Die Tage des herrenlosen Hondas sind gezählt. Nachdem der Wagen mehrere Monate an der Landstraße 201 zwischen Salem und Mühlhofen stand, befindet er sich nun auf dem Bauhof Salem. Bald soll er verschrottet werden, wie die Pressestelle des Landratsamts Bodenseekreis auf SÜDKURIER-Anfrage mitteilt.
Das erfolgt aber nur, sofern sich der Besitzer des Autos weiterhin nicht meldet. Bislang war sein Aufenthaltsort nicht bekannt. Bekannt war dagegen, dass er sich im November in Salem aufgehalten habe und offenbar obdachlos gewesen sei. Mehr Auskunft können Polizei und Landratsamt nicht geben – ob aus Datenschutz-Gründen oder Mangel an Informationen.
Brexit verursacht Bürokratie-Aufwand
Doch bevor das Auto beseitigt wird, kommt es noch zu einem kuriosen bürokratischen Vorgang. Der Wagen muss offiziell in die Europäischen Union eingeführt werden, erklärt Lars Gäbler, Pressesprecher des Landratsamts Bodenseekreis. Das wundert, weil sich der Wagen bereits auf europäischem Boden befindet. Warum also einführen?
„Die Einfuhr ist ein formeller Akt, da das Auto außerhalb der EU zugelassen wurde, sich mittlerweile aber schon länger hier befindet und auch verbleibt“, erklärt Gäbler. Dass dieser Schritt notwendig sei, liege an den Zollvorschriften und am Brexit. Seit 1. Februar 2020 ist Großbritannien nicht mehr Teil der EU.
Wie hoch liegen die Kosten?
Sobald das Auto auch offiziell eingeführt ist, soll es bei einer offiziellen Annahmestelle verschrottet werden. „Die Kosten für Abtransport, Verwaltungsaufwand, EU-Einführung und die Verschrottung übernimmt die Allgemeinheit, weil der Aufenthaltsort des Halters nicht mehr ermittelt werden konnte“, sagt Gäbler. Die Kosten für Abholung und Beseitigung lägen bei 100 bis 150 Euro. Wie viel für die Einfuhr berechnet werde, stehe noch aus, so Gäbler.

Für Fahrzeuge aus dem Nicht-EU-Ausland werden bei der Einfuhr Zollgebühren (zehn Prozent des Fahrzeugwerts) und die Einfuhrumsatzsteuer (19 Prozent des Fahrzeugwerts) fällig, so die Auskunft auf der Webseite vom TÜV Süd. Für welchen Preis der Besitzer den Honda kaufte, ist unklar. Der Gebrauchtwagenpreis für das Modell liegt laut mehreren Auto-Portalen etwa bei 12.000 Euro. In diesem Falle würde die Einfuhr den Steuerzahler rund 3500 Euro kosten – für ein Auto, das ohnehin verschrottet wird.
Wie oft kommt so etwas im Landkreis vor?
Der aktuelle Fall sei eine Ausnahme, da der Halter aus Großbritannien stammt und in dem Auto hier offenbar gelebt hat, sagt Gäbler. Eine Statistik über die Zahl der abgestellten Autos führe das Landratsamt nicht. „Nach unseren Einschätzungen kommt so etwas immer mal wieder vor“, so Gäbler. Es gebe Jahre, in denen mehrere Autos abgestellt werden. In anderen Jahren passiere dies aber weniger bis gar nicht.
Zumindest die Strafgebühren dürften Autobesitzer abschrecken. Verantwortliche können dafür ein Bußgeld von bis zu 100.000 Euro kassieren, so der Bußgeldkatalog Baden-Württemberg.