Überlingen – Ein Mann mit Irokesenschnitt steht im Ring. Seine Tattoos am Oberkörper sehen schon aus wie Schmuck. An den Händen sind rote Boxhandschuhe und um Hüfte und Schulter hängen ein großer, schwerer, goldener und ein überdimensionaler grüner Gürtel. Immer wieder brüllt er seine Freude in die Kameras der Fotografen.

Das ist die Szene direkt nach dem Urteil des Kampfs im März 2017 bei der Bodensee-Fightnight in Mühlhofen. Der Mann mit den Gürteln ist Sebastian Harms-Mendez. Er ist vollgepumpt mit Adrenalin, seine Freude über den Sieg muss einfach heraus. Zumal es nicht irgendein Sieg war, denn er wurde gerade WBC-Europameister und AFSO-Super-Weltmeister. Damit hat der heute 30-Jährige seinen bislang größten Erfolg seiner Profi-Karriere gefeiert und etwas Außergewöhnliches geschafft: in einem Kampf zwei Gürtel gewonnen.

„2007 stand ich zum ersten Mal im Ring“, erinnert sich der Überlinger. Zum Muay Thai gekommen ist er, als er als 14-Jähriger auf dem Schulhof einmal zusammengeschlagen worden war. Er wollte sich wehren können und begann im Wellnesspark Altbirnau einen Selbstverteidigungskurs. Schnell war er von diesem Sport begeistert. 2003 wechselte er nach Singen zum Thai-Box-Club, weil es in der näheren Umgebung keinen Verein gab. Nach seinem dritten Kampf ging es für ihn bereits um die Schweizer Amateur-Meisterschaft – und er gewann sie. Zwei Jahre später wurde er Amateur-Europameister in Rom und es ging weiter steil bergauf.

Seine erste Weltmeisterschaft gewann Sebastian Harms-Mendez 2011 in Karlsruhe. In dieser Zeit trainierte er bereits selbstständig in Überlingen und baute sich ein eigenes Gym auf, wie die Kampfsportler die Kampfsportschule nennen. „Ich wollte weiter erfolgreich sein“, erklärt Sebastian Harms-Mendez den Schritt in die Selbstständigkeit. „Und in Singen waren die Trainingsbedingungen einfach nicht gut genug für dieses Niveau.“ Der Überlinger entschied sich, Profi zu werden, verteidigte seinen WM-Titel, holte sich die deutsche Meisterschaft im Iska-Verband und wurde auch Supremacy Pro Champion. Mittlerweile hat Sebastian Harms-Mendez zehn Gürtel gewonnen.

Er lebt die Sportart Muay Thai, und das mit Erfolg. 2016 wurde er in Überlingen bereits zum Sportler des Jahres gewählt. „Es war zum einen eine riesige Ehre für mich“, sagt er mit zwei Jahren Abstand. „Aber zum anderen war der Zuspruch zum Thaiboxen danach noch viel beeindruckender.“ Der Überlinger ist maßgeblich daran beteiligt, dass Thaiboxen am Bodensee hoffähig geworden ist. Seine Bodensee Fightnight, die am 24. März zum fünften Mal in Mühlhofen stattfindet, ist mit 1500 Zuschauern jedes Jahr ausverkauft.

Im vergangenen Jahr prägte noch ein anderes Projekt den Alltag des Thaiboxers: Er baut momentan sein Gym aus. „Es wurde einfach alles viel zu klein“, sagt Sebastian Harms-Mendez. „Jetzt haben wir bereits eine viel größere Trainingsfläche, es ist deutlich heller und es kommt unter anderem noch ein großer Sanitärbereich dazu.“ Außerdem baut er seine Trainingsmöglichkeiten im Fitnessbereich aus. Neben diesem Großprojekt ist der 30-Jährige Trainer und betreut seine Kämpfer auf der ganzen Welt. Im Sommer 2017 war Sebastian Harms-Mendez innerhalb von wenigen Wochen in China, Thailand, in den USA, in der Türkei, in ganz Deutschland und der Schweiz unterwegs.

„Natürlich ist es teilweise richtig anstrengend und schwierig, alle Termine unter einen Hut zu bekommen“, gibt es zu. „Aber das ist es, worauf ich in den vergangenen Jahren hingearbeitet habe: Das Muay Thai Gym Mendez ist mittlerweile auf vielen großen Events der Welt dabei und zeigt, dass in Überlingen sehr gut gearbeitet wird.“

Zur Person und Wahl

  • Sebastian Harms-Mendez ist Muay-Thai-Profi. Der 30-Jährige wurde in Spanien als Sohn eines deutschen Vaters und einer mexikanischen Mutter geboren. Mit zwei Jahren kam er nach Überlingen und wuchs dort auf. Als Schüler kam er mit 15 Jahren zum Kampfsport. Seit 2010 ist Sebastian Harms-Mendez Profi und betreibt seit 2012 sein eigenes Muay Thai Gym Mendez in Überlingen. Er hat 78 Kämpfe absolviert und 62 davon gewonnen, zwei wurden unentschieden gewertet. 2016 wurde Sebastian Harms-Mendez bereits zum Sportler des Jahres in Überlingen gewählt. Nun steht er als WBC-Europameister und AFSO-Super-Weltmeister zum zweiten Mal zur Wahl.
  • Die Wahl: Die Leser des SÜDKURIER können bis Sonntag, 11. März, ihre Stimme für die Sportlerwahl abgeben. Dazu müssen Sie zu Handy oder Telefon greifen, die Nummer 0 13 79/37 05 00 wählen und folgende Endziffern für die jeweiligen Kandidaten anhängen:Sportler des Jahres: Sebastian Harms-Mendez -51; Hubert Merkelbach –52; Johanna Siebler -53
  • Mannschaft des Jahres: Fußballclub -54; Segel- und Motorbootclub -55; Turnverein -56.Ein Anruf aus dem Festnetz der Telekom kostet 50 Cent, Mobilfunk deutlich mehr. Die Anrufer sollten neben ihrem Namen und der Adresse das Stichwort „Sportlerwahl“ angeben. Die Abstimmung ist auch möglich mit dem am 15. Februar veröffentlichten Coupon, unter der E-Mail-Adresse ueberlingen.redaktion@suedkurier.de.