Sabine Busse

Auf den ersten Blick könnte man meinen, die Landesgartenschau sei noch in vollem Gange. Im Uferpark sind morgens emsige Leute in den pinkfarbenen Jacken des Landesgartenschau-Teams mit Besen und Greifzangen unterwegs. Sie klauben Abfall aus den Grünanlagen und Beeten, harken die Wege und fegen die Stufen. Zwei von ihnen waren hier schon im Sommer 2021 im Einsatz und finden es prima, weitermachen zu können. Sie sind jetzt Stadt-Verschönerer, wie die Initiatoren Roland Leitner und Anna-Maria Allweier von der LGS GmbH das nennen.

Leitner und Allweier hatten alle ehrenamtlichen LGS-Helfer angeschrieben. Dazu erschien ein Aufruf im Mitteilungsblatt der Stadt Überlingen. Die dort abgedruckte Liste mit Aufgaben reicht von Müll aufsammeln und Reinigen der Sitzflächen über das Entfernen von kleinen Graffitis bis zu gärtnerischen Tätigkeiten. Letzteres vor allem in den Menzingergärten, wo die Weinreben oder der LGS-Werbegarten gepflegt werden müssen.

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Helfer berichten von positiven Erfahrungen bei der LGS

Heimo Bretschneider war bei der Landesgartenschau bereits im Geländedienst im Einsatz und Maria Langle führte Gruppen. Beide waren sofort dabei, als die Anfrage eintraf. „Es macht Spaß, man arbeitet mit vielen netten Leuten zusammen und tut etwas Sinnvolles für die Umwelt unserer Heimatstadt“, beschreibt Heimo Bretschneider seine Motivation. Er habe sich immer schon über Müll geärgert, der in den Grünanlagen landet. Jetzt helfe er eben mit, den wegzumachen. Maria Langle sieht das ähnlich: „Während der LGS haben wir so viel Zuspruch bekommen. Viele Leute haben sich bei uns bedankt.“ Ohne die Erfahrung des vergangenen Jahres wäre sie wohl nicht auf die Idee gekommen, im Park aufzuräumen, aber nun mache sie es mit Freude.

Jeden Mittwoch und Freitag treffen sich die ehrenamtlichen Stadt-Verschönerer hinter dem Grünflächenamt, wo sie das Werkzeug in Empfang ...
Jeden Mittwoch und Freitag treffen sich die ehrenamtlichen Stadt-Verschönerer hinter dem Grünflächenamt, wo sie das Werkzeug in Empfang nehmen. | Bild: Sabine Busse

Jeden Mittwoch und Freitag treffen sich Helfer um 9 Uhr beim Grünflächenamt, holen das Werkzeug ab und besprechen kurz die Aufgaben. Heute werden Heimo Bretschneider und Maria Langle von Nadine und ihrer kleinen Tochter im Kinderwagen begleitet. Die junge Mutter ist neu dabei und packt direkt mit an. Während sie Reste von Ostereiern unter einer Bank einsammelt, ist Heimo Bretschneider im Bereich der Beachbar mit der Greifzange unterwegs.

Kronkorken und Zigarettenkippen, auch Glasscherben am Ufer

Einer von vielen. Überall dort, wo Leute gerne sitzen, liegen viele Kronkorken und andere Hinterlassenschaften herum.
Einer von vielen. Überall dort, wo Leute gerne sitzen, liegen viele Kronkorken und andere Hinterlassenschaften herum. | Bild: Sabine Busse

Was liegt hier hauptsächlich rum? „Zigarettenkippen und Kronkorken“, antwortet er prompt und zeigt den sich füllenden Eimer. Auch Glasscherben liegen im Uferbereich, wo die Leute bald barfuß laufen werden. Dazu finden die Helfer eine Menge Hundekot, den sie allerdings nicht entsorgen, auch wenn er in Plastikbeuteln verpackt am Wegesrand liegt. Warum die Hundehalter die gefüllten Tüten dann nicht in den nächsten Mülleimer werfen, „das ist für mich komplett unverständlich“, sagt Bretschneider. Das Problem gab es im Vorjahr bei der Landesgartenschau nicht, da waren Hunde auf dem Gelände verboten. Jetzt sind städtische Mitarbeiter für die Entsorgung des Hundekots zuständig.

Pierre Falzone nimmt sich die Wege und Stufen auf dem Rosenobelturm vor.
Pierre Falzone nimmt sich die Wege und Stufen auf dem Rosenobelturm vor. | Bild: Sabine Busse

Oben auf dem Rosenobelturm fegt derweil Pierre Falzone akribisch die Stufen um den Irisfarbkreis. Die kleinen Steinchen der Kieswege landen schnell auf den Stufen des Rondells und machen sie rutschig. Auch Falzone war vergangenes Jahr im LGS-Geländeteam und macht jetzt einfach weiter. „Ich bin Rentner und habe Zeit.“ Dazu sei er gern draußen. Es ärgert ihn schon lange, dass so viel Müll achtlos weggeworfen wird. Daher fängt er mit dem Sammeln schon auf dem Weg zum Rosenobelturm an. Auf die Frage, ob der Aufruf, ehrenamtlich die Stadt zu reinigen, nicht ein bisschen unverschämt sei, antwortet er: „Im Gegenteil, es ist toll, dass sie das anbieten. Das ist genau recht so!“

Die roten Stühle und Bänke beim Spielplatz in den Menzingergärten sind neu und eine Spende der Freunde der LGS.
Die roten Stühle und Bänke beim Spielplatz in den Menzingergärten sind neu und eine Spende der Freunde der LGS. | Bild: Sabine Busse

Im Anschluss ein Kaffee in den Menzingergärten

Er wird später auf Paul und Anna-Maria Knisel treffen, die sich zusammen mit ihrem Enkel um den Badgarten gekümmert haben. Die Stadt-Verschönerer dürfen heute als erste auf den neuen Stühlen in den Menzingergärten Platz nehmen und den von Leitner und Allweier servierten Kaffee genießen. Dem Ehepaar Knisel sind vor allem die vielen giftigen Zigarettenkippen ein Dorn im Auge. Da müsse etwas passieren, sind sie sich einig. Ihrem Engagement tut das keinen Abbruch. „Man muss was für die Stadt tun. Nicht immer nur nehmen, auch geben“, sagt Paul Knisel.

Nadine (links) und Maria Langle sorgen im Uferpark für saubere und abfallfreie Flächen.
Nadine (links) und Maria Langle sorgen im Uferpark für saubere und abfallfreie Flächen. | Bild: Sabine Busse

50 Freiwillige haben sich bereits gemeldet

Und wie findet Initiator und LGS-Geschäftsführer Roland Leitner den Verlauf der Aktion Stadt-Verschönerer? „Ich bin nicht zufrieden, sondern überwältigt von der positiven Resonanz“, schreibt er auf unsere Anfrage. 50 Freiwillige hätten sich schon gemeldet. Jeder könne sich nach seinen Vorlieben und zeitlichen Möglichkeiten einbringen, betont er. Auf die Frage, ob die Ehrenamtlichen nicht Aufgaben übernehmen sollen, die eigentlich von der Stadt zu erledigen wären, was aber durch den Zuwachs an Flächen kaum noch leistbar sei, antwortet er: „Die allgemeine Pflege wie auch die Sauberkeit wird vollständig durch die sehr leistungsfähige Stadtgärtnerei abgedeckt, die das auch sehr professionell macht.“ Es ginge mehr um besondere Dinge oder aufwendige Einzelprojekte, die sonst nicht in der Qualität erhalten bleiben könnten. „Die Stadt-Verschönerer setzen in Überlingen noch eine Kirsche auf die Sahnehaube auf der Torte“, schwärmt Leitner. Wer denkt bei so einem schönen Bild schon an Zigarettenkippen und Kronkorken?

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