Antonia Kitt

Ein wenig Beschaulichkeit und Abgeschiedenheit, herrliche Ausblicke auf die Dachlandschaft der historischen Altstadt und auf den See, Spiel- und Sitzmöglichkeiten: All das finden Gäste und Einheimische auch nach der Landesgartenschau in Überlingen in den wieder eröffneten historischen Stadtgärten beim Menzingerhaus und auf der Rosenobelschanze.

Christine Schroff möchte auf ihrer 19 Quadratmeter großen Parzelle das Gemüse für ihre Familie selbst anbauen.
Christine Schroff möchte auf ihrer 19 Quadratmeter großen Parzelle das Gemüse für ihre Familie selbst anbauen. | Bild: Antonia Kitt

All das und noch viel mehr: Die Gartenparzellen auf den beiden Arealen werden gerade neu verpachtet und können in Zukunft als Krautgärten zur Selbstversorgung mit einjährigen Gemüsesorten bepflanzt werden. Auch Janna Schmitt und ihre Freundin Christine Schroff aus Überlingen haben für ihre vierköpfigen Familien je eine Parzelle in den Menzingergärten gepachtet und freuen sich auf das gemeinsame Gärtnern. „Ich finde es wichtig, dass die Kinder sehen, wo das Gemüse wächst und dass man etwas dafür tun muss, wenn man ernten will“, sagt Christine Schroff.

Nur Blumen und Wiese sind in den Parzellen nicht erlaubt

Das findet auch Janna Schmitt. „Wir wohnen in der Altstadt ohne Garten und hatten bislang eine Gemüsekiste abonniert. Jetzt können wir selbst etwas anbauen“, erzählt die junge Frau. Das Gelände um die Parzellen herum mit dem neu angelegten Spielplatz findet sie toll. „Hier sind die Kinder aufgehoben“, sagt Janna Schmitt. Einziger Wermutstropfen für die beiden Familien: Blumen sind nicht erlaubt, ebenso wenig wie ein bisschen Wiese auf der Parzelle einzusäen, um darauf lagern zu können. „Es ist schade, dass man das nicht darf“, sagt Janna Schmitt.

Stephanie Feller und ihr Mann Daniel genießen mit Tochter Paula und den Söhnen Luis (links) und Mats den Blick über die Menzingergärten ...
Stephanie Feller und ihr Mann Daniel genießen mit Tochter Paula und den Söhnen Luis (links) und Mats den Blick über die Menzingergärten und die Altstadt. | Bild: Antonia Kitt

Sitzplätze auf Bänken und Mauern an schönen Tagen gut frequentiert

Allerdings finden sich in den beiden Stadtgärten viele anderweitige Sitzgelegenheiten auf Bänken und Mauern, die bei schönem Wetter gut frequentiert sind. Familie Feller zog es an diesem sonnigen Tag aus Stuttgart an den See und in die Menzingergärten. „Es ist immer noch wunderschön hier“, sagt Stephanie Feller und erzählt: „Wir waren auch während der Landesgartenschau schon hier. Jetzt gibt es zwar das ein oder andere Highlight weniger, aber dafür ist es auch nicht mehr so voll.“ Einfach einzigartig findet Familie Fellner das Zusammenspiel von Garten und Dächerlandschaft der Stadt. „Man findet hier immer irgendwo ein gemütliches Eckchen“, freut sich die Stuttgarterin.

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Neugierde auf das, was von der Landesgartenschau übrig blieb

Auf einem Mäuerchen im oberen Teil der Menzingergärten hat Gunhild Ege aus Überlingen mit ihren Töchtern Kirsten Single und Karin Angel mit Enkelin Leni ein Plätzchen mit Aussicht gefunden. „Wir wollten mal gucken, was übriggeblieben ist von der LGS“, sagt Gunhild Ege. Sie sorge sich, dass die Gärten verkommen könnten: „Die Stadt wird zusätzliche Gärtner einstellen müssen. Für uns ist das hier eine Bereicherung, aber für die Stadt eine wirtschaftliche Frage.“ Ihre Tochter Karin sieht das gelassen. „Ich finde es einfach nur schön, dass wir hier den Ausblick jetzt wieder genießen dürfen“, sagt sie und blinzelt in die Sonne.

Bei schönem Wetter sind Nadine Vogler und ihre Tochter Jana fast täglich auf dem Spielplatz.
Bei schönem Wetter sind Nadine Vogler und ihre Tochter Jana fast täglich auf dem Spielplatz. | Bild: Antonia Kitt

Spielplatz als Treffpunkt für die ganze Nachbarschaft

Oben am Spielplatz ist Nadine Vogler mit ihrer fünfjährigen Tochter Jana an der Rutsche. Die Familie wohnt ganz in der Nähe in der Obertorstraße. „Für uns als junge Familie sind die Gärten nur eine Bereicherung“, sagt auch Nadine Vogler. „Der Spielplatz hier ist ein Treffpunkt für die ganze Nachbarschaft und gerade für Kinder in Janas Alter optimal.“

Margarete Gut und ihre Tochter Stephanie freuen sich, dass die Rosenobelgärten wieder geöffnet sind. Sie genießen die Aussicht.
Margarete Gut und ihre Tochter Stephanie freuen sich, dass die Rosenobelgärten wieder geöffnet sind. Sie genießen die Aussicht. | Bild: Antonia Kitt

Ruhiges Fleckchen abseits des Rummels am See

In den Rosenobelgärten ist besonders das große Rondell auf dem Rosenobelturm ein Anziehungspunkt. Margarete Gut aus Nußdorf macht hier mit ihrer Tochter Stephanie aus München einen Spaziergang. „Es ist so schön, dass der Turm nun wieder öffentlich zugänglich ist“, sagt Margarete Gut. Auch Ulla Baule genießt hier die Aussicht. „Ich find‘s toll hier“, sagt sie begeistert. „So hat man mal einen ganz anderen Blickwinkel auf die Stadt. Und es ist ein eher ruhigeres Fleckchen, wenn man mal nicht den ganzen Betrieb direkt am See will.“

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Die drei Gartenparzellen entlang der Stadtmauer unterhalb des Turms sollen ebenfalls wieder bewirtschaftet werden, liegen momentan aber noch brach. „Das wird bestimmt schön, wenn dort alles wieder bepflanzt ist“, freut sich die Überlingerin. Allerdings befürchtet sie, dass es zwischen den Hobbygärtnern und den Besuchern eventuell zu Konflikten kommen könnte.

Ulla Baule genießt vom Rosenobelturm aus die besondere Perspektive auf die Stadt.
Ulla Baule genießt vom Rosenobelturm aus die besondere Perspektive auf die Stadt. | Bild: Antonia Kitt

Stadtgärten werden um 20 Uhr verschlossen

Den ein oder anderen Mundraub befürchten auch die jungen Hobbygärtnerinnen Janna Schmitt und Christine Schroff. Beide sind daher froh, dass die Stadtgärten ab 20 Uhr verschlossen sind. Da müsse man sich dann im Sommer abends mit dem Gießen beeilen. „Jede Parzelle soll einen eigenen Wasseranschluss bekommen und auch ein kleines Tor“, erzählt Schmitt. Da könne man zwar trotzdem drübersteigen, aber so sei wenigstens optisch eine Abtrennung zu erkennen. Es wird sich also noch zeigen müssen, wie in den neuen Stadtgärten die gärtnerische und die touristische Nutzung, Gartenarbeit und Freizeitvergnügen miteinander vereinbar sein werden.

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