Michael Streicher hat sich viele Gedanken gemacht, Klimawandel und Umweltschutz seien schon immer Themen in seinem Leben gewesen, sagt der 47-jährige Physiotherapeut im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Streicher ist als Kind von Gastronomen im Allgäu aufgewachsen, somit haben ihn die Themen Lebensmittel und Ernährung schon immer beschäftigt.
„Die Frage danach, wie unsere Lebensmittel produziert werden oder die Bedingungen, unter denen Tiere gehalten werden, Schadstoffbelastung und Herkunft. Dies hat mich unterschwellig über Jahre begleitet“, so Streicher.
Durch die Corona-Pandemie sei er zu dem Entschluss gekommen, dass es nicht mehr reiche, zu wissen, dass man etwas tun sollte, sondern, dass man etwas tun müsse. „Wir haben viele Großbaustellen, aber mir war es wichtig, dass wir den Umweltschutz nicht aus den Augen verlieren.“ Er beschäftigte sich mit der Frage, welche Auswirklungen die Verhaltensweisen der Menschen auf die Umwelt und das Klima haben und kommt zu der Erkenntnis: „Ich tue jetzt was.“
Austausch auf der Plattform „Wechseldenken„
So entstand in einem ersten Schritt seine Plattform „Wechseldenken„, auf der sich Interessierte austauschen können. Noch dient der Inhalt als Platzhalter und die Seite wird überarbeitet, Streicher rechnet damit, dass der Internetauftritt bis März fertig sein wird. Über weitere Recherchen stößt er auf die Gruppe „Health for future“, ein Aktionsforum für alle Angehörigen aus dem Gesundheitsbereich, die sich für ein intaktes Klima und Ökosystem einsetzen.
Das steckt hinter den Gruppierungen
Start für Bodensee-Ortsgruppe von „Health for future“
Der Physiotherapeut, der in Konstanz eine Praxis betreibt, initiierte im vergangenen Herbst die Ortsgruppe Bodensee. „Hier sind wir derzeit vier Aktive, aber wir wollen die Zahl zeitnah erhöhen und suchen Mitstreiter“, so Streicher.
Und es ist noch eine weitere Untergruppe entstanden: Es haben sich laut Michael Streicher im November Physiotherapeuten gefunden, die speziell für den Berufsstand Physiotherapeuten die bundesweite Gruppe „Physiotherapeut:innen für Planetare Gesundheit“ gegründet haben und aufbauen.
Diese Gruppe gehört weiterhin der Gemeinschaft „Health for future“ an. Auch hier werden interessierte Kollegen gesucht, die sich für Umwelt- und Klimaschutz einsetzen. Eine Website gibt es hierzu derzeit noch nicht.
Von der Planung und Organisation zur konkreten Aktion
„Bis hierher war dies alles sehr mit Planung und Organisation verbunden“, berichtet Michael Streicher. Da er aber irgendetwas schon aktiv umsetzen wollte, ein Zeichen setzen, hat er Handschuhe eingepackt, eine alte Tüte mitgenommen und ist spazieren gegangen.
„Ich habe begonnen, Müll, den die Leute im Wald oder an der Straße entsorgt haben, einzusammeln“, so Streicher. Dies macht er nun regelmäßig und kommt dabei auch mit Leuten ins Gespräch. „Ich hoffe, dass ich damit sensibilisieren kann.“

Aktuell ist er dabei, erste Projekte zu entwerfen. So möchte er in seiner Praxis ein Bonussystem einführen, dass Patienten belohnt, die statt mit dem eigenen Auto mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Termin anreisen. Dann würde er gerne einen Kochkurs für Kinder anbieten, um sie mit nachhaltigen Lebensmitteln vertraut zu machen. „Es ist mir wichtig, Leute zu finden, die Lust, Zeit, Freude und Spaß haben, mitzuwirken und gemeinsam etwas zu erreichen.“
Michael Streicher sieht Corona-Pandemie auch als Chance
Er versteht aber auch, dass sich bei vielen Menschen derzeit eine Müdigkeit und Antriebslosigkeit breit macht, da die Corona-Pandemie wenig Platz für weitere Themen bietet. „Im Winter sind wir eher träge, aber ich hoffe, dass mit dem Frühjahr wieder mehr Aktionismus vorhanden sein wird.“
Und er hofft auch, dass Corona eine Chance bietet, Sachen kritischer zu hinterfragen und die Menschen ermutigt werden, sich mehr für einzusetzen und Einfluss zu nehmen. „Ich bin zuversichtlich, dass da einiges entstehen kann“, so Michael Streicher.