Dominik Männle hat sein Amt als Bürgermeister offiziell angetreten: Der 37-Jährige ist am Dienstagabend in einer öffentlichen Sondersitzung des Gemeinderates in der Mehrzweckhalle Mühlhofen von Bürgermeister-Stellvertreter Martin Möcking, Gemeinderat der Jungen Bürger, offiziell vereidigt und verpflichtet worden. Rund 150 Einheimische und Gäste verfolgten die Amtseinführung, die von einem Bläserquartett der Musikschule begleitet wurde.
Respektable Erfahrung im öffentlichen Dienst

Möcking sagte, dass Männle über eine „respektable berufliche Erfahrung im öffentlichen Dienst an verantwortlicher Stelle“ verfüge. Offenheit, Transparenz und Sachlichkeit seien der Schlüssel zum Umgang mit dem Gemeinderat, der Verwaltung und den Bürgern. „Wir freuen uns, dass wir mit Ihnen eine Persönlichkeit gewinnen konnten, die diese Qualitäten in sich vereint“, sagte Möcking in Richtung Männle, bevor er dessen Vereidigung und Verpflichtung übernahm und ihm die Amtskette des Bürgermeisters umlegte. Im Namen seiner Ratskollegen reichte er Männle die Hand, wobei er versicherte, dass Männle in den Bürgervertretern „immer einen fairen und engagierten Partner“ vorfinden werde, „denn wir wollen mit Ihnen und der Verwaltung zusammen Erfolg zum Wohle aller Bürgerinnen und Bürger haben“.
Wölfle: Bürger hat eine gute Wahl getroffen

Landrat Lothar Wölfle sagte, mit Männle hätten die Bürger in einem „sehr respektablen Bewerberumfeld“ eine gute Wahl getroffen. Dieser habe sich nicht zu Unrecht als Schaffer bezeichnet. „Dominik Männle ist einer, der ganz konsequent seine Aufgaben angeht, an den Themen dranbleibt und diese auch verfolgt.“ Er machte darauf aufmerksam, es sei nicht die allererste Aufgabe eines Bürgermeisters, jedem Ansinnen zu jeder Zeit immer und überall gerecht zu werden. Wölfle: „Ein Bürgermeister muss auch nein sagen können.“

Männle liegt miteinander am Herzen
Reinhold Schnell aus Neukirch als Vertreter der Bürgermeister im Bodenseekreis erinnerte daran, es sei nicht leicht, als Bürgermeister die vielen Interessen unter einen Hut zu bringen. „Lassen Sie Ihren Bürgermeister nicht allein“, appellierte er an die Gemeinderäte, bevor Meersburgs Bürgermeister Robert Scherer, Vorsitzender des Gemeindeverwaltungsverbandes (GVV) und in Uhldingen-Mühlhofen wohnend, „meinem neuen Bürgermeister und seiner Familie in meinem Wohnort viel Glück und Erfolg“ wünschte. Im GVV sehe man sich in vielen Bereichen als Team und nicht als Einzelkämpfer. Deshalb freue es ihn, dass Männle das Miteinander am Herzen liege.

Pfarrer schenken symbolhaft eine Uhr
Unter das Thema „Alles hat seine Zeit“ aus dem Buch Kohelet des alten Testaments stellten die Pfarrer Matthias Schneider und Thomas Weber ihre Ausführungen. Für Männle beginne jetzt ein ganz neue Zeit mit vielen Begegnungen, bei der er erfahren werde, dass seine Zeit oft zu kurz sei und nicht reiche. Deshalb wollten sie ihm das symbolhaft schenken, was er ganz besonders benötige: Zeit. Und zwar in Form einer Uhr mit dem Motiv der aufgehenden Sonne über Uhldingen-Mühlhofen und dem Bibelzitat „Alles hat seine Zeit“. Schneider, an Männle gerichtet: „Wir wünschen Ihnen, dass Sie die Zeit als Geschenk erfahren, das es einzuteilen, gut zu organisieren, aber bewusst als nicht selbstverständliches Geschenk zu leben ist, in jedem Augenblick.“

Vereine hoffen auf Unterstützung durch Männle
Siegfried Burgermeister als Sprecher der Vereine zeigte sich überzeugt, mit Männle einen bodenständigen, verwaltungsfachkompetenten, bürgernahen und vereinsorientierten Bürgermeister erhalten zu haben. Die Vereine, „ohne die das Leben in der Gemeinde ein Irrtum ist“, benötigten mehr denn je die Unterstützung der Gemeinde beispielsweise in Form von Vereinsförderung oder Hilfe bei Großveranstaltungen. „Hier zu streichen und zu sparen wäre sicherlich der falsche Weg.“ Die für die Verwaltung sprechende Hauptamtsleiterin Gudrun Müller freute sich darauf, gemeinsam mit Männle Bewährtes in der Gemeinde zu erhalten, Chancen, die sich böten, zu ergreifen und Neues zu wagen. „Die Zukunft soll man nicht voraussehen wollen, sondern möglich machen“, zitierte sie den französischen Schriftsteller Antoine de Saint-Exupery. Ein abschließender Stehempfang fiel der Corona-Epidemie zum Opfer.

„Miteinander und nicht übereinander reden“
„Wir können den Wind nicht ändern, aber wir können die Segel richtig setzen.“ Mit diesem Ausspruch des griechischen Philosophen Aristoteles hat Dominik Männle seine erste Rede als Bürgermeister begonnen. Die gemeinsame Fahrt sei am 22. März gestartet, als man ihn zum Bürgermeister gewählt habe. „Durch die Umstände, dass wir nicht zusammen feiern konnten, habe ich dieses Glück und die Freude am Wahlabend gar nicht recht begreifen können.“ Es habe lange Zeit gedauert, bis er dies so richtig begriffen habe.
Seinen Erfolg habe er aufgrund des engagierten Wahlkampfes und Auftreten seiner Mitbewerberinnen und Mitbewerber „so wirklich nicht erwartet“, sagte Männle. Sein Dank galt ihnen für den „stets fair und sachlich geführten Wahlkampf“. Von seinem Vorgänger sei er, wie Edgar Lamm am Wahlabend versprochen habe, in den zurückliegenden Wochen in viele Themen mit eingebunden worden, zudem habe man einige gemeinsame Termine wahrnehmen können. Männle: „Für die letzten 16 Jahre und die in dieser Zeit geleistete Arbeit möchte ich stellvertretend für die Gemeinde Uhldingen-Mühlhofen von Herzen Danke sagen.“
Sein Dank galt auch den Mitgliedern des Gemeinderats („Ich freue mich auf eine konstruktive und fruchtbare Zusammenarbeit“) und seinen Ex-Kollegen des Landratsamtes, die ihm während des Wahlkampfs den Rücken freigehalten hätten. Einen besonderen Dank richtete er an seine Tochter Lara und seiner Frau Nicole. „Sie haben immer an mich geglaubt und standen zu 100 Prozent hinter mir.“ Das größte Dankeschön entbot er der Bürgerschaft. „Das gute Wahlergebnis und die für Corona-Verhältnisse sehr gute Wahlbeteiligung sehe ich nicht als selbstverständlich an. Ich werte es als großen Vertrauensvorschuss – aber auch als Verpflichtung und Auftrag“, sagte er. „Ich möchte jeden Tag daran arbeiten, mir dieses Vertrauen auch zu verdienen.“ Sein Wunsch und sein Bestreben sei es aber auch, Bürgermeister aller Bürgerinnen und Bürgern zu sein, „also auch für jene, deren Vertrauen ich erst noch gewinnen muss“. Wichtig sei ihm, mit den Menschen auf Augenhöhe zu reden, „miteinander und nicht übereinander.“
Reden allein reiche aber nicht, deswegen wolle in den nächsten acht Jahren versuchen, gemeinsam mit der Einwohnerschaft die Gemeinde noch schöner zu machen. Für mittel- und langfristige Projekte strebe er ein Gemeindeentwicklungskonzept an. „In diesem werden alle Bereiche beleuchtet und auf Entwicklungspotenziale untersucht.“ Als kurzfristige, umzusetzende Projekte nannte er die Gestaltung des Platzes bei der Kirchstraße 2 in Mühlhofen und die Bebauung des seit Jahren brachliegenden Grundstückes gegenüber, den Neubau des Kinderhauses Sonnenschein in Mühlhofen und die weitere Vorgehensweise beim alten Schul- und Rathaus in Unteruhldingen.
Unter den derzeitigen, auch in finanzieller Sicht erschwerten Bedingungen müsse man immer mehr zwischen Wünschenswertem und Notwendigem abwägen. „Ich freue mich darauf, zusammen mit Ihnen ein aufgeschlossenes, solidarisches und zukunftsorientiertes Uhldingen-Mühlhofen, das gleichzeitig lebens- und liebenswerte Heimat ist, zu erhalten und behutsam zu gestalten“, sagte Männle in Richtung der Gäste. Und: „Wir können den Wind nicht beeinflussen, aber wie wir die Segel setzen, bleibt uns überlassen. Lassen Sie uns die Segel gemeinsam so setzen, dass wir in acht Jahren zusammen stolz auf das Erreichte zurückblicken können.“
Holger Kleinstück