als Versuch einer vermeintlichen Historisierung der Innenstadt. Für die Putzfassade spreche auch ihr Preis. Denn wenn das Fachwerk saniert und weiterhin sichtbar sein soll, dann kostet das rund 61.000 Euro mehr.
Gewöhnungsbedürftig, aber original
Aus Sicht von Alfons Viellieber (CDU) ist das ein starkes Argument. „Für mich kommt die Putzfassade durchaus in Betracht, auch wenn sie gewöhnungsbedürftig sein wird.“ In jedem Falle, so betonte der CDU-Stadtrat, „sind Hexenturm und Touristinfo längst dran mit einer nötigen Sanierung“. Anfreunden mit der Putzfassade kann sich auch Christiane Oßwald (Umweltgruppe). Und Dietmar Bitzenhofer erinnert sich noch gut: „Als Schüler habe ich in dem Schreibwarenladen, der damals in dem Gebäude war, noch meine Schulhefte gekauft.“ Der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler kann sich aber an noch etwas erinnern: „Damals, Anfang der 1960er-Jahre, war das Fachwerk noch nicht sichtbar.“

Aufschieben oder gleich angehen?
Rolf Haas (FDP) äußerte sich weder zum Putz noch zum Fachwerk. Ihm kam die Sanierung „angesichts unserer angespannten Haushaltslage“ insgesamt zu früh. Er sähe die Arbeiten lieber um ein Jahr verschoben. Haas erntete Widerspruch mit diesem Vorschlag. Angespannte Haushaltslage hin oder her, befand Dietmar Bitzenhofer, „der Zustand des Gebäudes wird nicht besser, wenn wir abwarten“.
Keine Zeit zu verlieren war dann auch das Argument von Uwe Achilles. Der SPD-Fraktionschef schaute aber vor allem auf die Mitarbeiter in der Touristinformation, „die einen Anspruch auf einen zumutbaren Arbeitsplatz haben“ – in den es nicht hineinregne. Erhalten bleiben übrigens die späteren Anbauten des Hexenturms, erklärte Bürgermeister Georg Riedmann: „Wir haben uns schon Gedanken über die „Turmstube“ gemacht“, uns dann aber doch gegen einen Eingriff entschieden, sodass das Lokal noch eine Weile erhalten bleibt.“