Die Alte Fabrik bekommt eine Dependance – und das ist keine geringere als der frisch fertiggestellte Welterbesaal. Ab 1. April gibt es in der kleinen Gemeinde zwei Spielstätten für die Kleinkunst: die urige Alte Fabrik in Mühlhofen und das neue architektonische Wahrzeichen Unteruhldingens. Allerdings sind Matthias Becht und Martin Möcking – anders als in der Alten Fabrik – nicht Betreiber des Welterbesaals – das ist die Gemeinde. Die Alte Fabrik pachtet den Saal an bestimmten Terminen als zusätzliche Spielstätte. Eventmanager Becht hat ein buntes Potpourri für all jene zusammengestellt, denen die Mühlhofener Bühne zu klein für große Auftritte ist. Auch dem Publikum wird mehr Platz gewährt: im Welterbesaal haben 300 Personen Platz, die Alte Fabrik kann für 200 Gäste bestuhlt werden.
Gleich am ersten Abend wird's "luschtig": Gute alte Bekannte aus dem schwäbischen Ausland geben sich auf der beinahe "jungfräulichen" Bühne ein Stelldichein. Zunächst wäre da der Leibssle – ein Urgestein des schwäbischen Kabaretts. Der Leibssle ist ein bodenständiger Grantler und hält sich für das Maß aller Dinge. Was Leibssle über Gott und die Welt erzählt, ist typisch schwäbisch, authentisch und saukomisch. Frei von der Leber weg plaudert er vom Schwaben und seinen Eigenheiten, ohne dabei auf Spätzleklischees herumzureiten.
Auch Sabine Essinger beweist mit dem Herz auf der Zunge ihre Liebe zu den schwäbischen Eigenheiten und ihren badischen Wurzeln. Beide Seelen vereinen sich nicht immer, doch in ihrer Paraderolle als Bertha Fleischle mit Schwertgosch und Kittelschurz wird sie's "scho na bringe". Wäre da noch die Kehrwoch-Mafia, die den schwäbischen Alltag mit all seinen Tücken musikalisch beleuchtet – "älles handgschabt ond nix aus dr Bix".
Am 21. Mai gastiert das größte deutsche Ensemble-Kabarett, die Berliner Distel, mit einem Sondergastspiel einmalig im Welterbesaal. Edgar Harter, Matthias Felix Lauschus und Michael Nitzel sind an diesem Abend in "Wer früher zockt, ist länger reich" zu sehen. Am 24. Juni folgt das "Berchtesgadener Bauerntheater" mit dem Stück "Das narrische Alter". Im August startet das Sommertheater mit einem Komödienhit aus Schweden: "Patrick 1,5", auf die Bühne gebracht von den Theatergastspielen Fürth. "Patrick 1,5" ist eine Erfolgsgeschichte mit scharfzüngigem Wortwitz und wiederkehrender Situationskomik. "Meine dicke Freundin" vom Boulevardtheater Deidesheim feierte Erfolge im Londoner West-End; am 17. August gastiert die Truppe im Welterbesaal und präsentiert einen Abend voll Witz und überraschenden Wendungen. Schlussendlich darf man auf Inszenierungen mit hohem Unterhaltungswert gespannt sein. Worüber sich Becht und Möcking ganz besonders freuen: Die Akustik ist fantastisch.

"Können Programm bereichern"
Herr Becht, was bedeutet es für Sie, den Welterbesaal zu bespielen?
Der Welterbesaal gibt uns die Möglichkeit, das Programm mit Veranstaltungen zu bereichern, die für die Alte Fabrik technisch zu aufwendig und groß sind und Künstler einzuladen, die im bisherigen Rahmen nicht finanzierbar waren.
Für Boulevard-Theater war der Platz auf der Bühne der Alten Fabrik zu klein?
Ja. In der Regel schließt sich für Mühlhofen fast jedes Theaterangebot schon beim Punkt Bühnengröße und Deckenhöhe aus. Aus Denkmalschutzgründen sind wir hier auch kaum flexibel.
Wie groß war die Nachfrage bei diesem Genre?
Die Nachfrage war von Beginn an konstant und letztlich ist das Angebot guter Boulevardproduktionen und Theater-Komödien im Gegensatz zur klassischer Theaterliteratur nicht wahnsinnig groß. Unabhängig von diesem Genre bleiben wir auch hier beim gewohnten Programmprofil der Alten Fabrik, der Unterhaltung.