Normalerweise starten Segelflieger auf einer langen Wiese in die Luft. Doch es geht auch auf einem gefrorenen See – das bewiesen die Segelflieger aus Überlingen und Markdorf bei der Seegfrörne 1963. Sie nutzen den Bodensee als Start- und Landefläche und organisierten an einem Wochenende zahlreiche Publikumsflüge.
Es waren zwei Segelflugzeuge im Einsatz: eine Maschine der Überlinger Gruppe und ein K7-Doppelsitzer der Markdorfer Gruppe. Doch wie funktioniert ein Start mit dem Segelflugzeug auf dem zugefrorenen See? Klaus Bender aus Immenstaad war zwar damals nicht dabei, weiß aber über das Prozedere auf dem Eis Bescheid.
Winde wurde am Ufer befestigt
Der 80-Jährige ist seit mehr als 50 Jahren Mitglied bei den Markdorfer Segelfliegern und war viele Jahre lang Vorsitzender des Vereins. Wie Bender erklärt, wurden die Segelflugzeuge auf dem zugefrorenen See mit der Technik des Windenstarts in die Luft gezogen. „Die Winde wurde am Ufer befestigt. Von dort aus hat ein Motorrad das Schleppseil etwa 1000 Meter auf den See zur Startstelle gezogen“, berichtet der Experte.

Das Seil wurde dann am Segelflugzeug befestigt. Zur Verständigung auf dem Startfeld nutzen die Flieger große Schilder. „Wenn das Schild vom Helfer hin und her bewegt wurde, wusste der Windenfahrer, dass es gleich los geht“, erklärt Bender. Wurde das Schild stillgehalten, war das die Anweisung, das Schleppseil zu spannen.
Und jetzt: Gas geben!
„War das Seil straff, wurde das Schild waagrecht nach vorne gehalten und wenn das Flugzeug angerollt kam, schließlich nach unten gezogen“, weiß der Senior. „Dann wusste der Windenfahrer: Er soll Gas geben.“ Das Seil wurde schnell eingezogen, sodass das Segelflugzeug beschleunigte und schließlich nach 20 bis 30 Metern in die Luft abhob.

Die Flugzeit über den zugefrorenen Bodensee war jedoch nur von kurzer Dauer. Etwa fünf bis sieben Minuten dauerte eine Platzrunde, dann ging es wieder nach unten. „Normalerweise beginnt die Saison für uns Segelflieger erst im Frühjahr. Die Thermik ist im Winter noch nicht so gut“, begründet Bender und ergänzt schmunzelnd: „Die kurzen Platzrunden waren eher zur Gaudi.“
Die Landung der Flieger auf dem Eis klappte problemlos. Wie Bender berichtet, sei dafür extra ein Landefeld mit Fähnchen abgesteckt worden. So konnten die Segelflieger unkompliziert landen, ohne Menschen zu gefährden. „Der gefrorene Untergrund hat wohl kaum einen Unterschied gemacht im Vergleich zur Landung oder zum Start auf der Wiese“, sagt Bender.