Die Faszination für sein Thema ist groß, auch wenn Normalsterbliche es nicht verstehen. Der promovierte Physiker Roland Bader aus Überlingen forscht seit 16 Jahren zum Thema Quantencomputer, und speziell zu der Frage, wie es gelingen kann, Daten nicht auf magnetischen Platten, sondern in Atomen zu speichern.
Seit der jüngsten Verleihung des Physiknobelpreises an drei Quantenforscher ist das Thema in aller Munde, wird langsam doch immer klarer, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis Quantencomputer die technisierte Welt revolutionieren werden.
„Die Realität beruht auf Information. Wir bekommen von dieser Realität aber nur einen Bruchteil mit.“Roland Bader
Für den 68-Jährigen aus Überlingen ist die Quantenmechanik eine Art Lebenselixier. Vielleicht ist an ihm ja ein Physiklehrer verloren gegangen. Jedenfalls kann er anschaulich erklären, was es mit der Quantenphysik auf sich hat. Dafür nimmt er einen Salz- und einen Pfefferstreuer in die Hand und erklärt, was mit Verschränkung gemeint ist. Dass das weiße Salz nämlich über große Strecken hinweg wisse, dass der Pfeffer braun ist. „Die Realität beruht auf Information. Wir bekommen von dieser Realität aber nur einen Bruchteil mit.“

Zur Person
Speichern in Atomen
Bader hat sein Buch so verfasst, dass es Abiturienten mit Leistungskurs Mathematik und Physik verstehen müssten. Er liefere die nötigen Werkzeuge. „Da Steckt auch ein ganzes Stück Didaktik drin“, sagte er.
„Es hieß immer, das kann man nicht.“Roland Bader über das Speichern in Atomen
Als Bader mit dem Schreiben begann, habe noch niemand den Nachweis erbracht, dass man Informationen nicht nur auf Speicherplatten, sondern in einzelnen Atomen ablegen könne. „Es hieß immer, das kann man nicht.“ Falls es die marktfähige Technik dazu irgendwann gibt, könnte die steigende Flut an Informationen auf viel, viel kleinerem Raum gespeichert werden.
16 Jahre lang, davon acht Jahre in Vollzeitbeschäftigung (seit Antritt seines Ruhestandes) schrieb Bader an seinem Buch. Möglicherweise zu lange, um auf diesem sehr dynamischen Forschungsgebiet der Schnellste zu sein. Bader sagt, ihm sei es gelungen, den Nachweis zu erbringen, dass die Speicherung in Atomen möglich ist. Andere waren wohl schneller und erbrachten nicht nur den theoretischen Nachweis, sondern setzten es im Labor im praktischen Versuch um. Darüber berichtete jedenfalls die Wochenzeitung ‚Die Zeit‚ schon 2017 mit Verweis auf einen Bericht im Fachjournal Nature.
Wissen für die Welt
Wer Bader zuhört, der gewinnt den Eindruck, dass ihm derlei Konkurrenzdenken wurscht wäre. Vielmehr sieht er sich als Teil der wissenschaftlichen Gemeinschaft und stellt seine Ergebnisse gerne aller Welt zur Verfügung. Verdienen wolle er an seinem Buch nichts. „Der Erkenntnisgewinn ernährt einen Wissenschaftler“, sagt er, „das treibt ihn an.“ Der Überlinger hofft, dass über seine Internetseite andere Wissenschaftler auf ihn aufmerksam werden. Eine Strategie, sein Wissen unter die Wissenschaft zu bringen, habe er nicht entwickelt. „Daran hätte ich keinen Spaß.“ Mit vielen Abnehmern für das Buch rechnet er nicht, die Erstauflage liegt bei 25 Exemplaren.
Teilchen aus dem Nichts?
Ein Kapitel in seinem Buch handelt von der Vakuumpolarisation. Bader erklärt diese Theorie folgendermaßen: „Aus dem Nichts heraus entstehen Teilchen, und sie verschwinden wieder. Man kann sie indirekt sehen, weil sie einen Fußabdruck in der realen Welt in Form von Energie hinterlassen.“
Wie sagte Albert Einstein noch gleich zur Quantenmechanik, an der er zweifelte, die später aber bestätigt wurde? „A spooky action at a distance“, eine geisterhafte Fernwirkung. Das hört sich esoterisch an. Hat Bader keine Angst davor, dass Esoteriker mit seinen Forschungsergebnissen Schindluder treiben? „Das machen sie eh. Das ist ein Kollateralschaden, da kann man nichts machen.“