Kaputte Heckscheibe, Dreck an den Rädern und ein Schlafsack im Inneren: Mehrere Monate lang stand ein Fahrzeug mit britischem Kennzeichen herrenlos an der Landstraße 201 zwischen Salem und Mühlhofen. Mittlerweile ist das Auto auf einen nahe gelegenen Bauhof gebracht worden. Aber was ist die Geschichte hinter dem Vorfall? Und was lässt sich über den Besitzer herausfinden? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wer ist der Besitzer?
Der Halter des Wagens ist „kein deutscher Staatsbürger“, wie Christian Sugg, Sprecher des Polizeipräsidiums Ravensburg, mitteilt. Das wundert bei einem britischen Kennzeichen nicht, doch weitere Informationen will die Pressestelle des Polizeipräsidiums Ravensburg aus Datenschutzgründen nicht mitteilen. Demnach ist der Besitzer der Polizei bekannt, dessen Aufenthaltsort dagegen nicht.

Wie Sugg erklärt, habe es Kontakt zwischen dem Besitzer und der Polizei gegeben. Ob dieser sich im Ausland aufhält oder ob der Vorfall einen medizinischen Hintergrund hat? Dazu kann der Polizeisprecher nichts sagen und verweist auf das zuständige Landratsamt. Dort heißt es auf SÜDKURIER-Anfrage, dass es bislang keinen Kontakt zum Besitzer gegeben habe. Warum die Polizei Kontakt hatte, das Landratsamt aber nicht? Das konnte die Pressestelle des Landratsamts am Montag nicht beantworten.
Was sagt das Kennzeichen über den Halter aus?
Der Benziner ist Baujahr 2016 und im schottischen Edinburgh zugelassen, wie sich über die Kennzeichen-Suche der britischen Regierung online herausfinden lässt. Der Wagen war bei der letzten Fahrtüchtigkeitsprüfung 2022 rund 120.000 Kilometer gefahren, in den vergangenen zwei Jahren jeweils mehr als 20.000 Kilometer. Die Kilometerzahl des Fahrers liegt damit leicht über dem jährlichen Durchschnitt in Deutschland und Großbritannien, so Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts und einer britischen Versicherung. Ob der Besitzer nun aus privaten oder beruflichen Gründen besonders viel unterwegs war, lässt sich nur vermuten. Genaue Informationen über Name, Wohnort oder Beruf des Besitzers lassen sich über die Kennzeichen-Suche nicht herausfinden.
Wo ist das Auto jetzt?
Mittlerweile ist das Auto von dem Seitenstreifen der Landstraße abgeschleppt worden und steht vorübergehend auf dem Bauhof in Salem. „Auf Bitte des Landratsamts wird es hier gelagert, bis eine Lösung dafür gefunden ist“, bestätigt Sabine Stark, Stabstelle Bürgermeister.
Wer zahlt das Abschleppen?
Wie Robert Schwarz, Pressesprecher des Landratsamts Bodenseekreis, mitteilt, ist die Lage eindeutig. „Wenn niemand belangt werden kann, dann übernimmt der Landkreis die Kosten.“ Ähnlich verhält es sich auch bei herrenlosen Fahrrädern an Bahnhöfen, sagt er. „In diesen Fällen zahlt die jeweilige Kommune.“ Da es sich bei der Landstraße um Zuständigkeitsgebiet des Straßenbauamts handele, sei das Landratsamt zuständig.
Was wird jetzt aus dem Auto?
Was jetzt mit dem Auto passiert, ist noch unklar. Einen Kauf-Interessenten gibt es aber: Matthias Steur, Leiter einer Honda-Werkstatt in Sigmarszell im Landkreis Lindau. „Ich habe den SÜDKURIER-Artikel gelesen und wollte mir das Auto eigentlich anschauen“, sagt er. Doch am vergangenen Wochenende sei es so kalt gewesen, dass er die rund 50 Kilometer nach Salem nicht fahren wollte und zu Hause blieb. Sein Interesse begründet der Honda-Händler damit, dass möglicherweise Einzelteile verkaufen lassen. Wie hoch der Wert der Einzelteile ist, könne er aber nicht sagen.
Ob Steur den Zuschlag für das Auto erhält, bleibt offen. Lars Gäbler, Pressesprecher des Landratsamts Bodenseekreis, erklärte zuletzt: „Der Verkauf ist nur mit Zustimmung des Eigentümers möglich, der aber nicht auffindbar ist.“