Die Corona-Pandemie ist für viele Menschen und Unternehmen eine Katastrophe und existenzgefährdend. Es gibt Firmen, die unter den Folgen der Krise stärker leiden und diese eventuell wirtschaftlich nicht überstehen. Auf der anderen Seite gibt es Unternehmen, die aufgrund ihres Geschäftsmodells eher weniger von der derzeitigen Lage betroffen sind und auch solche, die in dieser Zeit ganz besonders gefordert sind und von der Nachfrage regelrecht überrollt werden. Zu letzteren zählt Sonett, Hersteller biologischer Wasch- und Reinigungsmittel sowie Kosmetikprodukten, im Deggenhausertal.

Die vier Sonett-Geschäftsführer (von links): Oliver Groß, Andreas Roth, Beate Oberdorfer und Gerhard Heid vor der neuen Halle des ...
Die vier Sonett-Geschäftsführer (von links): Oliver Groß, Andreas Roth, Beate Oberdorfer und Gerhard Heid vor der neuen Halle des Unternehmens. | Bild: Wolf-Dieter Guip

Geschäftsführer Gerhard Heid sagt auf SÜDKURIER-Nachfrage zur diesjährigen Geschäftsentwicklung: „Im März ist der Umsatz bei uns durch die Decke gegangen. Er hält sich bei mehr als 50 Prozent Steigerung gegenüber dem Vorjahr.“ In Spitzenmonaten seien bis zu 89 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat erreicht worden. Bereits Mitte Oktober sei, angesichts der drohenden zweiten Welle, die Steigerungsrate erneut um über 50 Prozent angestiegen. „Von gelegentlichen, kurzfristigen Kontingentierungen bei einzelnen Produkten abgesehen, waren wir immer voll lieferfähig“, ergänzt Geschäftsführerin Beate Oberdorfer.

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Corona-Boni und Sonderausschüttung im November

„Bei uns ist ganz schön Dampf in der Bude und das stemmen wir nur durch unsere guten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die da voll mitziehen“, lobt Gerhard Heid sein Team. Es wurden fünf Studenten zusätzlich eingestellt, da die Universitäten teilweise geschlossen waren. An die Mitarbeiter wurden laut Heid jeweils 1500 Euro steuer- und sozialversicherungsfreie Corona-Boni ausgeschüttet und es sei beabsichtigt, für die besonderen Leistungen im November eine Sonderausschüttung, ungefähr in der Höhe eines Monatsgehalts, zu gewähren. Seit 1993 verzeichnet das Unternehmen permanente Wachstumsschübe im jährlich zweistelligem Bereich. Dies sei darauf zurückzuführen, dass sich das Bewusstsein der Menschen für Umwelt und Nachhaltigkeit rasant entwickelt, so Gerhard Heid.

Das neue Lager des Unternehmens wurde 2016 in Betrieb genommen.
Das neue Lager des Unternehmens wurde 2016 in Betrieb genommen. | Bild: Sonett

In Sachen Diversifizierung hatte Sonett 2016 eine neu entwickelte Körperpflege Serie, „Mistelform sensible Prozesse“ eingeführt, in deren Zentrum rhythmisierte Mistel-Aufschlüsse stehen. „Die Kosmetiklinie entwickelt sich gut und wir bringen kontinuierlich neue Produkte auf den Markt und die kommen sehr gut an, besonders in Japan“, freut sich Beate Oberdorfer.

Bewusstsein für Hygiene und Qualität wächst

Die Geschäftsführer gehen davon aus, dass auch nach Corona das Wachstum weitergehe, denn die Kunden würden derzeit lernen, dass Naturqualität das Immunsystem stärke. Das Bewusstsein für Hygiene und Qualität seit laut Oberdorfer ausgeprägter geworden. Auch räumlich hält das Unternehmen mit dem stetigen Wachstum Schritt. So sind immer wieder neue Gebäudekomplexe entstanden. „Im Frühjahr werden wir einen Neubau beziehen und den Maschinenpark erweitert haben“, sagt Gerhard Heid.“ Dieser zieht sich über drei Geschosse mit einer Fläche von jeweils rund 900 Quadratmetern. Der nächste Erweiterungsschritt ist bereits in Planung. Auf einem Grundstück in Richtung Gewerbegebiet soll das Lager erweitert werden.

Tiefe Einblicke, nicht nur in die riesigen Kessel, gewährte Christian Germann den SÜDKURIER-Lesern bei einer Führung im März 2019 durch ...
Tiefe Einblicke, nicht nur in die riesigen Kessel, gewährte Christian Germann den SÜDKURIER-Lesern bei einer Führung im März 2019 durch das Unternehmen. | Bild: Keutner, Christiane

Unternehmensnachfolge ist gesichert

Um einen fließenden, organischen Übergang in der Geschäftsführung von Sonett zu gewährleisten, wurden für die Nachfolgeregelung 2018 zwei weitere Geschäftsführer bestellt. Seit zehn Jahren ist der 44-jährige Betriebswirt Andreas Roth aus Megetsweiler bei Sonett beschäftigt und verantwortete zunächst den Einkauf. Der 48-jährige Sportwissenschaftler und Geschäftsführer Oliver Groß aus Köln ist seit fünf Jahren im Unternehmen und leitet den Personalbereich.

„Wir sind in der glücklichen Lage ein Stiftungsunternehmen zu sein und können die Betriebsführung und Unternehmerschaft an die weitergeben, die dafür am besten geeignet sind und weder Kinder von Eigentümern oder Investoren sein müssen“, so Gerhard Heid.

Als Gründungsunternehmen der „Stiftung für Verantwortungseigentum“ arbeitet Sonett mit daran, dass eine neue Rechtsform „Unternehmen in Verantwortungseigentum“ gesetzlich geregelt wird. Das bedeutet, dass man keine Stiftung mehr braucht, sondern dass das Verantwortungseigentum bei denen liegt, die die Verantwortung haben und nicht bei Familien oder Investoren. Das heißt, kein Geld kann privat entnommen werden und die Gewinne bleiben entweder im Unternehmen oder werden in die Gemeinnützigkeit überführt.