Die negativen Nachrichten im Tierheim reißen nicht ab: Nach einem Wasser- und einem Dachschaden mussten jetzt auch noch alle Wasserleitungen im betroffenen Neubau erneuert werden. Sämtliche Arbeiten werden vermutlich erst im Februar beendet sein. Doch wo Schatten ist, ist bekanntlich auch Licht: So waren Anfang November Mitarbeiter der Fernsehsendung „Harte Hunde“ mehrere Tage zu Gast.

Ralf Seeger und seine Freunde, die sich bundesweit für notleidende Tiere einsetzen, haben hier nicht nur gedreht, sondern dem Tierheim mit Unterstützung eines großen deutschen Einzelhandels- und Franchise­unternehmens für Heimtierbedarf auch eine Unmenge an Futter und viele Gerätschaften wie isolierte Außenhütten für Hunde zukommen lassen.

Tierheimleiterin Indra von Gersdorff inmitten der derzeitigen Baustelle im Hundetrakt.
Tierheimleiterin Indra von Gersdorff inmitten der derzeitigen Baustelle im Hundetrakt. | Bild: Kleinstück, Holger

„Da sind auch viele Freudentränen geflossen“

„Sie haben uns unter die Arme gegriffen mit Manpower“, freut sich Tierheimleiterin Indra von Gersdorff. „Das hat uns regelrecht überflutet. Wir haben so viele neue Sachen erhalten, all das, was richtig Geld kostet. Das hat unser Spende- und Futterreservoir richtig nach vorne gebracht.“ Für sie und ihrem Team sei das „sehr, sehr emotional“ gewesen. „Da sind auch viele Freudentränen geflossen“, ergänzt Caroline Meer, Vorsitzende des Tierschutzvereins Überlingen und Umgebung.

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Rund 40.000 Euro Eigenanteil notwendig

Zur Erinnerung: In dem 20 Jahre alten Neubau des Tierheims, in dem die Hunde untergebracht sind, gab es Anfang des Jahres einen Wasserschaden. Dazu kam im Frühsommer ein Dachschaden, vor wenigen Tagen noch ein Leitungsschaden. Deshalb ist nach wie vor an keinen normalen Betrieb zu denken.

Der Schaden summiert sich auf mindestens 250.000 Euro. Die Versicherung übernimmt zwar den Großteil, doch inzwischen müssen laut Meer rund 40.000 Euro selbst aufgebracht werden. „Ich weiß noch nicht, wo das Ende ist. Weil sich ständig eben noch was ändert.“ Die Vereinsvorsitzende weist aber darauf hin, dass in diesem Jahr mehr als je zuvor gespendet worden sei. Beim neuen Schaden werde die Versicherung ein Teil der Kosten übernehmen, weil es sich um einen Folgeschaden handle. „Wenn‘s gut läuft, wird‘s halbiert.“

Alina Reiche leistet ein Jahr Bundesfreiwilligendienst, hat hier den schwarzen Kater Sam auf dem Arm. Er ist ein halbes Jahr alt, ...
Alina Reiche leistet ein Jahr Bundesfreiwilligendienst, hat hier den schwarzen Kater Sam auf dem Arm. Er ist ein halbes Jahr alt, geimpft, kastriert, gechipt und möchte seine Menschen für sich alleine haben. Als Energiebündel braucht er Freigang. | Bild: Kleinstück, Holger

Aufgrund der Handwerkerferien haben sich die Renovierungs- und Neubauarbeiten verschoben. Caroline Meer sagt: „Durch die immer wieder neu entstandenen Probleme sind wir leider noch nicht so weit, wie wir sein wollten. Es dauert bestimmt noch bis mindestens Februar nächsten Jahres.“ Der Zimmermann ist mit den Holzarbeiten fertig, dieser Tage wurden die Wasserleitungen erneuert und eine Fußbodenheizung eingebaut.

Boxen im Tierheim bieten mehr Platz

In dieser Woche ist die Verlegung des Estrichs an der Reihe. „Die Räume sind jetzt nicht mehr so klassisch Gitter an Gitter, sondern wohnlich mit Holz gestaltet“, sagt Gersdorff. „Es sind Fenster drin, was jetzt für eine ganz andere Optik sorgt. Alles ist auf mehr auf Gemütlichkeit ausgelegt.“ Das sorge dafür, dass sich die Tiere wohler fühlen.

Zudem sind die Boxen jetzt auch größer: Mit einem Schieber werden sie sozusagen verlängert. „Komplett weg von einer Zwingermentalität hin zu einzelnen Räumen, damit sich die Tiere einfach noch wohler fühlen.“ In diesem Bereich sollen künftig schwer vermittelbare Tiere leben.

Caroline Meer und Indra von Gersdorff in einer größeren, aus Holz gebauten neuen Hundeboxen mit Schieber zur Öffnung zu weiteren Boxen.
Caroline Meer und Indra von Gersdorff in einer größeren, aus Holz gebauten neuen Hundeboxen mit Schieber zur Öffnung zu weiteren Boxen. | Bild: Kleinstück, Holger

Neuer Schopf für wilde Katzen

Neu ist ein mithilfe der TV-Sendung realisierter Schopf im Freien für die Ansiedlung von wilden Katzen. „Wir können jetzt besser ein Auge auf sie werfen“, so Gersdorff. „Sie werden dort kastriert und haben dort alles, was sie brauchen.“ Den Schopf habe man sich zwar schon länger gewünscht, aber erst jetzt mit der Unterstützung der Profis umsetzen können.

Heizung ist weiteres Problem

Eine weitere Sorge, die das Tierheimteam umtreibt: Die Heizung ist im vorigen Winter immer wieder mal ausgefallen. Von Gersdorff: „Wir sind nachts hierhergefahren, um die Heizung einzuschalten, damit es die Tiere wenigstens etwas warm haben.“ Manche Räume seien gar nicht richtig warm geworden. Man habe in Winterjacken gearbeitet, Heizkissen und -deckchen sowie Wärmflaschen in den Gehegen verteilt. Außerdem seien die Schieber geschlossen worden.

„Die Tiere konnten nicht raus, aber wir mussten halt schauen, die Restwärme im Haus zu behalten“, erinnert sich die Tierheimchefin. Und falls die Heizung nun wieder nicht funktionieren sollte und erneut werden müsste? „Das wäre ein Kostenfaktor, der uns überrollen würde“, sagt von Gersdorff.

Der weiße Leo, hier bei Tierheimleiterin Indra von Gersdorff auf dem Arm, ist mit 17 Jahren der älteste Kater im Tierheim. Er ist taub, ...
Der weiße Leo, hier bei Tierheimleiterin Indra von Gersdorff auf dem Arm, ist mit 17 Jahren der älteste Kater im Tierheim. Er ist taub, sieht nicht mehr so gut und braucht Spezialfutter, da er chronisch nierenkrank ist. Für ihn wird eine Pflegestelle mit gesichertem Balkon und Terrasse gesucht. Für die Tierarztkosten und das Spezialfutter kommt das Tierheim bei erfolgreicher Vermittlung auf. | Bild: Kleinstück, Holger

Auch nach der Pandemie ist ein Termin notwendig

Auch wenn die Pandemie vorbei ist, müssen Interessenten vor Besuch des Tierheims einen Termin ausmachen. „Wir möchten uns zum einen genügend Zeit für Tierinteressenten nehmen und eine ausführliche, gute Beratung bieten“, erläutert von Gersdorff. „Zum anderen haben manche Tiere Hauptbezugspersonen, die idealerweise dann auch das Tier dem möglichen zukünftigen Besitzer präsentieren sollten.“

Hinzu komme, dass man durch Terminvergaben gewährleisten könne, dass an einem Tag nicht zu viele Menschen ein und dasselbe Tier besuchen, „denn jeder Kontakt oder Besuch von fremden Personen ist für die Tiere sehr aufregend und mit Stress verbunden“.

Die Dokusoap „Harte Hunde“ wird der Fernsehsender VOX im Januar kommenden Jahres ausstrahlen, der genaue Sendetermin steht noch nicht fest.