Im Sommer 2021 waren die grünen E-Scooter plötzlich in Friedrichshafen aufgetaucht. Die Stadt wollte testen, ob sich die Elektroroller als alternative Fortbewegungsmöglichkeit eignen, startete einen Probebetrieb. Im Anschluss wurden die Ergebnisse ausgewertet, der Grundsatzbeschluss zur Schaffung eines dauerhaften Angebots jetzt dem Finanz- und Verwaltungsausschuss vorgelegt. „Aus Ihren Reihen kam der Wunsch nach Leihfahrrädern, daher haben wir das dort mit aufgenommen“, sagte Bürgermeister Dieter Stauber.
Wie Norbert Fröhlich (CDU) betonte, waren die Schwachpunkte des Systems zunächst offensichtlich. „Die Roller lagen überall kreuz und quer.“ Hier sei allerdings nachgebessert worden. „Ich bin ein leidenschaftlicher Befürworter der Roller, weil ich sehe, dass die Menschen damit Spaß haben, die Pedelecs sind eine ideale Ergänzung.“ Sein Fraktionskollege Franz Bernhard meinte hingegen: „Die Roller machen Spaß und sind praktisch. Für die Mobilitätswende müssen allerdings überflüssige Fahrten vermieden werden, das sehe ich hier nicht.“
Wie nachhaltig sind E-Scooter wirklich?
Anna Hochmuth (Grüne) fände eine Ergänzung um Lastenräder wünschenswert und hält Mobilitätsstationen für sinnvoll. Werner Nuber (SPD) betonte, „die Zahlen sprechen für sich“, er würde sich bei der Anmietung ein Flat-Angebot wünschen. Jürgen Holeksa (Netzwerk) sieht in den E-Scootern zwar einen Beitrag zur Attraktivität der Stadt, unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit dürfe man aber nicht zu viel verbuchen. Zwar hätten laut Umfrage 25 Prozent der Nutzer das Auto dafür stehen lassen. Aber immerhin 50 Prozent der Befragten wären ohne die Roller sonst zu Fuß gekommen, mit dem Rad gefahren oder hätten den Weg erst gar nicht zurückgelegt.
Dem Stadtverkehr keine Konkurrenz machen
Auch Gaby Lamparsky (FDP) setzt bei der Kategorisierung als nachhaltige Mobilität „mehrere Fragezeichen dahinter“. Wenn man sich die täglichen Fahrzeiten ansehe, seien die Roller einen Großteil des Tages gestanden. Auch bei der Nachfrage nach Miet-Pedelecs sah sie keine große Nachfrage: „Einheimische haben Fahrräder, Touristen bringen ihre Räder mit oder können sie im Hotel mieten.“ Dem Stadtverkehr dürfe man nicht die Kundschaft nehmen, so ihr Einwand. „Schließlich haben wir gerade erst das Kurzticket geschaffen.“
Die Vertreter des Jugendparlaments hatten ein positives Feedback auf das Angebot bekommen. Auch Felix Bohnacker (Grüne) betonte: „Wenn Menschen das Auto stehen lassen und dafür die Roller nutzen, ist das positiv zu bewerten.“ Zudem würden auch Autos viele Stunden pro Tag nur herumstehen. Nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit würden Busse fahren, daher seien die Roller eine sinnvolle Ergänzung. Er wollte wissen, welche Rolle Nachhaltigkeit und Arbeitsbedingungen beim Auswahlverfahren der Anbieter spielen könnten.
Eckpunkte für Ausschreibung fixieren
Jürgen Holeksa wollte vor der Entscheidung im Gemeinderat gern Eckpunkte der Ausschreibung sehen. „Das halte ich für essenziell.“ Oberbürgermeister Andreas Brand sagte die Fixierung von Eckpunkten vor der Entscheidung im Gemeinderat am 25. April zu. Die Stadtverwaltung wies zudem darauf hin, dass solche Mobilitätsangebote „grundsätzlich nicht verhindert werden“ können. Durch die Erteilung einer Sondernutzungserlaubnis könne die Kommune aber steuern.