Kaum einer, der ihn in Markdorf nicht kennt: Rudi Öxle, Koch aus Leidenschaft und Besitzer des "Schwanenstüble". Am morgigen Montag feiert Rudi Öxle seinen 80. Geburtstag. Und auch mit 80 hat man noch Träume. "Ich würde zu gerne in Rente gehen", seufzt der Jubilar. Und das nicht, weil ihm sein Beruf keine Freude mehr macht. Im Gegenteil: Rudi Öxle hat sich seine Leidenschaft für den Beruf und seine Menschlichkeit für die Gäste seit 63 Jahren bewahrt.
Seine Lebensgeschichte beginnt in Altenbeuren. Hier wuchs er auf dem Hof der Eltern auf. "Mit 14 begann ich eine Metzgerlehre in Sigmaringen, als ganz kleiner zierlicher Kerl", erinnert sich Rudi Öxle. Auf Anraten der Tante begann er anschließend eine Ausbildung zum Koch in der "Sonne" in Friedrichshafen. "Ab da war ich in einer anderen Welt", sagt er. "Und ich kannte mich besser mit Fleisch aus als der Lehrchef." Sein Weg führte ihn von München über Überlingen nach Schweden. "Ein Freund von mir ging dorthin, also ging ich mit. Er kehrte nach wenigen Monaten zurück, ich blieb sechs Jahre", verrät der Gastronom. Sechs Jahre, die ihn beeindruckt und geprägt haben – ein halbes Jahr davon verbrachte Öxle in Marokko. Der Umgang mit ihm als Deutschen veränderte die Sicht vieler älterer Gäste auf Deutschland. "Du bist ein Gewinn für uns, haben sie damals zu mir gesagt", sagt er und freut sich heute noch.
Mit seiner ersten Frau kehrte er 1965 nach Deutschland zurück, wurde zuerst Pächter der "Fünf Mühlen" in Überlingen, nach einem Jahr dann der "Faulen Magd". "Dann habe ich tatsächlich einen der ersten Schnellimbisse hier in der Gegend eröffnet", sagt er lachend. In Deutschland noch kaum bekannt, waren die Würstchenbuden in Schweden schon lange erfolgreich. "Für 1000 DM habe ich einen Kiosk abgelöst, wir starteten auf 5,2 Quadratmetern. Am ersten Tag haben wir 280 DM umgesetzt, schnell wurden es 800 bis 1000 DM am Tag", sagt er stolz. Vor der Arbeit hat er sich nie gescheut, in der Landwirtschaft seiner Eltern musste er früh mitarbeiten. Vom Imbiss über die "Bürgerstuben", das "Bischofsschloss" und den "Adler" in Ittendorf bis hin zum "Schwanenstüble", immer liefen die Läden. "Der könnte ein Lokal im Wald haben und die Leute würden kommen", sagen Stimmen am Stammtisch.
Es führte Rudi Öxle von einem zum nächsten: "1968 starteten wir unseren Partyservice. Im VW-Bus" erzählt der Koch. Zur Einweihung des Augustinums in Überlingen sollte Öxle das Caterin für 400 Gäste übernehmen. "Das Geschirr musste ich mir aus Krankenhäusern und Firmen zusammen leihen, mit einfachsten Mitteln haben wir das Essen transportiert", erinnert er sich. Auch damit hatte er Erfolg und so wurde der Partyservice fester Bestandteil neben der Gaststätte vor Ort.
Nachfolger gesucht
Von seinen Anfängen, den verschiedenen Restaurants bis hin zu einem perfekten Team passt für Rudi Öxle beinahe alles. "Jetzt würde ich gerne das "Schwanenstüble" in gute Hände übergeben", erklärt er. Bisher ohne Erfolg. "Es soll schon passen und in ähnlichem Stil fortgeführt werden", meint Rudi Öxle. Hier gehe es nicht nur um gutes Essen, sondern auch um zufriedene Gäste. Des einen Freud ist des anderen Leid: 70 Prozent seiner Kundschaft seien Stammkunden und die Gäste wollen "ihren Rudi" nur ungern verlieren.
Das liegt sicherlich an seinem ganz eigenen Umgang mit den Gästen. Des Öfteren erscheint er selbst in der Gaststube, fragt nach und erklärt. Nach Küchenschluss sieht man ihn oft noch bei den Gästen sitzen. "Der Umgang mit den Gästen ist mindestens genauso wichtig wie das Essen", weiß Öxle. Mittendrin sein und nicht nur in der Küche, so lautet seine Devise. "Ohne meine Frau, meinen Sohn und die ganzen Mitarbeiter ginge das alles nicht. Wir haben ein tolles Verhältnis, sind schon ewig zusammen und lachen viel gemeinsam", verrät er ein weiteres Erfolgsrezept. Mit Sohn Richard arbeite er etwa seit 20 Jahren täglich zusammen und das ohne Streit.
Man erlebt Rudi Öxle als charmant, junggeblieben, ehrlich, selbstkritisch und immer optimistisch. Er selbst beschreibt sich als arbeitsfreudig, weltoffen und großzügig. Nach dieser Lebensgeschichte stellt das auch keiner in Frage. Gefeiert wird in großer Runde mit Familie und Gästen im Park, bei schlechtem Wetter im "Schwanenstüble". Die Gäste gehören für ihn unbedingt dazu, sind doch viele inzwischen seine Freunde geworden. "Jetzt werde ich 80, eine harte Nuss", sagt er und zwinkert. Seine 90-Kilometer-Strecke, die er bisher einmal im Jahr gelaufen sei, schaffe er seit zwei Jahren leider nicht mehr. "Aber bewegen, arbeiten, denken und das alles mit Freude, das hält fit!", beteuert er.
Dennoch sehnt er sich danach, Freunde und Familie in Nordeuropa zu besuchen, viel spazieren zu gehen und die Dinge einmal wieder bewusst wahrzunehmen. "Die Beine übereinanderschlagen, ein gutes Glas Wein trinken und diskutieren", so stellt er sich den Ruhestand vor. "Bis der kommt werde ich mit Herzblut weitermachen, Vollgas bis zur letzten Stunde!"
Zu Person
Rudi Öxle wurde 1937 in Lampach bei Frickingen geboren und wuchs anschließend in Salem-Altenbeuren auf. Mit 14 Jahren begann er eine Ausbildung zum Metzger, mit 17 Jahren eine Lehre zum Koch. Seither führte er zahlreiche Restaurants im In- und Ausland. Heute hofft er auf einen geeigneten Käufer für sein Schwanenstüble, um sich zur Ruhe zu setzen. So bliebe endlich einmal Zeit für seine Hobbies wandern, reisen, angeln und die Familie.