In Halle A3 riecht es nach Benzin, heißem Stahl und Auspuffgasen. Für Motorradfreaks das reinste Parfüm. Zwei Motorrad-Artisten bringen ihre Motocross-Maschinen auf Touren, um sie über eine Sprungschanze zu jagen. Auf ihrem Flug Richtung Hallendecke üben sie sich in Handstand auf dem Lenker oder im Spagat. Ein Wunder, dass sie bei der Landung das riesige Kissen treffen, das sie sicher zurück auf den Hallenboden bringt. Die Pressevertreter staunen einen Tag vor Beginn der Motorradwelt über den halsbrecherischen Mut der Wrecking Crew und ihr Können.
„Die Einschränkungen sind vorbei“, sagt Klaus Wellmann bei der Pressekonferenz für die ersten beiden großen Messen der Saison, und die Vorfreude auf die neue Saison ist ihm anzusehen. Doch ohne Herausforderungen wird auch 2023 nicht bleiben. Denn Messen sind immer das Spiegelbild der jeweiligen Branche und nicht allen geht es gut. Energiekrise, Rohstoffmangel, fehlende Fachkräfte und Inflation dämpfen die Stimmung. „Messen müssen gerade in solchen Zeiten eine Plattform für Anbieter und Kunden bieten“, sagt der Geschäftsführer der Messe Friedrichshafen. Auch wenn weniger Aussteller als vor Corona zur Motorradwelt kommen, sei die Freude groß, dass es sie überhaupt wieder gibt.
Motorradfahren schon Volkssport
Die Passion fürs Motorradfahren sei ungebrochen und die Vielfalt größer als je zuvor, sagt Thomas Kuttruf vom MO Medien Verlag. Die Hersteller hätten für jede Anwendung und jeden Geldbeutel das passende Modell parat. Und der Markt wächst. Während die Sinnhaftigkeit eines SUVs vor dem Hintergrund des Klimawandels immer häufiger in Frage gestellt wird, sind Motorräder davon kaum betroffen. Motorradfahren sei zum Volkssport geworden, sagt Kutruff. Vespas sind beliebter denn je und Maschinen mit mehr als 500 Kubikzentimetern sowie Supersportler verlieren in der Breite an Bedeutung. Viel Zuspruch bekämen dagegen Motorräder mit einem Hubraum von 125 ccm. Teilweise seien diese billiger als manches E-Bike, weiß er zu berichten.

Auch die E-Mobilität ist in der Motorradwelt angekommen und wird zunehmend ernst genommen. Der Trend: Weniger Superlative, dafür mehr Zugänglichkeit für jeden Fahrer, Frauen inklusive. Nicht nur als Fahrerinnen, auch in der Produktion tragen Motorräder inzwischen die Handschrift des weiblichen Geschlechts. Bei der Ladiesworld Bodensee berichten in diesem Jahr Frauen über ihre Bike-Erlebnisse und wollen Sozias dazu motivieren, selbst zum Lenker zu greifen. Antonia Kreßner hat das schon als kleines Mädchen getan. Mit 16 hat die junge Frau den Motorradführerschein gemacht, heute tourt sie durchs Allgäu, über die Alpen und nach Südtirol. Sie schwärmt von den Dolomiten. Als Influencerin will sie für ihren Sport begeistern und verbindet ihn auch mit einer wohltätigen Aktion. Mit ihrem Verein „Bikers vs. Cancer“ sammelt sie bei Ausfahrten Spendengelder, die krebskranken Kindern und deren Familien zugutekommen.
Bereits eine Woche später hantieren Hobby- und Profibäcker mit heißen Öfen der anderen Art. Was dabei zustande kommt, ist kaum zu glauben. Eine Kuh und ihr Kalb schauen von einer grünen Wiese den Betrachter an. Mit dem essbaren Weideglück hat sich Christa Gehring bei der TV-Show „Das große Backen“ beworben und hat es bis ins Finale geschafft. Die Idee für die ausgefallene Torte sei ihr beim Blick aus dem Fenster gekommen, sagt die Allgäuerin. „Wohin ich schaue, sehe ich Kühe“. Und für jede Kuchenkuh hat sie ein anderes Rezept.

Workshops für Hobbybäcker
Damit Hobbybäckern solche Kunstwerke gelingen, hat Natalie Schweng in Friedrichshafen ein Geschäft eröffnet. Mitten in der Pandemie hat sie aus ihrem Online-Shop einen Laden gemacht, in dem es die Produkte jetzt zum Anfassen und Mitnehmen gibt. „Viele Menschen hatten während der Pandemie mehr Zeit und haben das Backen für sich entdeckt“, sagt sie. Geburtstage wurden in einem kleineren Rahmen gefeiert und die Torte dazu selbst gemacht. Und dabei wird auch gerne mal bei der Deko übertrieben. Voll im Trend seien schwebende Hochzeitstorten. Mehrstöckige Kunstwerke auf versteckten Ständern. Wer‘s eilig habe, greife zunehmend zur Backmischung.
Wer etwas dazulernen möchte, ist auf der Mycake richtig. Projektleiterin Julia Graf sagt: „Die Mycake bietet in diesem Jahr noch mehr Mitmachprogramm und zahlreiche Workshops“. So könne man nicht nur lernen, wie aus Reispapier Blüten entstehen, sondern auch, wie man ein T-Bone-Steak modelliert.