51.476 Fahrten: So häufig waren vermietete E-Scooter während einer Testphase in Friedrichshafen unterwegs. Die Stadtverwaltung wollte im Zeitraum von Mitte August bis Ende Januar herausfinden, ob die Roller des Anbieters Tier genutzt werden. Das Unternehmen stellte daher zunächst 200 E-Scooter auf, die gegen eine Gebühr an unterschiedlichen Orten auszuleihen waren – etwa am Bahnhof. Das Konzept der sogenannten Shared Mobility sieht vor, dass die Gefährte nach Nutzung in dafür freigegebenen Zonen im Stadtgebiet abgestellt werden können. Kommenden Montag soll der Finanz- und Verwaltungsausschuss nun beraten, ob und nach welchen Regeln die Flitzer auch künftig wieder unterwegs sein werden.

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Generell recht positive Resonanz

Die nun vorliegenden Ergebnisse der Probephase zeigen, dass das Angebot auf recht positive Resonanz gestoßen ist. Waren zu Beginn des Tests im August zunächst 200 Roller unterwegs, so wurde ihre Anzahl im November auf 250 erhöht. Der Erhebungszeitraum, der nur bis zum Herbst hätte laufen sollen, wurde bis Januar 2021 verlängert.

Täglich waren die Roller insgesamt gut 520 Kilometer unterwegs, pro Fahrt also etwa 1,6 Kilometer. Im Schnitt betrug die Mietdauer der Gefährte etwa neun Minuten. Die Stadtverwaltung schreibt in ihrem Bericht an die Gemeinderäte, sie komme zum Ergebnis, dass das Angebot andere Formen der Mobilität, etwa Busse oder E-Fahrräder, sinnvoll ergänzen kann.

Auch den Karikaturisten Stefan Roth beschäftigte das Thema bereits.
Auch den Karikaturisten Stefan Roth beschäftigte das Thema bereits. | Bild: Stefan Roth

Meiste Nutzung nachmittags und abends

Die vorliegenden Ergebnisse lassen noch weitere Rückschlüsse auf das Nutzungsverhalten zu. So werden die Roller zumeist im Zeitraum von 12 Uhr und 21 Uhr genutzt, zudem waren sogenannte Rushhour-Peaks zu verzeichnen. Zu Deutsch: Morgens, mittags und abends, wenn die Häfler zur Arbeit, zur Schule oder wieder nach Hause wollen, nutzen sie die Roller vermehrt.

Zwei Umfragen, bei denen jeweils gut 1100 Menschen teilgenommen haben, zeigen auf, wer überhaupt das Angebot nutzt – und warum. Gut drei Viertel der Befragten gaben an, in Friedrichshafen zu wohnen. Ein Viertel der Nutzer ist damit als Alternative zu Bussen oder Fahrrädern unterwegs. Ein Fünftel gab an, die Umwelt entlasten oder das Auto ersetzen zu wollen.

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Wenig überraschend dürfte sein, dass die Roller sehr gerne dort ausgeliehen werden, wo auch sonst viele Menschen unterwegs sind: am Romanshorner Platz, sprich nahe des Fährhafens der Stadt, am Bahnhof und am Einkaufzentrum Bodenseecenter.

Gefahren für Menschen mit Sehbehinderung

Doch es gibt auch negative Aspekte der Roller. So habe der ehrenamtliche Behindertenbeauftragte der Stadt das Problem des „wilden“ Abstellens der Scooter thematisiert. Stehen die Gefährte auf Gehwegen herum, sei dies für sehbeeinträchtigte Personen eine Gefahr. Auch für Rollstuhlfahrer können die Roller zum Hindernis werden. Daher bestehe die Forderung, so die Verwaltung, dass stark frequentierte Wege freigehalten werden müssten. Dennoch habe die Polizei nur eine geringe Anzahl an Verkehrsunfällen verzeichnet, mit auf die bereitgestellten E-Scooter zurückzuführen seien.

Nicht überall dürfen die E-Roller in Friedrichshafen fahren, wie hier am Häfler Bodenseeufer. Ähnliche Regelungen dürften auch in ...
Nicht überall dürfen die E-Roller in Friedrichshafen fahren, wie hier am Häfler Bodenseeufer. Ähnliche Regelungen dürften auch in Zukunft gelten. | Bild: Lippisch, Mona (Archiv)

Geht es also nach dem Rathaus, rollen auch künftig mietbare E-Flitzer durch Friedrichshafen. Auch der Gemeinderat hat beim Entscheid nur begrenzten Spielraum. Denn, so schreibt die Verwaltung mit Verweis auf die geltende Rechtslage: „Das Aufstellen von Shared-Mobility-Angeboten kann grundsätzlich nicht verhindert werden.“ Vielmehr geht es also nun Fragen der Rahmenbedingungen, etwa der zulässige Anzahl der Miet-Roller in Friedrichshafen und erlaubte Parkzonen.

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