Es geht auch elegant und leise auf dem See. Was die Bodensee Schiffsbetriebe GmbH (BSB) mit ihrem neuen Elektroschiff „Insel Mainau“ geschafft haben, sollte doch auch Freizeitkapitänen möglich sein. Vielleicht gelingt es dem Vorzeigebeispiel, hier eine Zeitenwende im positiven Sinne einzuläuten. Dem künftigen Eigentümer und Betreiber wäre das nur recht. „Wir sind richtig stolz auf dieses Schiff“, sagte Frank Weber, Geschäftsführer der BSB: „Ja, und es macht richtig Spaß.“

Ab Mitte September als Kursschiff unterwegs

Eigentlich gehörte das Elektroschiff an diesem 25. August noch gar nicht der BSB, wie Weber einräumte, erst eine Woche später wird der von der Stralsunder Staal-Werft gebaute Katamaran ebenfalls auf dem Papier zum Eigentum der Konstanzer. Und Mitte September soll es für den Rest der Saison als Kursschiff zwischen der Mainau und Unteruhldingen verkehren, wo am Schiffsanleger auch eine Steckdose zum Nachladen bereit steht.

Diesen Spaß am ruhigen Gleiten über das Wasser konnten die Teilnehmer des Trägertreffens der E-Charta Bodensee, die zu einer Demonstrationsfahrt auf das Elektroschiff gekommen waren, nach einer einstündigen Rundfahrt schon nachvollziehen.

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Die E-Charta war von der Internationalen Bodenseekonferenz (IBK) bereits 2019 formuliert worden. Sie beinhaltet den Anspruch, „die Elektromobilität auf einen grenzüberschreitend vernetzten Weg“ zu bringen. Der aktuelle Austausch von Experten aus der Branche und Entscheidungsträgern war von der IBK und dem Netzwerk SolarLago (Konstanz) gemeinsam veranstaltet und von der BSB und der HMF-Mobility GmbH (Überlingen) unterstützt worden.

Ladestation befindet sich am Landesteg

Die Teilnehmer des Treffens brauchte im Grunde keiner mehr von den Qualitäten eines solargespeisten Elektroantriebs überzeugen. Dennoch zeigten sie sich beeindruckt, wie gut das System funktioniert. Und sie hoffen, dass das neue Schiff dem Fortschritt einen Schub gibt. Beifall brandete sogar kurz auf, als Frank Weber an die Entscheidung der BSB erinnerte: „Wir werden kein Dieselschiff mehr bauen.“ Als wichtigste Unterstützer nannte der BSB-Geschäftsführer das Land Baden-Württemberg, die Gemeinde Unteruhldingen und die EnBW. In wenigen Monaten habe man in schnellem Einvernehmen mit der Kommune und mit dem Stromversorger vor der Saison die erforderliche Leitung zur Ladestation am Landesteg verlegt. „Das war eine tolle Kooperation.“

Blick auf das Solardach, das 20 Kilowatt Leistung bringt: mit Sonnenstrom schonend über den See kommen.
Blick auf das Solardach, das 20 Kilowatt Leistung bringt: mit Sonnenstrom schonend über den See kommen. | Bild: Hanspeter Walter

Die wünscht sich Kristian Peter, Geschäftsführer des Netzwerks SolarLago und Entwickler am ISC Konstanz, auch von Kommunen und Hafenbetreibern rund um den Bodensee. „Wir wollen hier heute zeigen, was wir können“, sagte Peter. Ein Umdenken sei auch bei Freizeitbooten möglich und im Grunde überfällig. Die Sorge, das Stromnetz werde zusammenbrechen, wenn zu viele Boote im Hafen gleichzeitig tanken, sei völlig unbegründet, da diese „Gleichzeitigkeit in der Realität nicht gegeben ist“.

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Vom ISC Konstanz entwickelt wurden die speziellen Solarzellen, die auf dem Elektroschiff verbaut wurden und 20 Kilowatt Leistung bringen. Sie können Licht von beiden Seiten verarbeiten und sind hier in ein Dach aus Sicherheitsglas eingearbeitet, wie Eric Hueber von der Überlinger HMF Mobility GmbH erläuterte. Gemeinsam mit dem ISC Konstanz hat der Spezialist für Energiespeichersysteme in den vergangenen Jahren bereits an zwei kleineren Solarboote mitgewirkt und quasi das Interesse der BSB Schiffsbetriebe geweckt. Das Solardach bietet einen Schutz der Fahrgäste vor zu viel Sonne, lässt aber durch die Lücken genügend Licht durchtreten, damit es nicht zu duster wird.

„Das schafft eine tolle Atmosphäre und Stimmung“, sagte Hueber. Unter Deck sind zudem zweimal 50 Batterieelemente, die am Anleger geladen werden können, da die direkte Stromproduktion nicht ausreicht. Bei einer Geschwindigkeit von 15 Kilometern pro Stunde steuere das Dach immerhin ein gutes Drittel der Energie bei. „Das ist eine recht respektable Leistung.“

Unter Deck: Kristian Peter von SolarLago inspiziert die Batteriepakete.
Unter Deck: Kristian Peter von SolarLago inspiziert die Batteriepakete. | Bild: Hanspeter Walter
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