Jetzt geht es ihnen endgültig an den Kragen: Seit Montag werden die letzten Liebesschlösser, die noch am derzeit gesperrten Moleturm angebracht sind, entfernt. Zwei Arbeiter sorgen dafür, dass die widerspenstigen Andenken nun wirklich wegkommen. Mit schweren Bolzenschneidern bewaffnet – einem Großen für die robusten Schlösser und einem Kleinen für die handlicheren – knacken sie ein ums andere Liebesschloss auf.
"Die Schlösser sind unterschiedlich groß, deshalb ist mal mehr und mal weniger Kraft notwendig", erläutert die Pressesprecherin der Stadt, Andrea Kreuzer die Arbeiten. Beim Entfernen der metallenen Liebesbeweise wird an manchen Stellen auch das Gitter in Mitleidenschaft gezogen, sodass es im Rahmen der Sanierungsarbeiten ebenfalls repariert werden wird.
Im Frühjahr 2019 sollen die Sanierungsarbeiten rund um den Moleturm beginnen – mit Verspätung. Grund dafür war der zähe Fortschritt beim Entfernen der Liebesschlösser. Anfang November teilte die Stadt mit, dass die Arbeiten hierfür länger dauern als geplant. Ein Sanierungsbeginn in diesem Jahr sei deshalb nicht mehr sinnvoll. "Durch die Witterung über die kalten Wintermonate macht ein früherer Start keinen Sinn", sagt Kreuzer und fügt an: "Nach dem Entfernen der Schlösser wird der Turm bis zum Sanierungsbeginn wieder für die Öffentlichkeit begehbar sein."
Nur wenige Schlösser abgeholt
Nach Aussage von Andrea Kreuzer hatten alle verliebten Pärchen, die ein Schloss am Moleturm hängen hatten, einige Monate Zeit, um dieses wieder vom Gitter abzumachen und mitzunehmen. Die Nachfrage an diesem Angebot sei aber nicht sonderlich groß gewesen. Auch von den im Bauhof gesammelten Liebesschlössern wurde bisher kein einziges abgeholt. "Deswegen haben wir uns dazu entschieden, die verbliebenen Schlösser jetzt direkt zu entsorgen. Ein weiterer Grund ist, dass es nahezu unmöglich ist, aus den Hunderten Schlössern in der Sammelkiste das passende herauszufischen", erklärt sie.

Erneutes Aufhängen unklar
Ob im Anschluss an die Sanierungsarbeiten wieder Schlösser am Moleturm befestigt werden dürfen, ist Kreuzer zufolge noch nicht entschieden – erst nach Abschluss der Arbeiten soll es darüber Klarheit geben. Eventuell gäbe es auch eine andere Möglichkeit, wo Liebende ihre Schlösser anbringen können, führt die Pressesprecherin an. Der Schlosssteg aber wird dafür nach wie vor nicht in Frage kommen. Auch dort waren die Liebesandenken entfernt worden, als eine Sanierung anstand. "Das war ein sehr kostspieliges Projekt, weil alles wieder altertümlich hergerichtet werden sollte", erinnert sich Sprecherin Andrea Kreuzer. In diesem Bereich sei das Anbringen von Liebesschlössern verboten – Zuwiderhandlungen werden mit Aufknacken geahndet.
Die Sanierungsarbeiten
Mehrere Wochen sollen die Arbeiten am Moleturm und seinem Zugangsweg in Anspruch nehmen.
So soll unter anderem das Geländer des Turms gereinigt, der Rost entfernt und Korrosionsschutz aufgetragen werden. Auch das Sanieren und Streichen des Stegs steht auf dem Plan. Zudem ist es dort vorgesehen, die Risse auszufugen.
Ist die Sanierung abgeschlossen, gehören nicht nur die geknackten Liebesschlösser der Vergangenheit an. Auch die Schmierereien und Schriftzüge auf den Treppenstufen sowie am Geländer sollen beseitigt werden. Diesbezüglich gingen bereits mehrfach Beschwerden, etwa über das Anliegenportal "Sag's doch", ein. (jsi)